Die Gesamtelternbeiratsvorsitzende Monika Heuser-Laun (von links) sowie Christian Schenk, Leiter des Gymnasiums Ebingen und Stefan Hipp, Leiter der Realschule Hechingen, diskutieren bei der Podiumsdiskussion mit Kultusministerin Susanne Eisenmann, die auf Einladung der CDU-Landtagsabgeordneten Nicole Hoffmeister-Kraut in den Zollernalbkreis gekommen war. Foto: Schnurr

Kultusministerin Susanne Eisenmann vor Ort. An Fachgespräche schloss sich Podiumsdiskussion an.

Balingen/Zollernalbkreis - Der Austausch zwischen Spitze und Basis ist in jedem Bereich der Politik essentiell für dessen Funktionieren. In der Bildungspolitik suchte jetzt deren Landesspitze, Kultusministerin Susanne Eisenmann, den Dialog mit der Basis, den im Zollernalbkreis tätigen Schulleitern.

Im Balinger Schulzentrum Längenfeld trafen sie auf Einladung der CDU-Landtagsabgeordneten Nicole Hoffmeister-Kraut aufeinander: Hier die Ministerin, seit einem Jahr im Amt, dort die pädagogischen Führungskräfte aller Schularten im Kreis – von der Grundschule bis zum Gymnasium.

In drei eng getakteten Foren berieten Ministerin und Rektoren über die derzeitige Lage an den Schulen im Kreis. "Die Themen zogen sich durch", hielt Eisenmann anschließend fest. Etwa sei die "auf Kante genähte Lehrerversorgung" ein zentraler Aspekt "nachvollziehbarer Klagen" gewesen.

Im ländlichen Raum stellt sich dieses Problem besonders schwierig dar: Junge Lehrer nach dem zweiten Staatsexamen zieht es eher in die städtischen Ballungsgebiete.

Um dem entgegenzuwirken, sieht die Kultusministerin eine Reihe von Möglichkeiten. Beispielsweise die "schulscharfe Ausschreibung", die es Schulen erlaubt, offene Stellen nicht über das landesweite Listenverfahren, sondern mittels persönlicher Vorstellungsgespräche mit Bewerbern zu besetzen.

Auch könnten Kommunen frühzeitig an den Lehrerseminaren für sich werben, so Eisenmann, und günstigen Wohnraum für Lehrkräfte bereitstellen. Denn die Erfahrung zeige: "Wenn die Lehrer erst einmal im ländlichen Raum sind, dann fühlen sie sich wohl."

Im Grundschulbereich bekannte sich die Ministerin zur Weiterentwicklung kleiner Bildungsstandorte: "Es wird kein Schließkonzept geben", versprach sie.

Zwar sollen Englisch- und Französischunterricht vor der dritten Klasse wegfallen. "Das ist aber kein Sparprogramm", betonte Eisenmann: Die dadurch landesweit wegfallenden rund 650 Deputate blieben als Poolstunden an den Grundschulen erhalten. Dort sollen sie für eine intensivere und individuellere Betreuung der Kinder in den Kernbereichen Lesen, Schreiben und Rechnen eingesetzt werden.

Nicht ohne Grund: Frühzeitiger, besserer Unterricht in Deutsch und Mathematik ist eine weitere Baustelle der Landesbildungspolitik.

Denn im vergangenen Herbst hatten die Ergebnisse der jüngsten Studie des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen für Aufregung gesorgt. Baden-württembergische Schüler schnitten dabei in wichtigen Bereichen deutlich schlechter ab als bei früheren Erhebungen.

Auch dieses Problem schnitt Eisenmann an und machte zugleich deutlich, dass ihr Ministerium deswegen nicht in Aktionismus verfallen werde: Die Schulen brauchten Ruhe, um an der Qualität zu arbeiten.

Keine Strukturdebatte

Daher sei es gut, dass derzeit keine Strukturdebatte stattfinde. Beispielsweise über die Gemeinschaftsschule. An der werde nicht gerüttelt, verdeutlichte die CDU-Politikerin: "Sie hat sich einen Platz im Konzert der Schularten erspielt." Die Durchlässigkeit und Vielschichtigkeit des baden-württembergischen Schulsystems sei dessen Stärke.

An die Fachgespräche schloss sich eine Podiumsdiskussion an. Darin ging es um noch um manch andere Facette der Bildungspolitik, angefangen von der Digitialisierung ("Ersetze Buch durch Laptop ist keine Pädagogik") bis hin zum Problem sinkender Wertschätzung von Schule und Lehrern ("Der Beruf ist nicht leichter geworden"). Pädagogen, Eltern und Kommunalpolitiker folgten der Diskussion interessiert.