Die katholische Kirche in Frommern wurde in der Nacht zum Sonntag ein Raub der Flammen. Foto: sb

Feuer zerstört die katholische Kirche St. Paulus in Frommern. Millionenschaden.

Balingen-Frommern - Ein Feuer hat in der Nacht zum Sonntag die katholische Kirche St. Paulus in Frommern völlig zerstört. Die Polizei geht von einem Millionenschaden aus und sucht nach einer Serie von Brandstiftungen Zeugen.

Gegen 2 Uhr meldet ein Passant einen Mülltonnen-Brand in der Richard-Wagner-Straße beim Polizeiposten, sofort wird die Feuerwehr über die Leitstelle alarmiert. Nach und nach werden mehrere kleine Brände gemeldet. An vier Stellen haben Unbekannte Papiertonnen angezündet, unter anderem beim Neukauf. Ein Zaun und ein Carport werden in Mitleidenschaft gezogen.

Dann kommt die Meldung, die sich zunächst gar nicht so schlimm anhört: Auch bei der katholischen Kirche brennt es. Auch dort haben unbekannte Feuerteufel Abfallbehälter in Brand gesetzt. Das Feuer hat auf den hölzernen Dachvorsprung übergegriffen, und beim Eintreffen der Feuerwehr ist ein Innenangriff nicht mehr möglich. Das Innere der Kirche gleicht einer Gluthölle, die gesamte Holzkonstruktion steht in Flammen, das Kupferdach beginnt wegzuschmelzen, und mit dem Regen kommt Asche herunter.

Von drei Seiten wird das Feuer in die Zange genommen, nach und nach treffen die Feuerwehrabteilungen aus der Gesamtstadt ein, etwas später kommen zur Verstärkung auch die Drehleitern aus Albstadt und Hechingen.

Stadtbrandmeister Joachim Rebholz weiß nicht genau, wie viele Feuerwehrkameraden im Einsatz sind. Vielleicht 150. Aber es gebe Wichtigeres zu tun, als die Einsatzkräfte zu zählen, meint er. Ein paar hundert Meter weiter, im Frommerner Feuerwehrhaus, sitzt die Führungsgruppe und koordiniert den Einsatz. Es gelte, die umliegenden Gebäude abzuschirmen, ein weiteres Ausbreiten des Feuers zu verhindern, sagt er.

Zwei Wasserwerfer, mehrere C- und B-Rohre kommen zum Einsatz. Die Abteilung Engstlatt pumpt weiter unten Löschwasser aus der Eyach, die Abteilung Weilstetten holt Wasser von einem Hydranten beim Bahnhof. Das DRK Balingen und die DRK-Bereitschaft Weilstetten sind mit fünf Fahrzeugen im Einsatz. Nicht zuletzt muss fürs leibliche Wohl der vorläufig Evakuierten aus der direkten Nachbarschaft der Kirche gesorgt werden, und die Rotkreuzler versorgen auch schätzungsweise 130 Feuerwehrleute mit Getränken und Essen.

Pfarrer Ewald Ginter schaut hilflos zu

Pfarrer Ewald Ginter steht vor dem Pfarrhaus und schaut dem Geschehen hilflos zu. Er sei erst durch das Eintreffen der Feuerwehr geweckt worden, sagt er. Wie es zu der Katastrophe gekommen ist, kann er sich nicht erklären. Vielleicht eine Mülltonne, die in Brand geraten ist? Er habe gehört, dass in Frommern mehrere Müllcontainer gebrannt hätten.

Inzwischen sind auch Oberbürgermeister Helmut Reitemann und Ordnungsamtsleiterin Brigitte Witzemann zur Führungsgruppe gestoßen, nachdem sie sich vor Ort ein Bild gemacht haben.

Weil Brandstiftung nicht ausgeschlossen werden kann, sind noch einige Fahrzeuge zur Erkundung unterwegs, falls, wie Rebholz sagt, "es noch irgendwo was gibt". Ein Feuerwehrmann glaubt, eine Verbindung zu erkennen zum Mühlengeist-Brand und zum Feuer im Geislinger Schloss.

Am Morgen danach sind die Feuerwehrleute noch mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Mit einem Bauzaun ist der Zugang abgeriegelt, davor haben sich Schaulustige versammelt, viele sind bestürzt.

Näher heran dürfen die sichtlich betroffenen Passanten nicht, denn das Dach der Kirche ist einsturzgefährdet. Unter der erst vor drei Jahren von Weihbischof Kreidler geweihten Orgel glüht es noch, es muss weiter abgelöscht werden. Erst dann können die letzten Feuerwehrleute nach Hause gehen.

Wie hoch der Schaden ist, kann noch niemand schätzen. Klar ist nur, dass die Brandruine der 1965 erbauten und 1970 zur Pfarrei erhobenen Kirche abgerissen werden muss. Unversehrt ist nur der Turm, der etwas abseits von der Kirche steht.

Noch in der Nacht hat die Kriminalpolizei der Polizeidirektion Balingen eine Ermittlungsgruppe zur Klärung dieser Brandserie eingerichtet und bittet Personen, die zwischen Mitternacht und 2 Uhr im Bereich der Brandstellen unterwegs waren, sich unter Telefon 07433/26 40 zu melden. Jede Beobachtung könne zur Klärung dieser Straftat beitragen.