Der Beirat der Gesundheitskonferenz im Landkreis Calw leitet konkrete Vorschläge in die politischen Gremien weiter. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Gesundheitskonferenz: Digitalisierung ist ein großes Thema

Kreis Calw. Auf Augenhöhe kommunizieren, die Prävention per Rezept verschreiben, eine Akademie für die generalistische Ausbildung in Kranken- und Altenpflege oder ein elektronischer Medikationsplan sind nur einige Stichworte für die "Innovative Versorgung im Landkreis Calw".

Unter diesem Titel erarbeitete die Gesundheitskonferenz des Landkreises etliche konkrete Vorschläge. "

Warum sollten wir uns nicht davon leiten lassen, Dinge anzugehen, die es nicht gibt", resümierte Jürgen Wuthe, Leiter der Abteilung Gesundheit, Referat Grundsatz-fragen und Gesundheitspolitik im baden-württembergischen Sozialministerium. Unter anderem das Auflösen von hierarchischen Strukturen, also beispielsweise das Zulassen von Hinweisen zu einem Patienten durch einen Optiker an den Augenarzt wäre denkbar. "Derzeit besteht dafür keine Möglichkeit, ist sogar gesetzlich verboten", stellte er fest.

Im vorausgehenden Workshop zur Gesundheitspolitik wurde außerdem die Frage aufgeworfen, auf welcher Ebene der Landkreis agieren kann. Die Gruppe schlug deshalb vor, die Vernetzung ambulanter und stationärer Behandlung und Prävention zu fördern.

"Das neue Präventionsgesetz gibt die Möglichkeit, diese auf Rezept zu verordnen und man könnte erwägen andere einzubeziehen, unter Umständen sogar Sportvereine", stellte Jürgen Wuthe in Aussicht.

Im Bereich der ambulanten Versorgung in der Region regte Karl Köllhofer an, Konzepte anderer im Gesundheitsnetzwerk zu beachten, zumal unter anderem die klassische Hausarztpraxis nicht mehr ausreiche. Dazu wäre die Installation eines Patientenmobils zu überlegen. "Mit größeren Kampagnen sollte auch Werbung für die Region, ähnlich wie im Tourismus gemacht werden", so Köllhofer.

Da war der Slogan-Vorschlag von Claus Bannert treffend: "Bei anderen krankt’s, wir sind Gesundheitsregion", orientierte der Geschäftsführer der AOK-Kliniken und Vorsitzende des Beirats der Gesundheitskonferenz an der Werbelinie des Landkreises. Unter anderem formulierte er die Idee einer Akademie für Pflegeberufe, nachdem die Generalistik für diesen Bereich bereits politisch diskutiert werde.

Ein bedeutender Schritt in der Entwicklung liegt bei der Digitalisierung. "Sie ist für die Kommunikation geeignet und lässt beispielsweise mit einem elektronischen Medikationsplan die Abstimmung von Medikamenten für Patienten mit mehreren Erkrankungen zu", lenkte Holger Pressel, Leiter des Referats Politik bei der AOK den Fokus auf die Vorteile.

"Die Medizin kann sich ohne Glasfaser nicht weiterentwickeln", steht deshalb auch für Landrat Helmut Riegger fest. Darin sieht er für den Landkreis eine Aufgabe, um vor Ort die Infrastruktur für eine moderne und zeitgemäße Medizin zu ermöglichen. "Im Beirat werden die Vorschläge priorisiert und zur Umsetzung in die politischen Gremien weitergeleitet", kündigte der Erste Landesbeamter Frank Wiehe zum Umgang mit den Ergebnissen an.