Der Storch nistet auf einem Ausleger des Strommastes, wo es für ihn und seine Jungtiere ungefährlich ist. Foto: Eich Foto: Schwarzwälder-Bote

Storch lässt sich auf Hochspannungsmast in Kirchdorf nieder / Vögel bevorzugen hohe Nistplätze für Jungtiere

Von Lena Mielke

Brigachtal-Kirchdorf. Zum wiederholten Male hat sich ein Storch auf einem Hochspannungsmast im Norden Brigachtals niedergelassen. Dass die Tiere genau dort ihren Nachwuchs aufziehen wollen, ist laut dem Storchenexperten Wolfgang Fiedler nicht ungewöhnlich.

"Trotz winterlicher Temperaturen kehren die Störche häufig um diese Jahreszeit nach Deutschland zurück", erklärt Wolfgang Fiedler vom Max-Planck-Institut für Ornithologie der Vogelwarte Radolfzell.

In vielen Gebieten lassen sie sich dabei auf Hochspannungsmasten nieder: "Vor allem jetzt in der Anfangsphase ist es für die Vögel wichtig, ihre Nistplätze auch während der Nahrungssuche im Auge behalten zu können, damit kein anderer Storch ihnen das Nest samt Partnerin stehlen kann." Hochgelegene Masten wie der in Brigachtal kommen den Tieren da gelegen.

Bei dem Platz, an dem der Storch in Brigachtal seinen Nachwuchs aufziehen möchte, handelt es sich um einen Höchstspannungsmast mit einer Ladung von 380 000 Volt, der von Transnet BW, einer Tochter des Energieversorgers EnBW, betrieben wird. "In aller Regel sind die Vögel so intelligent, dass sie an ungefährlichen Stellen nisten", sagt Ulrich Stark, der kommunale Sprecher von EnBW.

Bleibe der Storch an dem breiten Ausleger des Masts, sei er nicht in Gefahr. Gerate eines der Tiere allerdings mit einem Fuß oder Flügel an eine Leitung und mit einem anderen Körperteil an den Mast, könne das einen Kurzschluss zur Folge haben: "Das ist dann nicht so lustig für alle Beteiligten."

In den vergangenen Jahren haben bereits mehrere Störche sich einen der Masten in Brigachtal als Nistplatz für ihre Jungtiere ausgesucht. Wolfgang Fiedler wundert das nicht: "Die Störche entwickeln Traditionen oder schauen sich den Nistplatz voneinander ab." Möglichst viele der derzeit etwa 500 bis 600 in Baden-Württemberg aufwachsenden Jungstörche werden von einem Netz an ehrenamtlichen Helfern der Vogelwarte Radolfzell, die alle Daten der Tiere im Umkreis sammelt, beringt. Weil der Mast in Brigachtal eine hohe und nicht ganz ungefährliche Stelle ist, übernahmen diese Aufgabe hier bisher meist Monteure von Transnet BW. "In diesem Jahr haben wir noch keinen Auftrag zu Beringung des Storchs in Brigachtal gegeben", erzählt Fiedler.

Wichtig für die Forscher sind vor allem das Zugverhalten, die Lebensdauer und Ernährung der Tiere. Die Prozedur der Beringung selbst dauert nur wenige Sekunden und ist für die Tiere vollkommen schmerzfrei.