Die Buchenkurve zwischen Calmbach und Höfen gilt als besonders gefährlich. Foto: Kugel

Regierungspräsidium will Unfallschwerpunkt entschärfen. Höfens Bürgermeister Holger Buchelt verteidigt anstehende Arbeiten.

Bad Wildbad/Höfen - Am Dienstag ist es glimpflich ausgegangen, als ein 19-Jähriger mit seinem Auto in der Buchenkurve ins Schleudern kam. Der Mann blieb unverletzt. Es gab nur Blechschaden. Oft genug ist es anders ausgegangen. Die Kurve ist ein Unfallschwerpunkt, den das Regierungspräsidium Karlsruhe entschärfen will.

Wie berichtet laufen derzeit die Ausschreibungsvorbereitungen. In der zweiten Septemberwoche sitzt das Regierungspräsidium mit Vertretern der Polizei, der Verkehrsbehörde und den Kommunen zusammen. Mitte Oktober sollen die Arbeiten beginnen. Der Hang wird teilweise abgetragen und mit Spritzbeton gesichert. Dazu ist eine halbseitige Sperrung der Straße notwendig. Geplant sind kurze Abschnitte mit Ampelregelung. Der Eingriff in die Fahrbahn ist im Frühjahr 2015 beabsichtigt. Dann gibt es voraussichtlich eine einwöchige Sperrung. Bislang ging man von Kosten in Höhe von circa 500.000 Euro aus. Es kann aber noch teurer werden.

Höfens Bürgermeister Holger Buchelt verteidigt das Projekt: "Höfen steht voll hinter dieser Maßnahme." Der Rathauschef der kleinen Enzgemeinde sieht darin keine Verschwendung von Steuergeldern. Er verweist auf die schweren Unfälle, die in der Buchenkurve bereits passiert sind: "Es geht um Tote und Schwerverletzte." Die Kurve sei ein Unfallschwerpunkt, so der Rathauschef und verweist auf die Statistik: "Die Maßnahme ist seit vielen Jahren im Gespräch." Er sei froh, dass die Mittel jetzt zur Verfügung stünden.

"Die Nerven liegen blank"

Der Höfener Schultes weiß, dass sich über die Baumaßnahme gerade in Bad Wildbad die Gemüter erregen: "Die Nerven liegen blank." Doch er verweist darauf, dass auch seine Gemeinde Rücksicht auf andere Kommunen genommen habe und immer noch nehme. Als in den Pfingstferien die Ortsdurchfahrt in Calmbach zwei Wochen lang gesperrt gewesen sei, hätten auch die Geschäftsleute in Höfen, wie etwa das Café, der Netto-Markt sowie der Campingplatz weniger Umsatz gemacht. Weil der Kreisel in Langenbrand derzeit dicht sei, kämen weniger Besucher ins Höfener Freibad, so Buchelt: "Das merkt man deutlich." Doch es werde akzeptiert. Jede Gemeinde käme nun einmal dran: "Bad Wildbad will auch gute Straßen."

Das sieht Günter Haag, Sprecher des Bad Wildbader Einzelhandels im Kurverein ganz anders. Nach seiner Auffassung könne nicht einfach so weiter gewurstelt werden. Es dürfe nicht so laufen wie während der Pfingstferien, als das Tal in Calmbach zwei Wochen lang einfach abgesperrt worden sei. Jetzt habe man sich davon etwas erholt, jetzt komme schon der nächste Schuss vor den Bug.

Auch Frank Rieg, Geschäftsführer des Staatsbades in Bad Wildbad, ist erbost. Die Stadt habe mit der B 294 nur eine Einfallstraße. 80 Prozent der Besucher in den Bädern gelangten über sie in die Kurstadt. Bis die verärgerten Gäste wieder zurückkämen, dauere es zwei bis drei Jahre. Die Sperrung in Calmbach habe einen Rückgang der Besucherzahl um 15 Prozent bedeutet. Die Folge sei auch 15 Prozent weniger Umsatz. Dass das Tal ständig abgeschnitten sei, habe sich mittlerweile auch in Pforzheim herumgesprochen.

