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Startschuss der Bildungsmesse in Balingen. Viele Stellen unbesetzt. Stand des Polizeipräsidiums beliebt.

Balingen - "Als ich Abitur gemacht habe, konnte man sich nicht so breit informieren", sagt Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut auf der Balinger Bildungsmesse Visionen. Seit Donnerstag strömen Schüler in die Volksbankmesse, viele auf der Suche nach einem geeigneten Ausbildungsplatz.

Kaum Ruhe für Natalie Welte und Alisa Wäschle: Am Stand des Polizeipräsidiums Tuttlingen informieren sie interessierte Jugendliche über den Polizeiberuf und die Ausbildungschancen. "Das ist einfach ein Beruf mit Action", glaubt Marielen Schmied. Die Realschülerin aus Stetten am kalten Markt macht ihren Abschluss nächstes Jahr. Doch sie findet: "Sich jetzt schon mal zu informieren, ist wichtig." Auch ihre Freundin Marie Wannenmacher liebäugelt mit dem Beruf. "Es ist spannend, was es für unterschiedliche Einsätze gibt", sagt sie.

Sie sind nicht die einzigen: "Wir sind seit einer Stunde hier und die Leute rennen unseren Stand ein", sagt Alisa Wäschle und lacht. Ihre Kollegin Natalie Welte ist zum ersten Mal auf der Messe und überrascht über den Andrang. "Hier sind so viele, die ganz genau wissen, was sie wollen und mit einem ganzen Fragenkatalog kommen", sagt sie. Unter ihnen seien auch einige Flüchtlinge, die an einem Ausbildungsplatz interessiert seien.

Ebenso wuselig geht es an den Ständen in der Reihe der Handwerksberufe zu: Schreiner, Elektriker, KfZ-Mechaniker, Friseure. "Ich habe schon als Kind gerne anderen Frisuren gemacht", sagt die Werkrealschülerin Julia Neith aus Haigerloch. Einen Praktikumsplatz habe sie sich bereits organisiert, jetzt sammele sie noch Informationen und Kontakte für eine mögliche Ausbildung.

"Besonders die Haupt- und Realschüler interessieren sich fürs Handwerk", sagt Jürgen Greß, Geschäftsführer der Kreishandwerkschaft Zollern-Alb. Das sei bei den Gymnasiasten, die die Messe heute besuchen, anders: Ein Studium sei für viele interessanter. "Aber das ist auch nicht unsere Zielgruppe", sagt Greß. "Ausbildungen beginnen meistens Haupt- und Realschüler."

Welche Chancen dadurch entstünden, wüssten viele gar nicht, sagt auch Hoffmeister-Kraut in ihrer Begrüßungsrede. Bei der Berufswahl spielten zudem die Eltern eine entscheidende Rolle: "Sie bieten natürlich Erfahrungswerte", so die Ministerin, "und können sich gemeinsam mit ihren Kindern informieren, was für viele sehr hilfreich ist." Eine Studie des vergangenen Jahres habe außerdem belegt, dass "der Anteil derer, die eine duale Ausbildung gemacht haben, in Führungspositionen höher ist als bei Akademikern." Problematisch sei hingegen, dass in diesem Ausbildungsjahr 7000 Stellen unbesetzt geblieben sind. "Wir haben einen echten Mangel", sagt die Ministerin.

So ist es auch am Donnerstagmorgen an einigen der knapp 100 Ständen ruhig. "Viele schauen erstmal", sagt Valentina Rodriguez von der Ebinger Firma Korn Recycling. Die Berufsprofile der Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft oder Industriekaufleute seien oftmals für Gymnasiasten interessanter.

Die Haupt, Werkreal- und Realschüler laufen indes mit Zetteln durch die Hallen, führen Gespräche, machen Fotos und bei Gewinnspielen mit. Und sie bestaunen das Auto, das die Innung des Kraftfahrzeuggewerbes Zollernalb auf dem Gelände mit lautstarkem Motor präsentiert. Zu sehen gibt es also genug.