Bahnhofs-Chef und OB-Kandidat: Peter Seifert erläutert die Idee hinter dem Repair-Café, das am Samstag im Balinger Bahnhof gegründet wurde. Seifert sieht das Projekt als Beispiel dafür, wie er auch als Oberbürgermeister Dinge anpacken würde. Foto: Maier

"Anpacken statt Hände schütteln": Herausforderer versteht Repair-Café als Beispiel dafür, wie er als Stadtoberhaupt Dinge anpacken würde.    

Balingen - Peter Seifert würde jetzt gerne loslegen, aber er kann noch nicht. Im Wartesaal des Bahnhofs werden die rund 30 Leute, die sich am Samstagabend für das Repair-Café interessieren, gerade unterhalten – und sie unterhalten sich gegenseitig: Der Musiker Richard Fürst, den Seifert für diesen Abend eingeladen hat, spielt am Klavier, im Wartesaal wird gesungen: "Auf dem Wasen grasen Hasen". Seifert guckt amüsiert, dann kann er loslegen und sein Feld beackern.

Im Balinger Bahnhof ist am Samstagabend das Repair-Café gegründet worden. Seifert, Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl am 8. März, versteht das Projekt als Beispiel dafür, wie er auch als Stadtoberhaupt Dinge anpacken würde – ganz anders, wie er meint, als der Amtsinhaber: "Während Herr Reitemann seine joviale Grüß-Gott-Tour durch die Ortsteile macht und überall Hände schüttelt, stell’ ich lieber etwas Nützliches auf die Beine", sagt Seifert.

Die Idee für das Repair-Café haben sich Seifert und seine Mitarbeiterin Heinke Grieshaber in anderen Städten, etwa Tübingen, abgeschaut. Der Gedanke dahinter ist simpel: Statt kaputte Dinge wegzuwerfen, werden sie repariert. Das hilft, Müll zu vermeiden, das bringt Leute zusammen, das trägt dazu bei, Wissen zu erhalten und weiterzugeben.

Die Reparatur-Experten arbeiten unentgeltlich, wer etwas richten lassen möchte, kann einfach vorbeikommen und das gegen eine Spende erledigen lassen. Reparatur-Experten, etwa für die Bereiche Elektro, Textil, Holz, Metall sowie Computer haben sich am Samstag bereit erklärt mitzumachen.

Es handelt sich also um ein ehrenamtliches und soziales Projekt zugleich, es soll die Gemeinschaft, den Austausch zwischen den Balingern, zwischen Alt und Jung, befördern. Seifert stellt dafür die Räume zur Verfügung. Der Bahnhof soll so auch zu einem Forum werden, in dem sich Leute treffen, das Repair-Café soll künftig einmal im Monat stattfinden (siehe Info).

Seifert ist bereits vor acht Jahren ins Rennen gegangen

Tatsächlich könnte das Repair-Café für Balingen eine sinnvolle Sache werden. Seifert sieht es als einen weiteren Baustein im "Mikrokosmos" Bahnhof, den er seit dem Kauf vor rund zwei Jahren entwickelt. Der Bahnhof ist zu seinem neuen Lebensinhalt geworden, zu seinem Vorzeigeprojekt. Der Fahrkartenschalter ist erneuert, das E-Bike-Center eröffnet, im Frühjahr kommt eine Außenterasse hinzu, im Obergeschoss sollen Hotelzimmer entstehen. Wie er als Eigentümer Dinge dort anpackt, so will er es auch als Oberbürgermeister tun, sagt Seifert. Die Frage ist, ob das Managment eines Bahnhofs für die Aufgabe eines Stadtoberhaupts qualifiziert.

Seifert, 56 Jahre alt und mit einem gewissen Ego gesegnet, meint: na klar. Bereits vor acht Jahren war er als Kandidat bei den OB-Wahlen ins Rennen gegangen, damals, wie er heute sagt, "aus Jux und Tollerei". Jetzt aber sei es ihm ernst. Die vergangenen Jahre und insbesondere die Verhandlungen um den Bahnhof hätten ihm deutlich werden lassen, dass Helmut Reitemann "unfähig sei" und das Rathaus nicht im Griff habe. In den nächsten Tagen werde er das den Balingern noch deutlicher machen, kündigt Seifert an: Beim IHK-Podium am heutigen Montagabend in der Stadthalle, noch mehr aber bei der offiziellen Kandidatenvorstellung am Freitagabend (19 Uhr, Stadthalle) werde er dem Amtsinhaber "so richtig einheizen".

Seine Chancen schätzt Seifert als "gar nicht so schlecht" ein. Bei der Stadtverwaltung wird das mancherorts offenbar ähnlich gesehen: Nachdem Seiferts Kandidatur bekannt geworden war, schauten sich einige Mitarbeiter intensiver als bisher den Stellenmarkt in der Zeitung an. Seifert meint dazu, dass er sicher der Kandidat sei, der für Veränderung stehe. "Aber Angst muss man vor mir ganz sicher nicht haben."