Bunt beleuchtet war alles in der Calwer Innenstadt am Abend des Weihnachtsmarktes. Foto: Fritsch

Der Calwer Weihnachtsmarkt ist Geschichte. Und wird in selbige mit Sicherheit auch eingehen: 2Gplus, ausgewählter Personenkreis, kleines Gelände. Die Corona-Pandemie schaffte Umstände, die es so noch nie gab. Zufrieden sind die meisten trotzdem.

Calw - Die Test- und Kontrollstation in der Calwer Lederstraße ist am Sonntagvormittag nahezu leer. Nur wenige Menschen sind augenscheinlich gewillt, auf den Weihnachtsmarkt zu gehen. Tagsüber war der Andrang aber allgemein recht mau, gibt auch die Calwer Stadtverwaltung im Bilanz-Pressegespräch freimütig zu.

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"Es ist halt wenig los", blickt Isabel Götz, die Leiterin des Fachbereichs Bildung, Kultur, Tourismus, aus einem Calwer Café gegen 16 Uhr am Sonntagnachmittag aufs Weihnachtsmarktgelände.

Das sei aber eben der "Preis, den wir für die Sicherheit zahlen", meinte sie mit Blick auf die speziellen Zugangsregularien. Die Stadtverwaltung hatte im Übrigen nie mit 2Gplus geplant, da dies laut erster Verordnung nur für Clubs und Bars angedacht war. "Wir hätten einen Weihnachtsmarkt nicht im geringsten damit verglichen", so Götz. Deshalb sei man von der neuen Verordnung auch "kalt erwischt" worden, sagt Markus Kleinschmidt als Organisator des Marktes.

Mit den Bannern wird es knapp

Fast wöchentlich hätte man sich an die neuen Verordnungen anpassen müssen – das wurde mitunter dann auch recht eng. Ein Beispiel: Die großen Banner an den Zugängen sind am Donnerstag erst um 13.50 Uhr eingetroffen. Eine Stunde und zehn Minuten vor der Eröffnung des Budenzaubers. Auch die Teststationen samt Personal musste die Stadt binnen kürzester Zeit aus dem Boden stampfen. "Das war gutes Teamwork", hob Carina Reck, persönliche Referentin des Oberbürgermeisters Florian Kling, die Handlungsschnelligkeit der Verwaltung hervor. Doch die strengen Regeln seien nötig gewesen, da waren sich alle einig. "Wir wären überrannt worden", macht Kleinschmidt darauf aufmerksam, dass rund um Calw quasi jeder Weihnachtsmarkt abgesagt worden ist. Zwischen Karlsruhe und Tübingen sei in Calw der einzige gewesen, man sei um die Begrenzung einfach nicht herumgekommen.

Händler mäßig zufrieden

Zufrieden ist man trotzdem: Gut 1000 Besucher habe man am Freitag gezählt, etwas mehr am Samstag und am Sonntag waren bis 16 Uhr immerhin 600 Bändel verteilt worden, erklärt Reck. Klar sei der Andrang keinesfalls mit den Vorjahren zu vergleichen, allerdings, findet Götz sei "das Signal wichtiger als das Geld". Die Verwaltung wollte den Bürgern wieder eine Möglichkeit der Begegnung schaffen – und das sei absolut gelungen.

Dass das Geld dann doch ein Faktor war, spürt man unter den Händlern. Ein Vertreiber von Holzwaren, der schon seit zehn Jahren nach Calw komme, ist gefrustet. 100 Euro Umsatz habe er an zwei Tagen gemacht, es laufe "beschissen", fand er deutliche Worte. Eine andere Standbetreiberin drückt sich diplomatischer aus: "Für einen Sonntag war das sehr ruhig", meint sie. Dennoch sei es für die Calwer Bürger gut gewesen, den Markt durchzuziehen. Bei den Essensständen ist die Laune dann spürbar besser – auch unschwer an den kleinen Schlangen zu sehen, die sich hier und da bilden. Am Stand der Hospizgruppe Calw fällt das Fazit positiv aus – "nicht in Zahlen ausgedrückt", folgt die unmittelbare Einschränkung. Dennoch hätte man viele "schöne Begegnungen" gehabt, heißt es. Ein Stand, der Adventskränze vertreibt, ist ebenfalls nur mäßig besucht. Die Betreiberin bringt es dann aber irgendwie auch insgesamt auf den Punkt: "Das darf man mit 2019 nicht vergleichen. Für so ein besonderes Jahr war es ganz gut. Eigentlich muss man den Vergleich ja mit 2020 ziehen – und da gab es gar keinen Weihnachtsmarkt."

Nächstes Jahr hoffentlich ohne Auflagen

Diese Einschätzung konnte dann auch Götz von der Stadt Calw teilen: Man bereue es nicht, den Markt trotz aller Widrigkeiten durchgezogen zu haben. Auch wenn man den ein oder anderen Besucher habe wegschicken müssen. "Trotzdem ist gerade am Abend Weihnachtsmarkt-Feeling aufgekommen", freuen sich die Calwer Verantwortlichen unisono. Trotzdem ist die Hoffnung groß, im nächsten Jahr ohne Corona-Auflagen wieder einen normalen Weihnachtsmarkt veranstalten zu können.