Bahnbetriebs-Geschäftsführer Christian Brinkmann mit der uneingeschränkten Betriebskonzession, die mit dem Verbot ausgehoben wird. Foto: Stiller

Artenschutz stellt Signale für die Museumsbahn auf Rot: Winterfahrverbot. Betrieb will juristisch vorgehen. Mit Kommentar.

Blumberg - Die Museumsbahn darf nach derzeitigem Stand in den Wintermonaten nicht fahren. Der Grund ist eine Ansiedlung seltener und geschützter Mopsfledermäuse, die vornehmlich im Weiler Kreiskehrtunnel überwintern. Das Unternehmen wird rechtlich gegen die Anordnung vorgehen, wie der Geschäftsführer der Bahnbetriebe Blumberg, Christian Brinkmann sagte.

Am Dienstagmorgen fand eine Besprechung zwischen Brinkmann, dem 1. Landesbeamten Joachim Gwinner und Vertretern der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Villingen-Schwenningen statt, wie Brinkmann bestätigte. Im Ergebnis stand die Ankündigung der Behörde, heute, Mittwoch, eine Untersagung aller Fahrten zwischen dem 1. November und dem 31. März auf der gesamten Strecke zwischen Blumberg und dem letzten Tunnel in Richtung Weizen zu erlassen, wie Brinkmann in einem Pressegespräch sagte.

250 der seltenen Tiere im Kreiskehrtunnel gesichtet

Die geplanten und bereits beworbenen Nikolausfahrten am 7./8. sowie 14./15. Dezember stehen damit auf der Kippe. Jene Kunden, die schon gebucht hatten, wurden gestern informiert.

Mops-Fledermäuse stehen auf der roten Liste vom Aussterben bedrohter Tierarten und genießen besondern Schutz. Auch bereits dann, wenn nur die Vermutung einer Beeinträchtigung ihres Daseins besteht. 1987 waren etwa 40 Exemplare im Kreiskehrtunnel gesichtet worden, nunmehr sollen es bis zu 250 sein, sei ihm auf Nachfrage erklärt worden, sagte Brinkmann. Von seiner Seite angebotene Maßnahmen wie verringerte Geschwindigkeit, Rollbetrieb bei der Bergabfahrt, Diesel- statt Dampffahrten oder die Prüfung baulicher Maßnahmen im Problembereich hätten keine Gehör gefunden, berichtete der Eisenbahnbetriebsleiter.

Die Untersagung aller Fahrten von November bis Ende März hätte gravierende wirtschaftliche Auswirkungen für den Bahnbetrieb. Die Instandsetzungsmaßnahmen werden eben in jenen Monaten durchgeführt. Müssten sie ins Frühjahr verlegt werden, würde dies eine spürbare Verkürzung der Saisonfahrtzeit bedeuten. Ebenso sind die Sanierungsmaßnahmen betroffen, die auch bislang schon mit Wissen und finanzieller Förderung des Kreises und des Regierungspräsidiums in den vergangenen Jahren in den besagten Wintermonaten stattfanden. Die im dritten Sanierungsabschnitt geplanten Tunnelsanierungen in den kommenden fünf Jahren wären zudem nur mit einer artenschutzrechtlichen Genehmigung nach Gutachten möglich, sagt Christian Brinkmann.

Der Eisenbahnbetriebsleiter verweist darauf, dass die Museumsbahn seit 2007 eine uneingeschränkte Konzession als öffentliche Eisenbahn-Infrastruktur besitzt, vergleichbar etwa mit der Rheintalbahn. Einschränkungen der nun vorliegenden Art seien ihm bei anderen Verkehrsinfrastrukturbereichen bislang nicht bekannt.

Die Bahnbetriebe haben sich mit einem Frankfurter Anwaltsbüro in Verbindung gesetzt, dass für den Blumberger Betrieb beim Verwaltungsgericht Freiburg eine Eilentscheidung erwirken soll.

Kommentar: Ko-Existenz

Achim Stiller

Die Sauschwänzlebahn wurde 1890 fertiggestellt. Seither leben Fledermäuse in den Tunnels und Dampfloks in friedlicher Koexistenz. Das soll nun ganz plötzlich anders sein, wegen einer Kolonie seltener Mopsfledermäuse. In den vergangenen Jahren ist deren Population im Tunnelbereich von 40 auf über 200 angewachsen. Das belegt doch, dass Bahn und Feldermaus ganz gut miteinander können. Nur die amtlichen Naturschützer sehen das anders. Keine Abwägung von Bahninteressen und Naturschutz trotz bislang unbeanstandeter Lizenz für den Ganzjahresbetrieb. Keine Prüfung alternativer Schutzmaßnahmen. Dafür ein komplettes Winterfahrverbot, mit allen wirtschaftlichen Auswirkungen. Artenschutz ist ein hohes Gut, keine Frage. Dieses lässt sich aber durchaus mit den Bahninteressen verbinden. Die Fledermäuse habe es uns doch vorgemacht.