Pierre und Sabrina und Jolene Lukoschek wollen ihren Hof mit den seltenen Limpurger Rinder erweitern und suchen dafür einen größeren Standort im Zollernalbkreis. Foto: Mattes

Aus dem Nebenerwerb soll ein Hauptberuf werden. Die Binsdorfer Familie Lukoschek braucht mehr Platz für ihre Rinder.

Die Familie Lukoschek bewirtschaftet ihren Biolandhof seit 2010 im Nebenerwerb. Damals beendete Pierre Lukoschek seine Ausbildung bei Hartmut Gindele auf dem Waldhof. Von Anfang an war ihm und seiner Frau Sabrina klar, dass sie Limpurger Rinder züchten wollen. Denn diese seien sehr robust und benötigten so gut wie keine Pflege.

Die Limpurger, erklären deren Züchter, zählten zu den bedrohten Tierarten, denn es gebe weltweit nur noch etwa 450 Stück, eingetragen im sogenannten Herdebuch. Diese ursprüngliche Rasse gilt als lebendiges Kulturgut.

Geschlachtet wird per Kugelschuss

Die Familie hält derzeit 20 Bullen und Kühe. Doch sie haben große Pläne: Im Idealfall möchten sie in naher Zukunft 60 bis 70 der Tiere halten. Schließlich sei auch die Nachfrage nach dem Fleisch der Rinder enorm, wie Sabrina Lukoschek erklärt. Geschlachtet werden die Tiere per Kugelschuss auf der Weide.

Für diese Art der Schlachtung hat Patrick Lukoschek sich ganz bewusst entschieden. Der Landwirt hat während seiner Ausbildung die Schlachtung von Wasserbüffeln begleitet. Der Bolzen sei viel zu klein für den massiven Schädel eines Stiers gewesen. Nur ungern erinnert er sich daran, wie grauenvoll das Tier mit vor Panik weit aufgerissenen Augen in der Schlachtbox verendete.

Auch eine Hofnachfolge ist denkbar

Die Lukoscheks arbeiten zusammen mit Swen Balzer, der in Dotternhausen eine Metzgerei mit eigener Schlachtung betreibt. Die Erzeugnisse werden direkt an den Endverbraucher verkauft, entweder in der Metzgerei oder über den Automaten in Geislingen. Deswegen will und müsse das Ehepaar den Betrieb vergrößern. Daher sind sie derzeit auf der Suche nach einem geeigneten Gelände im Zollernalbkreis.

Die Familie könnten sich auch vorstellen, einen bestehenden Hof im Landkreis zu übernehmen, der keinen Nachfolger hat. Da Pierre Lukoschek den Ausbilderschein in der Tasche hat, will er am neuen Standort auch eine Lehrstelle zum Landwirt anbieten.

Tochter Jolene ist die „Rinderflüsterin“

Seine Wünsche an den neuen Standort sind nicht hoch. „Wir können alles selbst bauen“, erklärt der Landwirt. Im Prinzip bräuchten die Tiere nur einen Unterstand auf der Weide – und natürlich viel Platz. In der freien Natur liefen Rinder bis zu 40 Kilometer am Tag.„Kühe sind ausgewiesene Herdentiere, wie eine Familie“, erklärt das Ehepaar. Neugeborene Kälber würden zum Beispiel auch von den Bullen liebevoll in der Gemeinschaft begrüßt.

Die Liebe zu den Tieren geben die Lukoscheks an ihre Kinder weiter. Die sechsjährige Jolene wird von Mama Sabrina liebevoll „meine Rinderflüsterin“ genannt. Warum? Weil das Mädchen mit einem Bullen kuschelt, dessen Kopf allein größer ist als sie selbst.

Das erste Kälbchen lebt noch auf dem Hof

2010 hat alles begonnen mit ein paar trächtigen Kühen. Das erste Kälbchen, das auf der Weide des Biolandhofs geboren wurde ist Isalie, die noch heute auf dem Hof lebt. „Die geben wir niemals her“, sind sich die Lukoscheks einig. Die Kuh wird also, wenn alles gut geht, bald mit ihren Gefährten umziehen. Mit einer Lebenserwartung von rund 20 Jahren hat Isalie dann beste Aussichten, noch viele Jahre auf der neuen Weide verbringen zu können.

Ben Mattes schreibt als Schülerreporter für unsere Redaktion.

 

Die bioland-Initiative
gibt es seit über 50 Jahren. Mit Stand vom 1. Januar 2023 gibt es bundesweit 8972 zertifizierte Betriebe.