Die Straßenmeisterei war am Werk: An den Auffahrten auf die vierspurige Bundesstraße stehen die Schilder. Foto: Ungureanu

Rot-weiße Hinweisschilder stehen an Auffahrten der vierspurigen B 27. Ab Oktober Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen.

Zollernalbkreis - Seit Jahren wird an der Lkw-Maut auf Bundesstraßen herumgedoktert. Ab sofort stehen die Maut-Schilder an allen Auffahrten zwischen Balingen Süd und Bodelshausen: Laster ab zwölf Tonnen zahlen für jeden gefahrenen Kilometer auf der vierspurigen B 27 und auf dem vierspurigen Abschnitt der B 463 bei Frommern im Durchschnitt 17 Cent.

Ab Balingen Süd begrüßen die Hinweisschilder die Brummi-Fahrer. Und je nach Schadstoffausstoß und Achsenzahl wird eine unterschiedliche Gebühr verlangt.

Der Hintergrund: Vierspurige Bundesstraßen gelten seit dem 1. Juli als mautpflichtig, wenn sie Ausweichstrecken für Mautflüchtlinge oder überregional bedeutsam für das Fernstraßennetz sind. Letzteres trifft für die beiden Hauptverkehrsadern im Zollernalbkreis zu. Übrigens: Ab 1. Oktober soll die Mautpflicht auch für Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen gelten. Die gesetzlichen Voraussetzungen haben Bundestag und Bundesrat geschaffen, die Umsetzung war Sache des Bundesamts für Güterverkehr, Betreiber ist Toll Collect. Das Aufstellen der Hinweisschilder war allerdings Aufgabe der Unteren Verkehrsbehörde, also des Landratsamts. Und das war zunächst, wie Verkehrsamtsleiter Adrian Schiefer sage, "mit Informationen etwas sparsam versorgt".

Die beiden Bundesstraßen im Zollernalbkreis sind nicht die einzigen, die von der Änderung betroffen sind: Im Südwesten werden zehn Abschnitte von Bundesstraßen, die autobahnähnlich ausgebaut sind, mautpflichtig. Aber warum ausgerechnet diese paar Abschnitte und nicht alle? Technische Gründe werden dafür angegeben, dass nur an rund 1000 Kilometern Bundesstraße zur Kasse gebeten wird: Die "Obu" genannten Bordcomputer im Lastwagen-Cockpit – das Kürzel steht für "On board unit" – stellen die satellitengestützte Erfassung der gefahrenen Kilometer sicher. Aber die sind nur auf die rund 12 800 Kilometer Autobahnen ausgelegt, mehr als 1000 Kilometer Bundesstraßen schaffen sie zusätzlich nicht. Die neuen Abschnitte wurden von Toll Collect über Mobilfunk auf die Bordgeräte in den Brummis eingespielt.

Neue Mautbrücken, wie sie in den vergangenen zehn Jahren entlang der Autobahnen errichtet wurden, waren für die Ausweitung nicht nötig. Auf manchen Abschnitten – etwa in Tübingen, wo die Mautstrecke an der Ortsgrenze endet – merken Passanten und Pkw-Fahrer von der Änderung gar nichts. Dort kommen mobile Kontrollen zum Einsatz, die prüfen, ob auch jeder Brummifahrer seinen Obolus entrichtet.

Die Netto-Einnahmen aus der Lkw-Maut liegen derzeit bei mehr als drei Milliarden Euro jährlich. Durch die neuen Abschnitte dürften – so die Schätzungen – rund 100 Millionen hinzukommen. Und für "Maut-Muffel" wird es teuer: Wer nicht bezahlt, eine falsche Achszahl oder Emissionsklasse angibt, muss mit einem Bußgeld zwischen 120 und 240 Euro rechnen.

Die IHK hatte im Vorfeld gewarnt, dass eine Maut auf der B 27 die heimischen Betriebe belasten werde. Denn Verkehrszählungen des Regierungspräsidiums Tübingen hätten gezeigt, dass es bisher kaum zu Ausweichverkehr über die B 27 gekommen sei. In der Tat: Die Maut bezahlen hauptsächlich die regionalen Logistik-Unternehmen, etwa die Barth-Logistikgruppe in Burladingen oder die Spedition Koch in Ratshausen. Allein bei der Letzteren bedeutet die Lkw-Maut laut Hochrechnung des Unternehmens Zusatzkosten von 50 000 Euro im Jahr.