Helmut Müller zeigt Hofreiter (Mitte), wo nach dem Willen der Planer die Lautlinger Ortsumgehung geplant ist, wogegen sich die Initiative für eine Tunnelvariante einsetzt. Foto: Kistner Foto: Schwarzwälder-Bote

Besuch: Anton Hofreiter unternimmt Rundreise im Kreis und informiert sich über Verkehrsvorhaben und biologischen Anbau

Lautlingen, Balingen, Ostdorf, Isingen – einen ganzen Tag verbrachte der Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfratkion, Anton Hofreiter, im Zollernalbkreis. Vor allem Lautlinger und Endingen nutzten die Gelegenheit, einmal mehr ihre Wünsche vorzubringen.

Zollernalbkreis . Hofreiters erste Station war der Lautlinger Skilift, wo er sich, eskortiert von Bundestagskandidat Erwin Feucht und Stadträtin Susanne Feil, mit den Gegnern der "Amtstrasse" der Lautlinger Südumgehung traf. Was er ihnen zu sagen hatte, dürften sie nicht ungern vernommen haben: Wenn tatsächlich mit bis zu 30 Klagen von Grundstückseignern gegen die derzeit geplante Trassenführung zu rechnen sei, dann sei keineswegs ausgemacht, dass ein Umschwenken auf eine Bühl-Untertunnelung viel Zeit kosten werde – im Gegenteil: "Mit Klagen verliert man endlos Zeit. Die könnte man mit dem Tunnel sparen."

Aber dafür – Stichwort Sparen – dürfte ein Tunnel das Projekt Ortsumfahrung um mindestens 20 Millionen Euro verteuern. Fürs Projekt sei das nicht so tragisch, sagt der grüne Fraktionschef. Viel wichtiger sei, dass der Kosten-Nutzen-Index nicht ins Bodenlose sinke. "Unter Eins geht nichts mehr." Aber bei der jetzigen Höhe sei das ja nicht zu befürchten.

Hofreiter hält es auch für möglich, den Wechsel zur Tunnelvariante im Rahmen der Planfeststellung zu vollziehen, also ohne die Uhr um 20 Jahre zurückzudrehen. "Solange nicht ausgelegt ist, geht viel." Trotz geschätzter Mehrkosten von 20 Millionen? Gibt es dafür Präzedenzfälle? "Durchaus."

Wobei Anton Hofreiter Flexibilität und Zukunftshorizont der Straßenplaner eher skeptisch kommentierte. "In vielen Fällen ist dort die Zeit in den 1960er-Jahren stehen geblieben." Hofreiter rechnet mit Umwälzungen im Fahrzeugbau und im Verkehrswesen, durch die sich die Kapazitäten des Straßennetzes beträchtlich erhöhen könnten. "Die Zukunft gehört den autonomen Fahrzeugen – da wird ein stabiles Internet wichtiger als neue Straßen."

In Endingen, an der zweiten Station, machte Anton Hofreiter Vertretern der Bürgerinitiative Ortsumfahrung Endingen sowie Ortsvorsteher Thomas Meitza und Bürgermeister Reinhold Schäfer Mut. Diese hatten zuvor auf das hohe Verkehrsaufkommen mit rund 21 000 Fahrzeugen am Tag sowie eine einhellige Befürwortung einer Umgehungsstraße verwiesen. "Wegen dieser Kriterien sind die Chancen groß, dass eine Planung gemacht wird", erklärte Hofreiter. Er setzt auch darauf, dass vom Bund in Zukunft Gelder nicht mehr nach einem bestimmten Schlüssel, sondern nach dem tatsächlichen Bedarf vergeben würden.

Ortsvorsteher Thomas Meitza bat auch um Unterstützung, wenn es um die Umsetzung des Straßenprojekts gehe, nachdem die Endinger Ortsumfahrung nun im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrwegeplans aufgenommen sei. Meitza hat zwar Verständnis, dass im Land die Vorhaben Vorrang hätten, für die es bereits eine Planung gebe. Doch bei der Priorisierung weiterer Vorhaben müsse Endingen eine vordere Position bekommen, weil schon seit vielen Jahrzehnten die Ortsumfahrung in Aussicht gestellt werde. "Hierfür stehen die Chancen gut", sagte Hofreiter, weil der Landesverkehrsminister die Priorisierung nun nach objektiven Kriterien vornehmen werde. "Dann wird nicht mehr an die Reihe kommen, der am lautesten schreit", so der Fraktionschef.

Er machte sich danach in Begleitung des Bundestagskandidaten der Grünen, Erwin Feucht, auf nach Ostdorf. Dort erwartete ihn unter anderem Ernst Hermann Maier, der den so genannten Ohrmarkenkonflikt schilderte. Auf dem Isinger Schönberghof informierte sich die Delegation über den biologischen Anbau, bevor es wieder nach Ostdorf ging, wo Hofreiter an einer Diskussion über "Landwirtschaft der Zukunft: ohne Massentierhaltung, Gentechnik und Glyphosat" teilnahm.