Rieg machte sich für Ausweichstrecken stark. So sollte der Verkehr über eine noch zu bauende Brücke über die Enz in der Gräfenau umgeleitet werden. Auch eine Umleitung über die Neuen Äcker wäre eine Möglichkeit. Doch die Brücke sei in Höfen anscheinend eine "Heilige Kuh". Eine Umleitung über die Neuen Äcker sollte zumindest geprüft werden, so Rieg. Es dürfe nicht einfach vollendete Tatsachen geben. Dazu meint Buchelt, dass über die Neuen Äcker einseitig auch Autos gelenkt werden könnten, aber keine Lastwagen. Das Regierungspräsidium habe immer deutlich gemacht, dass es lieber alle Fahrzeuge, folglich auch Lastwagen, über eine halbseitige Sperrung durchleiten wolle. Doch für den Notfall stehe die Umleitung über die Neuen Äcker zur Verfügung.

Zu einer möglichen Brücke über die Enz in der Gräfenau stellt Buchelt klar, dass Höfen diesen Übergang nicht benötige. Vor rund 30 Jahren sei im Gespräch gewesen, diese Strecke zur Kreisstraße aufzuwerten. Die Stadt Bad Wildbad habe dies aber in den 1980er-Jahren abgelehnt. Anschließend sei eine kleinere Straße gebaut worden, wobei die Anlieger 90 Prozent sowie die Gemeinde Höfen zehn Prozent der Kosten hätten aufbringen müssen. Die Firma Schneeberger habe sich darauf eingerichtet. Ihre Maschinen in der Präzisionstechnik würden nur gewisse Erschütterungen aushalten. Sollte tatsächlich eine Brücke über die Enz gebaut werden, bleibe es nicht bei einem Notfall. Buchelt geht davon aus, dass die Strecke dann zu einer Durchgangsstraße ausgebaut würde. Diese steigenden Erschütterungen hielten die derzeitigen Maschinen bei Schneeberger nicht mehr aus. "Uns wurden seinerzeit die Vorteile verbaut, und jetzt sollen wir die Nachteile in Kauf nehmen, weil Bad Wildbad nicht in der Lage ist, eine ordentliche Lastwagenzufahrt zum Gewerbegebiet Beermiss zu schaffen", so Buchelt.

Schultes Mack fordert mehr Informationen

Auf eine mögliche Brücke in der Gräfenau wollte Mack nicht näher eingehen. Er wisse, dass es bei dieser Frage in Höfen eine eindeutige Meinung gebe. Das Problem könne nicht kurzfristig gelöst werden. Er kritisierte jedoch die Informationspolitik des Regierungspräsidiums. Ihm fehlen die Hintergrundinformationen. Eine Blitzeranlage sollte nach seiner Meinung zumindest geprüft werden. So seien auch bei der Tunnelsanierung verschiedene Alternativen unter die Lupe genommen worden. Ein ähnlich professionelles Verfahren wünsche er sich auch bei der Buchenkurve. Es müssten Alternativen untersucht werden, da die Bundesstraße immer wieder kurzfristig gesperrt werden müsse – etwa bei Forstarbeiten.

Auch Detlev Weingärtner, Vorsitzender des Wildbader Kurvereins, mahnte das Regierungspräsidium, nicht alles am grünen Tisch zu entscheiden: "Ich hätte mir mehr partnerschaftliches Miteinander gewünscht." So müsse die Behörde in Karlsruhe viel stärker die Konsequenzen ihres Handelns abschätzen. Eine Sperrung bedeute immer einen Einschnitt im Tagestourismus. Als Grundproblem sieht er, dass vor lauter Baustellen ein Imageschaden entstehen könnte. Weingärtner ist aber dafür, dass die Kurve verkehrstechnisch gesichert wird. Er kann aber verstehen, dass Buchelt seine Interessen wahrt.

Verständnis für die Maßnahme zeigte Sabine Mast, Vorsitzende des Touristikvereins Enzklösterle. "Dass die Buchenkurve eine Woche voll gesperrt wird, damit können wir leben", sagte sie. Das Gleiche gelte für eine Ampelregelung. Uwe Herzel, Pressesprecher des Regierungspräsidiums Karlsruhe, stellte zur Problematik fest, dass die Entschärfung der Buchenkurve immer gefordert worden sei. Jetzt könne die Sache angegangen werden, da das Geld zur Verfügung stehe. Hinsichtlich des von Bad Wildbader Seite ins Spiel gebrachten Blitzers stellte er fest, dass mit ihm die Gefahrenstelle ja nicht behoben würde.