Die Bundesjugendspiele sind umstritten. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Schulleiter und Sportlehrer sind sich einig: Bundesjugendspiele bloß nicht abschaffen / Dabei sein ist alles

Von Kevin Schuon

Calw. Die Bundesjugendspiele abschaffen? Das forderte unlängst die Mutter eines Kindes aus Konstanz. Zu erniedrigend und demütigend sei die Teilnahme für unsportliche Kinder und deshalb nicht mehr zeitgemäß. Bei den Calwer Lehrkräften beißt sie mit dieser Forderung auf Granit.

Die befragten Schulleiter und Sportlehrer sind sich einig, dass sie die Bundesjugendspiele nicht abschaffen wollen. Zu wichtig seien sie für die Entwicklung, den Zusammenhalt und die Integration der Schüler.

Zum Hintergrund: Der Vorschlag, die Bundesjugendspiele abzuschaffen, kommt von der Konstanzerin Christine Finke. Nachdem ihr Sohn mit Tränen in den Augen und einer Teilnehmerurkunde nach Hause kam und sie sich daran erinnerte, dass auch sie jedes Jahr die Klassenschlechteste war, kam zu dem Schluss, dass die Spiele abgeschafft werden sollten oder zumindest die Teilnahme daran freiwillig sein muss. Daraufhin rief sie kurzerhand eine Petition zur Abschaffung der Bundesjugendspiele ins Leben. Mehr als 18 000 Unterstützer haben diese innerhalb kurzer Zeit unterschrieben.

"Ich werde diese Petition jedenfalls nicht unterschreiben!", so Karl-Heinz Scheffelmeier, stellvertretender Schulleiter und Sportlehrer der Badstraßenschule. Auch von der Argumentation, dass unsportliche Schüler öffentlich an den Pranger gestellt werden, halten die Calwer Lehrkräfte nichts. Im Gegenteil: Es sei eher "die Chance für sportliche Kinder, die sonst in der Schule nicht so gut sind, ihre Stärken zu zeigen", so sieht es die Leiterin der Grundschule Hirsau, Martina Fischer.

"Es ist eben so, dass nicht jeder alles kann", untermauert Scheffelmeier diesen Standpunkt. Jeder Mensch habe seine Stärken und Schwächen – egal ob Mathe, Deutsch oder eben Sport.

Außerdem könne man die unsportlichen Kinder ja auch anhand der jährlichen Sportnoten vergleichen, meint Rüdiger Herrscher, Rektor des Hermann Hesse-Gymnasiums. "Die müsste man ja dann auch abschaffen."

Davon abgesehen sieht er den Schulsport als ganz wichtigen Bestandteil des Bildungssystems und der Gesellschaft. "Die Kinder müssen früh lernen, dass es für die Gesundheit wichtig ist, sich zu bewegen." Das würde einem jeder Arzt bestätigen. "Und zum Sport gehört ein wenig Wettkampf eben dazu."

Den Fall, dass weniger erfolgreiche Schüler geweint hätten oder von anderen ausgelacht wurden, "habe ich so an unserer Schule noch nie beobachtet", versichert Karl-Heinz Scheffelmeier. Auch hier sei eher das Gegenteil der Fall. "Die Schüler feuern sich gegenseitig an, unterstützen sich und bauen sich auf."

Der sportliche Erfolg, auch da sind sich die drei Verantwortlichen einig, stehe sowieso nicht im Vordergrund, eher der sportlich-olympische Gedanke: "Dabei sein ist alles."