Einst im Mai. Und zwar 2015. Bösingens Schulleiter Michael Schwarz (links) wird vom Kollegium begrüßt. Nach gut zwei Jahren geht er Richtung Oberndorf und fängt am 1. Juni 2017 in der Verbundschule an. Archivfoto: Hölsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Schulleiter: Am 1. Juni endet das zweijährige Gastspiel in Bösingen, das eigentlich länger gedacht war

Nun also doch. Schulleiter Michael Schwarz verlässt die Bösinger Grund- und Werkrealschule. Und zwar schneller, als es Spatzen von Dächern pfeifen können. Ab 1. Juni leitet der in Oberndorf Wohnende die Verbundschule in Oberndorf.

Bösingen. Am Rande der Gemeinderatssitzung in Bösingen am Donnerstagabend war die Botschaft zu hören, die der Chef der Bösinger Schule am anderen Morgen bestätigt. Ja, er verlässt die Bösinger Schule. Ja, er wechselt nach Oberndorf in die Verbundschule (Grund-, Werkreal- und Realschule). Ja, dies sei sein eigener Wunsch, er werde nicht von der Schulbehörde versetzt. Und nein, zu den Gründen seines Wechsel wolle er nichts sagen. Diese, die Gründe, seien persönlicher Natur. Bemerkenswert.

Erst vor ziemlich genau zwei Jahren wurde Michael Schwarz von Sabine Rösner, Leitende Schulamtsdirektorin des Staatlichen Schulamts Donaueschingen, in sein Amt eingeführt. Er stieß auf große Begeisterung in der Gemeinde und beendete eine längere Vakanz. Schwarz legte auch gleich los wie die Feuerwehr.

In die von steter Veränderung geprägten Bildungsanstalt in Bösingen (wie so viele andere im Land), zu Zeiten der Rektoren Bruno Polley und Karl Kimmich, also seit den beginnenden 60er-Jahren bis 2011, jahrzehntelang ein Hort der Stabilität, Konstanz und Qualität, gab es weitere Modernisierungen. So wurde Herrenzimmern eine Außenstelle von Bösingen, verlor seine Eigenständigkeit.

Es wurde sehr viel in Inventar und Ausstattung investiert. Nicht nur in Möbel und Fluchttreppe, sondern auch in Mensa und Schulsozialarbeit. Und in das "Bösinger Modell", ein Betreuungsangebot an beiden Grundschulstandorten, großzügiger angelegt als jenes der Landesregierung. Trotz sinkender Schülerzahlen und dem nahenden Ende der Werkrealschule ließ sich eine gewisse Dynamik also nicht verleugnen. Und nun Schwarzens Ende in Bösingen.

Ein Ende, über das Bürgermeister Johannes Blepp "not amused" – also ganz und gar nicht begeistert – ist. Ganz im Gegenteil. Über nähere Umstände, die es in diesen Tagen gegeben hat, deckt er jedoch den Mantel des Schweigens. Etwas gesprächiger ist Michael Schwarz. Zwangsläufig. Warum der 1. Juni? Ist dieser Termin sinnvoll? Auf diesen Termin habe er, Schwarz, keinen Einfluss gehabt. Hier hätten Regierungspräsidium und Schulamt miteinander gesprochen. Aus Oberndorf – die mehr als 870 Schüler starke Verbundschule wird seit Beginn des Schuljahres kommissarisch geleitet – ist zu hören, dass der Juni-Termin sinnvoll im Sinne des Kennenlernens und der Vorbereitung auf das Schuljahr 2017/18 sei. Wie geht es in Bösingen weiter? Stefan Kaiser leitet die 166 Schüler starke Schule kommissarisch, so Schwarz. Zusammen, wie bisher, mit dem Schulleitungsteam. Die Stelle des Schulleiters soll demnächst ausgeschrieben werden. Wieviele Lehrer gibt es an der Bösinger Grund- und Werkrealschule? Auf der Liste stehen 15 Lehrer, sagt Michael Schwarz. Doch dann schwindet die Zahl, beinahe wie beim Zählreim "Zehn kleine Negerlein". Zwei Lehrer seien in Mutterschutz, dann waren es noch 13. Eine Kollegin sei nach Beffendorf abgezogen, zurückversetzt, worden. Dann waren es noch zwölf. Bald geht Michael Schwarz. Dann sind es noch elf. Und Stefan Kaiser nimmt ab September ein Sabbatjahr, auf das er schon längere Zeit angespart habe, so Schwarz. Dann wären es noch zehn. Doch – und nun endet der Zählreim – die Lehrerversorgung sei stabil in 2017/18, da auch die Zahl der Klassen im kommenden Schuljahr weniger werde. Wieviele Klassen soll es 2017/18 geben? Momentan gibt es zehn Klassen: drei an der Werkrealschule, vier an der Grundschule in Bösingen und drei in Herrenzimmern. Im kommenden Schuljahr rechnet Schwarz mit etwa 130 Schülern, mit der Klasse 8/9 in der Werkrealschule, mit drei Klassen in der Grundschule in Bösingen (zwei kombinierte Klassen 1/2 und eine Klasse 3/4) sowie in Herrenzimmern eine kombinierte Klasse 1/2 sowie eine oder zwei kombinierte Klassen 3/4. Und der Standort Herrenzimmern? Ein weites Feld, wie aus den Ausführungen des scheidenden Schulleiters zu entnehmen ist. Nur soviel: Der Standort werde 2017/18 nicht in Frage gestellt. Im Elternbeirat habe es jedoch Stimmen gegeben, die sich Gedanken über die Zukunft der Außenstelle gemacht haben. Von Eltern aus beiden Ortsteilen, so Schwarz auf Nachfrage. Hier müsse nun die Gemeinde prüfen, inwieweit sie diese Thematik aufgreifen wolle.

Wenn, dann findet es der Schulleiter sinnvoll, ergebnisoffen die Vor- und Nachteile zu diskutieren. Genauso sinnvoll sei es, die Eltern der Kindergartenkinder bei einer möglichen Erstellung eines Meinungsbildes zu beteiligen. Klammer auf: Die Eltern der jetzigen Dritt- und Viertklässler nicht, sie seien von einer möglichen Veränderung nicht tangiert. Klammer zu.

So oder so: Die Thematik Schule und Bildung, in Stuttgart bereits vor der grün-roten Landesregierung ein permanentes, wird den Bösinger Gemeinderat – wieder einmal – beschäftigen. Sinnvollerweise vor der Sommerpause.