Möglichst schnell sollen in Calmbach Maßnahmen zur Lärmreduzierung ergriffen werden. Foto: Archiv

Gemeinderat hat das Büro Soundplan GmbH in Backnang mit der Erstellung eines Lärmaktionsplans beauftragt.

Bad Wildbad - Die Stadtverwaltung Bad Wildbad nimmt sich des von einer Bürgerinitiative aufgegriffenen Verkehrslärmproblems in Calmbach an und versucht, möglichst schnell Maßnahmen dagegen umzusetzen.

Voraussichtlich vor der Sommerpause soll der Gemeinderat auf Basis der bei einer Bürgerversammlung in der Enztalhalle vorgestellten Lärmaktionsplanung die notwendigen Beschlüsse für entsprechende Anträge an das Landratsamt beziehungsweise an das Regierungspräsidium Karlsruhe fassen.

Der Gemeinderat hat das Büro Soundplan GmbH in Backnang mit der Erstellung eines Lärmaktionsplans beauftragt, dessen Ergebnisse jetzt der Diplom-Geograph Jürgen Roth etwa 50 Bürgern vorstellte. Die Basis dafür ist die so genannte EU-Umgebungslärmrichtlinie.

Mehrstufiges Verfahren

Bürgermeister Klaus Mack erläuterte das mehrstufige Verfahren der Lärmaktionsplanung. Beginnend mit einem entsprechenden Gemeinderatsbeschluss und gefolgt von einer Zustandserfassung mit einer Ausarbeitung von Empfehlungen, von einer Anhörung der Träger öffentlicher Belange, von der am Donnerstag erfolgten Bürgerinformation, von der Offenlegung der Planung und von dem Beschluss des Gemeinderates mit Vorschlägen an den Straßenbaulastträger und an die Verkehrsbehörde. Bezogen auf Calmbach wären diese das Regierungspräsidium Karlsruhe (Bundesstraße 294/296 und Landesstraße 351) und das Landratsamt Calw.

Den Nutzen eines Lärmaktionsplanes sah Jürgen Roth in der Versachlichung der Lärmdiskussion, im Aufzeigen von Lärmschwerpunkten, in einem Nachweis der Situation gegenüber den Straßenbaulastträgern und in der Festlegung eines Maßnahmenplans zur Reduzierung der Gesundheitsgefährdung der betroffenen Anwohner. Umgebungslärm kann wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge gesundheitsschädliche Auswirkungen haben.

Nach Ausführungen zu Lärm-Indikatoren beispielsweise in der Form der Messeinheit Dezibel (dB/A) beschrieb Jürgen Roth mögliche Maßnahmen zur Lärmminderung wie etwa die Verbesserung von Fahrbahnbelägen, Lärmschutzmaßnahmen an Gebäuden sowie Verkehrslenkungen und -verlagerungen. Dabei hörten die Besucher der Versammlung, dass bei dem logarithmischen Verhalten der Schalladdition beispielsweise bei einem Personenwagen mit 60 dB(A) schon drei dB(A) eine Verdoppelung des Verkehrslärm sind. Was bedeutet, dass beispielsweise bei 50 Kilometer pro Stunde ein Lastkraftwagen rein rechnerisch so laut wie 20 Personenwagen ist.

Bei der Lärmkartierung und Bestandsanalyse wurden Roth zufolge die B 294 mit der Höfener Straße und mit der Kleinenztalstraße, die B 296 mit der Calwer Straße, die Landesstraße 351 mit der Wildbader Straße und Kriegsstraße, die Hauptstraße und die Häberlenstraße berücksichtigt. Als kurzfristiger Maßnahmenvorschlag kommt Roth zufolge eine Temporeduzierung auf 30 Kilometer pro Stunde mit dem Effekt einer Halbierung der Lärmbelastung in Frage. Weitere Maßnahmen könnten ein lärmarmer Fahrbahnbelag und an besonders lärmbelasteten Gebäuden Lärmschutzfenster sein.

Hinzukommen könnte eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 70 auf 50 Kilometer pro Stunde auf der Höfener Straße oberhalb des Enzrings und des Sportplatzes, Tempo 30 nördlich des Kreisverkehrs bis zur Höhe Mörikestraße, ein solches südlich des Kreisverkehrs bis zur Einmündung Kleinenztalstraße/Häberlenstraße (bisher tagsüber 40 Kilometer pro Stunde).

Auf der B 296 (Calwer Straße) wäre eine Versetzung der Ortstafel mit anschließend 70 Kilometer pro Stunde in Richtung Oberreichenbach zu überdenken.

Das Landratsamt Calw, das Regierungspräsidium Karlsruhe und die Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald tendieren generell gegen Tempo 30, gegen die Versetzung des Ortsschildes in Richtung Calw sowie gegen eine neue Kreisverkehrsanlage und plädieren eher für einen lärmarmen Asphalt.

Angesprochen wurden von Besuchern vermehrte Geschwindigkeitskontrollen und die nach Ansicht eines Fragestellers verpasste Chance zur Aufbringung eines Flüsterbelags bei der Sanierung der Ortsdurchfahrt (Bundesstraße 294). Diskutiert wurden darüber hinaus Möglichkeiten zur Wiederanlegung aufgehobener Fußgängerüberwege in der Form von Zebrastreifen anstelle von Querungshilfen und nächtliche Tonnagebeschränkungen für den Schwerverkehr auf der Bundesstraße 294.