Für Jürgen Seibold, Obermeister der Konditoreninnung Calw-Freudenstadt, muss eine Schwarzwälder Kirschtorte in erster Linie frisch sein – egal mit welchem Kirschwasser. Foto: Stocker

Konditoren schütteln über Minister Bonde den Kopf. Frische ist wichtiger als das Kirschwasser.

Calw - Diese Antragstellung verdirbt den Konditoren gründlich den Appetit auf Süßes: Der Vorstoß der Schutzgemeinschaft Schwarzwälder Kirschtorte, das sahnige Backwerk als "garantiert traditionelle Spezialität" eintragen zu lassen, ruft die Konditoren auf den Plan. Das Problem: Die Originaltorte soll künftig nur mit echtem Schwarzwälder Kirschwasser zubereitet werden dürfen.

"Anforderungen an die Herkunft des Kirschwassers werden nach allgemeiner Verkehrsauffassung nicht gestellt", verweist der Landesinnungsverband des Konditorenhandwerks auf die Leitsätze für feine Backwaren. "Der Begriff Schwarzwälder Kirschtorte steht bereits seit Jahrzehnten für ein Produkt mit einer anderen als der von der Schutzgemeinschaft beantragten Spezifikation." Es sei üblich, dass das Kirschwasser aus ganz unterschiedlicher Herkunft stammt, argumentieren die Konditoren und wehren sich gegen die Aussage, original Schwarzwälder Kirschwasser sei verpflichtend.

Produkt vom Fließband soll "traditionelle Spezialität" sein?

Vielmehr drängen sie darauf, den Fokus auf die Frische der Torte zu legen. Deshalb ist das Konditorenhandwerk besonders irritiert, dass Verbraucherminister Alexander Bonde (Grüne) einen Antrag unterstützt, der unter anderem von zwei Tiefkühlproduzenten - Conditorei Coppenrath & Wiese GmbH und Pfalzgraf Konditorei GmbH - gestellt wird. "Es entspricht nicht dem Sinn und Zweck der Verordnung, ein industrielles Tiefkühlprodukt vom Fließband mit dem Etikett 'garantiert traditionelle Spezialität' aufzuwerten", sagt die Konditoreninnung.

Jürgen Seibold bedauert, dass die Tortenmacher so von dem Vorstoß "überfahren" wurden. Viele seien von den Auswirkungen betroffen. Der Obermeister der Innung Calw-Freudenstadt ist überzeugt, dass sich die jetzige Situation im Vorfeld hätte korrigieren lassen können. Auch Seibold stellt seine Kirschtorte unter den Frische-Aspekt, und so steht er hinter der Forderung des Landesverbandes, die da lautet: "Hände weg von der Schwarzwälder Kirschtorte, Herr Minister Bonde".

Erst vor einer Woche hatte die Schutzgemeinschaft Schwarzwälder Kirschtorte in Baiersbronn das Antragsverfahren offiziell eröffnet. Die berühmte Nachspeise soll in das EU-Register für traditionelle Speisen aufgenommen werden. Bonde hofft damit, das Genießerland Baden-Württemberg voranzubringen.