Stets prominent besetzt ist die Gästeschar beim Dehoga-Neujahrsempfang im Residenzsaal des Hotel Therme. Fotos: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Neujahrsempfang: Dehoga lud ein

Guido Wolf (CDU) hat verstanden. Für den neuen baden-württembergischen Justizminister waren die von Dehoga-Kreischef Rolf Berlin beim Neujahrsempfang aufgestellten Kernforderungen gleichsam "Auftrag" zur Erledigung. Nur sei er eigentlich der falsche Adressat.

Bad Teinach. So sicher wie sich zu Jahresbeginn die Spitzen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft unter den mächtigen Kronleuchtern des Residenzsaales im Hotel Therme zu versammeln pflegen, so eisern und hartnäckig ist Rolf Berlin bei seinen Forderungen an die Politik, die er Jahr für Jahr aufs Neue postuliert: von der Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes über den Bürokratieabbau bis hin zu Erleichterung bei den starren Arbeitszeitregelungen.

Bei vielen Wirten sitzt der Frust tief

Im Landkreis Calw generierten mehr als 470 Gastronomiebetriebe einen Jahresumsatz von 107 Millionen Euro und sicherten 2100 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Bei vielen Gastronomen sei eine gute Umsatzentwicklung aber nicht automatisch mit guten Erträgen verbunden, so Berlin: "Bürokratie, Mitarbeitermangel und steigende Kosten gehören auch zur ehrlichen Bilanz des Jahres 2016."

Bei vielen Wirten, die mit ihren Familien seit Monaten an der Grenze der Belastbarkeit arbeiten würden, sei der Frust mittlerweile tief: "Sie schaffen fast bis zum Umfallen, kompensieren mit eigener Kraft den Personalmangel und kämpfen spät abends nach Betriebsschluss noch mit Dienstplänen und anderem Schreibkram".

Auch bei der Integration von Flüchtlingen könne die Branche mehr tun, wenn sie nicht durch den "Vorschriftenwahnsinn" behindert würde. So dürften Flüchtlinge nicht einfach zum gesetzlichen Mindestlohn eingestellt werden, stattdessen müsse ein ortsüblicher Vergleichslohn ermittelt werden: "Das ist überflüssig wie ein Kropf", kritisierte Berlin.

Wolf, auch zuständig für den Tourismus, verstand die Botschaft wohl, aber der eigentliche Adressat von Berlins Forderungen sei nicht er: "Alles, was sie zurecht fordern, muss in Berlin gehört werden." Aber Wolf versprach, "Seit’ an Seit’" mit dem anwesenden Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel sich für diese Anliegen einzusetzen: "Diese blöden und bürokratischen Hemmnisse müssen weg." Zugleich appellierte er in seiner Rede, bei der Werbung um Gäste nicht in Kirchturmdenken zu verfallen. Der Schwarzwald als Destination müsse als Dachmarke im Land übergreifend beworben werden – nicht selektiv nach Süd-, Mittel- oder Nordschwarzwald.