Die Treppenaufgänge im neuen Tiefbahnhof in Zürich nehmen schon Gestalt an. Foto: SBB

Der Verkehrsplaner und SMA-Chef Stohler erarbeitet aktuell eine Kombilösung für Stuttgart

Stuttgart. Ein alter Hut? Keinesfalls, sagt man in der Schweiz, wenn es um Heiner Geißlers Vorschlag in der Schlichtung geht.

Laut der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ), die sich in den vergangenen Tagen mehrmals mit dem Thema S 21 beschäftigt hat, erarbeitete SMA-Verkehrsplaner Werner Stohler das kombinierte Konzept mit abgespecktem Tiefbahnhof und Kopfbahnhof. Stohler ist weltweit für Verkehrsplanungen gefragt. So hat SMA auch in Deutschland den Taktfahrplan erarbeitet.

Laut NZZ waren sich Schlichter Heiner Geißler und Stohler darin einig, dass das Ergebnis des Stresstests nicht akzeptiert werde. So schlug Stohler unter dem Titel »Friede für Stuttgart« die SMA-Kompromisslösung vor. Der neue Tiefbahnhof hat nur noch vier Gleise für den durchgehenden Fernverkehr. Im abgespeckten Kopfbahnhof fahren der Regionalverkehr, der in Stuttgart endende Fernverkehr und die Gäubahn aus Zürich ein. Kosten: rund 2,5 bis drei Milliarden Euro.

Zürcher erwarten bis 2020 Verdoppelung der Fahrgastzahlen

Werner Stohler konnte dabei auf eine Planung zur Leistungserhöhung des Zürcher Hauptbahnhofs zurückgreifen. Die Schweizerischen Bundesbahnen erwarten in Zürich bis 2020 eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen auf eine halbe Million Reisende täglich. Zunächst wollten die Schweizer Bundesbahnen (SBB) dieses Problem mit einem viergleisigen Ausbau ebenerdig lösen. Diese Planung scheiterte an den Anwohnern. Die SBB ließ als Alternative die Durchmesserlinie über 9,6 Kilometer von Zürich Oerlikon nach Zürich-Hauptbahnhof planen. Die Strecke verläuft auf einer Strecke von 4,5 Kilometern unter der Stadt in dem neuen Weinbergtunnel. Der Durchstich erfolgte im vergangenen Frühjahr. Beim Bau mussten viele Probleme – wie das Wasser des Limmat, die Versorgungsleitungen der Stadt oder der Industriebetriebe – bewältigt werden.

Der Tunnel kommt beim Hauptbahnhof (Baujahr 1847) wieder an die Oberfläche. Er hat vier Gleise und nimmt den Ost-West-Fernverkehr sowie teilweise den S-Bahnverkehr auf. Unter dem Hauptbahnhof Zürich gibt es bereits einen viergleisigen S-Bahntunnel, der laut Fahrgastverband »Pro Bahn« die doppelte Kapazität des bisherigen Stuttgarter S-Bahnhofs aufnehmen kann. In Zürich können auch konventionelle Züge dieses Gleis nutzen. Die Gesamtkosten der Zürcher Durchmesserlinie liegen bei 2,031 Milliarden Schweizer Franken. Die Zürcher Kantonsbürger haben 2001 in einer Volksinitiative dem Kostenrahmen mit 82 Prozent zugestimmt. Die Durchmesserlinie geht für die S-Bahn im Sommer 2014 in Betrieb. Der Fernverkehr folgt 2015. Die Kapazität der Züge erhöht sich im Zürcher Hauptbahnhof täglich um 600 auf 2600. Dazu werden die Züge aus der Ostschweiz noch bis zu 15 Minuten beschleunigt.

»Die Interessengemeinschaft Gäubahn«, so Rainer Kaufmann, »spricht sich weiter für den achtgleisigen neuen S21-Tunnel aus«. Auch wenn beim Stresstest ein Fahrplan zugrunde gelegt wurde, der keine Knoten in Singen und Horb vorsieht. Der Vorteil wäre, so Kaufmann, dass die Gäubahn zum Flughafen auf dem S-Bahngleis fährt und in Stuttgart in den Tief- und nicht in den Kopfbahnhof.