Flüchtlinge aus vielen Kulturen kommen in Calw und Umgebung zusammen. Foto: Elias Foto: Schwarzwälder Bote

Flüchtlinge: In Calw gibt es eine Willkommenskultur / Samir aus Syrien ist glücklich über die Hilfe / Formulare sind das Schwierigste

Flüchtlinge wurden in Calw freundlich und hilfsbereit aufgenommen. "Die Deutschen sind sehr nett gewesen. Ich hatte nicht erwartet, dass wir so viel Hilfe bekommen."

Calw. Samir, Flüchtling aus Syrien, blieb an der Grenze zu Deutschland für drei Tage und wurde in ein Camp nach Gechingen gebracht, wo er mit seinem Vater untergebracht wurde. "Die Einrichtung war überfüllt und alt. Wir hatten wenig Platz und lebten eng beisammen", erzählt er. Dort lernte Samir die deutsche Sprache, die sich ganz vom Arabischen unterschied. Auch die Deutsche Kultur und Lebensweise ist verschieden.

Nach zwei Jahren endlich ein größeres Zimmer

"Alles war so anders als Zuhause, die Sprache, die Läden, die Währung, das Verhalten miteinander."

Nach zwei Jahren wurden sie nach Neubulach gebracht. "In Neubulach war alles neu, wir bekamen neue Betten und ein eigenes großes Zimmer." Nun lebt er in Calw mit seinem Vater, seiner Mutter, die mit seinem kleinen Bruder aus der Türkei nachgekommen war, in einer Wohnung. Für Samir ist ein ganz entscheidender Punkt anders: "Die Bürokratie, die ganzen Versicherungen und der ganze Papierkram ist sehr anstrengend, da ich und meine Familie nur sehr wenig Deutsch können, brauchen wir fürs Ausfüllen immer wieder Hilfe." Diese Hilfe bekommen sie von Freiwilligen Helfern, die sich ehrenamtlich engagieren. Sie organisieren die Deutschkurse, Treffs und helfen bei allen Formularen.

Auch für die Helfer ist die Verständigung manchmal eine Herausforderung: "Verständigung untereinander, ob Kultur oder Verhaltensweisen, sind unterschiedlich. Um miteinander kooperieren zu können, müssen beide Seiten verstanden und akzeptiert werden", so Else Furthmüller, eine langjährige Helferin, "manche Erwachsene wissen nicht, dass zum Beispiel an Weihnachten die Kaufhäuser schließen und sie da nicht einkaufen können. Wir müssen darauf achten, dass jedem unsere Feste und Feiertage näher gebracht werden."

Viele haben Heimweh und sind traumatisiert

Samirs Wohnung wird, wie viele andere, vom Staat bezahlt, doch Samir hofft bald eine Ausbildung zu machen und ab da sich selber versorgen zu können. Da die meisten Helfer ehrenamtlich sich engagieren , bekommen sie von der Gemeinde bestimmte Geldmengen um Stifte, Hefte und Malbücher zu kaufen. Sie gibt hinzu: "Zu sehen wie sich die Leute an das fremde Land gewöhnen und zur Arbeit gehen, um ihr Leben weiterzuführen, ist für mich einer der schönsten Momente." Aber nicht immer ist es so einfach: "Viele haben Heimweh und manche sind von den Vorkommnissen im Krieg so sehr angeschlagen, dass man Psychologen in die Unterhaltungen einbezieht. Wir helfen, wo wir können, damit es den Leuten besser geht, sie nach all den Strapazen wieder glücklich sind und sich sicher fühlen". Samir sieht seine Zukunft ebenfalls hier.  Die Autorin ist Schülerin der Klasse 9b des Maria von Linden-Gymnasium