Nach der Premiere präsentierte Armin Schnürle (rechts) stolz das Filmteam. Darunter auch seine Tochter Julia, die die Rolle der Simone spielte. Foto: Selter-Gehrg

Premiere: Im neuesten Film geht es mystisch zu. Gewohnt viel Lokalkolorit.

Mystisch geht es im neuesten Tatort Calw von Mania Pictures zu. Visionen und Träume spielen eine zentrale Rolle in der Geschichte, die sich um lange zurückliegende und aktuelle Morde an jungen Mädchen sowie die Gabe eines alten Mannes, Dinge vorherzusehen, dreht.

Calw. Bei der Filmpremiere von "Der Seher" in der bis auf den letzten Platz ausverkauften Aula in Calw erlebten die Zuschauer einen spannungsgeladenen und unterhaltsamen Film mit Verfolgungsjagden, reichlich Blut, einer wenn auch unerotischen Bettszene und zahlreichen jugendlichen Nachwuchsdarstellern aus den eignen Reihen.

Gleich zum Auftakt waren die Protagonisten vor einer spektakulärer Kulisse zu sehen: Auf dem 40 Meter hohen Aussichtsturm des Baumwipfelpfads in Bad Wildbad kam es bei einer Geldübergabe zu einer Schießerei.

Wilde Jagd

Kommissar Jäger brillierte in seiner Tarnung mit blonder Perücke, während Kollege Hoffmann sich auf eine wilde Verfolgungsjagd über die Rutsche vom Aussichtsturm, quer durch den Wald und einen Bike-Trail begibt, um schließlich den Entführer eines Mädchens dingfest zu machen. Parallel zur Festnahme, dem anschließenden Verhör, dem Tod des Entführers und dem Fund des toten Mädchens, entwickelte sich die Geschichte des ehemaligen Profilers der Polizei Nikolaus Kaminskys.

In dieser Rolle gab es ein Wiedersehen mit dem bekannten Film- und Theaterschauspieler Tilo Prückner, der bereits bei mehreren Tatort Calw-Produktion mit dabei war.

Dieses Mal überzeugte er in der Titelrolle des "Sehers" Nikolaus Kaminsky, der zurückgezogen in einer Wohnsiedlung auf dem Wimberg lebt. Lediglich mit der der zwölfjährigen Tochter des Nachbarn hat er einen freundschaftlichen Kontakt.

Dass seine Tochter Julia die Rolle der Simone bekommen habe, betonte Regisseur Schnürle im Nachgang, sei keineswegs selbstverständlich gewesen. "Sie musste genau wie alle anderen durchs Casting", betonte er nach Filmende.

Als Kaminsky am Hals von Simone die Kette seiner vor 20 Jahren spurlos verschwundenen Tochter entdeckt, dreht er durch. Mit einem Messer bewaffnet, stürmt er das Haus der Nachbarsfamilie und bedroht Simone sowie deren Eltern, was natürlich Jäger, Hoffmann und Kraft auf den Plan ruft. Im Verlauf des Verhörs bei der Polizei in Calw, wofür wieder einmal Eingang und Büros der Sparkasse in Calw als Kulisse dienten, bringt Kaminsky den Ermittlern nicht nur die Lösung des aktuellen Entführungsfalls. Schnell wird die Verbindung zum alten Fall um dessen Tochter und zwei weitere verschwundene Mädchen deutlich. Tatsächlich werden die skelettierten Leichen im Garten des Nachbarn gefunden.

Doch der Vater von Simone kommt für die alten Morde nicht in Frage. Dann verschwindet wieder ein Mädchen …. Mehr soll an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden.

In "Der Seher" hat Schnürle übernatürliche, rational nicht erklärbare Erscheinungen zur Lösung seines Falls herangezogen. Dass die Geschichte dennoch sehr glaubhaft rüberkommt, dazu tragen die Gespräche Kaminskys mit dem Pfarrer (Rasmus Muttscheller) über Fragen des religiösen Glaubens und eben jene nicht erklärbaren Dinge zwischen Himmel und Erde bei. Doch nicht nur Übernatürliches und blutige Morde bekamen die Zuschauer geboten. Wie gewohnt gab es viel Lokalkolorit, von den Schauplätzen bis hin zum schwäbelnden Kommissar Jäger, für den sich Schnürle dieses Mal ein besonderes Bonmot ausgedacht hatte.

Kesse Tochter

Nachdem in einem der ersten Tatort Calw-Filme Jäger ein Baby hatte, das in den folgenden Filmen keine Rolle mehr spielte, tauchte nun seine kesse 16-jährige Tochter auf (was Schnürle mit "künstlerische Freiheit" kommentierte), die am heimischen Küchentisch für Aufruhr sorgte und Jägers ganze väterliche Kompetenz erforderte. Eine besondere Pointe hatte auch die meist angespannte Beziehung zwischen Jäger und Kollege Hoffmann. Jäger: "Übrigens, i bin dr Karl". Hoffmanns Reaktion: "Dass ich das noch erleben darf."

Nicht erleben werden die Zuschauer eine neunte Auflage des Tatort Calw. Schnürles Ankündigung nach der Vorführung von "Der Seher", dass dies der achte und wohl auch letzte Tatort Calw in dieser Form gewesen sei, ließ ein enttäuschtes Raunen durch die Zuschauerreihen in der Aula gehen.

Doch Schnürle legte nach: "Mehr wird noch nicht verraten." Und wer den passionierten Filmemacher sowie das motivierte und vielseitig talentierte Team von Mania Pictures kennt, der ahnt, dass es längst Pläne für ein neues Filmprojekt gibt.

Bis dahin haben Tatort Calw-Fans und alle, die es noch werden wollen, Gelegenheit, den aktuellen Streifen in Kinos der Region zu sehen oder sich alle Tatort Calw-Filme auf DVD anzusehen.

Weitere Informationen: www.mania-pictures.de