Foto: Erich Marek

Kreisverwaltung reagiert auf Vorwurf des Jagdverbands: "Es hat in den vergangenen 60 Jahren gut funktioniert."

Zollernalbkreis - Finanzdezernent Christoph Heneka, der auch für die Forstämter und die Jagd im Zollernalbkreis zuständig ist, reagierte mit Unverständnis auf den Vorwurf des Ökologischen Jagdverbands. Dessen Vertreter hatten in unserem Bericht "Gämsen futtern sich durchs Naturschutzgebiet" vom 6. März auf die starke Zunahme der Gämsenpopulation am Albtrauf hingewiesen und gewarnt, dass die Wälder und die Vegetation im Naturschutzgebiet ernsthaft gefährdet seien.

"Wir haben keine Gämsenplage", betonte Heneka. Das Foto, das der Ökologische Jagdverband für die Veröffentlichung zur Verfügung gestellt habe, sei "untypisch" und vier Jahre alt. "Die Gämse ist ein schönes Tier, sie zählt zum Hochwild und war früher dem Adel vorbehalten", sagte Heneka.

1957 seien mit Unterstützung seines "Vor-Vorgängers", des bekannten Balinger Oberforstrats Hans Haufe, Gämsen aus den österreichischen Alpen auf der Alb ausgewildert worden. Sie hätten sich gut angepasst, weil die Vegetation und die Felslandschaft jener der Alpen ähnlich seien. Seit 1960 dürften die Gämsen bejagt werden mit dem Ziel, einen Ausgleich zu schaffen zwischen den Wildschäden und der Tierpopulation.

"Die Abschusspläne werden gemeinsam mit den Waldbesitzern, den Städten und Gemeinden, dem Jagdbeirat, den Jägern und Forstleuten und auch dem Ökologischen Jagdverband festgelegt", sagte Heneka. Vor zwei Jahren, als die Gämsenpopulation stark zugenommen hatte, seien die Abschusszahlen verdoppelt worden. "Dabei gilt es, sorgsam zu beobachten, mit Augenmaß zu reduzieren und langsam zu regulieren", betonte der Dezernent. "Das hat in den vergangenen 60 Jahren auch gut funktioniert."

Auf die Vorwürfe von Seiten des Ökologischen Jagdverbands habe es in den sozialen Netzwerken heftige Reaktionen gegeben, sagte Heneka. Der Grundtenor vieler Stellungnahmen: "Wald und Wild gehören zusammen." Es sei absurd, zu sagen, dass der Luchs, der sich wieder in der Gegend ansiedle, der "Hype" sei, hingegen die Gämsen totgeschossen werden müssten. "Wir haben auch Muffelwild hier, die Gämsen sind nicht die Einzigen." Gerne mache er Christian Kirch und Bernd Hajek vom Ökologischen Jagdverband das Angebot, gemeinsam rauszugehen und sich die Sache anzusehen. So könne manches Missverständnis und Vorurteil aus der Welt geräumt werden. Fest stehe jedenfalls: "Wir haben kein Riesenproblem."