Berthold Wiesner, der Stellvertreter Harry Eberts, leitete die jüngste Gemeinderatssitzung und konnte sich einiges anhören. Er bestätigte allerdings, dass der Rathaus-Chef seinen Rücktritt erklärt habe. Foto: Rapthel-Kieser

"Liegt denn eine Krankmeldung vor?" Stelle soll jetzt schnell ausgeschrieben werden. Rücktritt fällt unter "Verschiedenes".

Burladingen - Ein Kuriosum: Der Rücktritt eines Bürgermeisters, der in der viertgrößten Stadt des Zollernalbkreises zwanzig Jahre im Amt war, muss im Gemeinderat unter dem Tagesordnungspunkt "Verschiedenes" abgehandelt werden. In seiner Abwesenheit.

Beobachter der kommunalpolitischen Szene hatten es erwartet: Harry Ebert kam, wie so oft in den vergangenen Monaten, auch nicht zur jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Sein Stellvertreter, der Erste Beigeordnete Berthold Wiesner, musste die Sitzungsleitung übernehmen, den abwesenden Rathauschef entschuldigen.

Räte und Bürger, die angesichts der Schlagzeilen vom Rücktritt des 58-jährigen AfD-Bürgermeisters auf eine Bekanntmachung unter dem ersten Tagesordnungspunkt "Mitteilungen" gewartet hatten, wurden enttäuscht. Offensichtlich hatte Wiesner dazu keine Erklärung seines Chefs vorliegen. Auf Nachfrage der Gemeinderäte beim letzten Tagesordnungspunkt bestätigte er allerdings: Ja, Bürgermeister Harry Ebert habe am Dienstagvormittag in einer Mitarbeiterversammlung des Rathauses erklärt, dass er zum 31. Oktober von seinem Amt zurücktrete.

"Irrungen und Wirrungen"

Keine Erklärung hatte Wiesner dafür, dass ein Korrekturabzug des Amtsblatts mit Eberts Rücktrittsmeldung zeitweise als Foto in den sozialen Medien kursiert war, das Amtsblatt dann aber ohne die entsprechende Passage erschien.

Von "Irrungen und Wirrungen" sprach deshalb der Fraktionsvorsitzende der CDU Michael Eisele und kritisierte das Schweigen aus dem Rathaus. "Sollte der Bürgermeister wirklich seinen Rücktritt verkündet haben, ist das mehr als eine wichtige Angelegenheit, denn es ginge schließlich um die Zukunft unserer Stadt, und es wäre höchst impertinent, uns im Dunkeln darüber zu lassen." Eisele schilderte auch, wie die Kommunikation des Rathauschefs mit seinen ehrenamtlichen Kommunalpolitikern aussieht: "Die offizielle Nachfrage meinerseits ergab, Herr Ebert sei nicht im Haus, man müsse ihn per Mail persönlich zu dieser Sache anfragen, was ich dann auch getan habe. Nun kann man sich schon denken, was darauf hin passierte: Nichts! Keine Antwort auf die von mir gestellte Gretchenfrage."

Es hätte spätestens nach der Mitarbeiterversammlung doch eine Pressemitteilung geben müssen, klagte auch Dörte Conradi (CDU). Dann blickte sie nach vorn: "Ich nehme das jetzt mal als offizielle Mitteilung", kommentierte sie die Schilderungen von Berthold Wiesner. Dass Ebert seinen Rücktritt erklärt habe, nannte sie die "richtige Entscheidung" und blickte dann nach vorn: "Wir sollten, wenn es geht, dann noch in diesem Monat eine Sondersitzung machen und die Stelle des Bürgermeisters so schnell wie möglich ausschreiben. Dann kann es zusammen mit dem neu gewählten Gemeinderat einen echten Neuanfang in Burladingen geben", betonte die Ministerialrätin.

Karl-Moritz Kraus von den Freien Wählern verwies darauf, dass Ebert Meldungen zu Folge "gesundheitliche Gründe" für seinen Rückzug geltend gemacht habe und stellte eine ganz andere Gretchenfrage: "Liegt denn da eine Krankmeldung für heute Abend vor?" Eine Antwort bekam er allerdings auch nicht.