So sieht das Mühlenareal in Bad Liebenzell im Moment aus. Foto: Fisel

Verkehr: Verwaltung stellt Planungen vor. Situation in Oberstadt könnte entschärft werden.

Bad Liebenzell - Die Stadt leidet seit Jahren unter einer unbefriedigenden Parkplatzsituation. Nicht nur bei Geschäften, sondern auch in vielen Wohnbereichen gibt es kaum oder gar keine Möglichkeiten, Fahrzeuge abzustellen, ohne den Verkehr zu behindern.

Da der Verwaltung dieses Problem seit Langem bekannt ist, wurde es in der Vergangenheit schon des Öfteren auch im Gemeinderat thematisiert.

Vor allem im Bereich der Oberstadt mit ihrem engen, historischen Straßennetz führten parkende Fahrzeuge immer wieder zu Konflikten zwischen Anliegern, Verwaltung und verärgerten Verkehrsteilnehmern. Für Feuerwehr- oder Müllfahrzeuge war mitunter in Baum-, Kirch- oder Karlstraße kein Durchkommen möglich.

In der jüngsten Gemeinderatssitzung konkretisierte Bürgermeister Dietmar Fischer seinen begrenzten Handlungsspielraum: "Ich kann in diesem Bereich jeden Tag Autos abschleppen lassen, doch ich kann schlichtweg keine Alternative anbieten!"

Nun eröffnet sich vielleicht eine Gelegenheit, dieses Konfliktpotenzial im Bereich der Oberstadt bis hin zur Wilhelmstraße zu entschärfen. Nachdem sich inzwischen gezeigt hatte, dass kein geeigneter Investor für das seit längerer Zeit brachliegende Mühlenareal gefunden wurde und dieses Grundstück somit wieder an die Stadt zurückfallen würde, war das Calwer Statikbüro "Bugenings-Eisenbeis-Ingenieure" mit der Vorplanung eines Parkhausneubaus beauftragt worden. Das Ergebnis wurde jetzt den Gemeinderäten vorgestellt.

Fischer betonte, dass es sich hierbei lediglich um erste Vorplanungen handele, die als Diskussionsgrundlage dienen und eine weitere Vorgehensweise ermöglichen sollen; weder Umsetzung noch Finanzierung seien festgelegt. Beabsichtigt sei, die "schöne", hoch aufragende Nordwand des angrenzenden Gebäudes (ehemals "Schlecker") unauffälliger zu gestalten sowie eine Zufahrt des Parkhauses von oben über die Hugo-Mäulen-Straße, und von unten über die Wilhelmstraße zu ermöglichen. "Die geplante Freilegung und Renaturierung des dortigen Lengenbachs sowie des Verbindungsweges wird in jedem Fall durchgeführt, ganz gleich, ob ein Parkhaus gebaut oder welche Variante gewählt wird", versicherte Fischer.

Bei der Präsentation seiner vier Planungsvarianten zeigte Dirk Bugenings nicht nur Grundrisse und Ansichten, sondern auch Vor- und Nachteile. Mit jeder Variante, von der zweigeschossigen mit 38 Stellplätzen, der dreigeschossigen mit 74 Stellplätzen, bis hin zur Variante 3 + mit vier Geschossen nebst 98 Stellplätzen, werde das Gebäude zwar teurer, aber auch wirtschaftlicher. Zugleich könnten die Kosten pro Parkplatz gesenkt werden, gab Bugenings zu verstehen.

Unverändert bliebe bei jeder Bauvariante ein Dach mit Begrünung, eine stützenlose Konstruktion innerhalb der Parkebene mit einer ungefähren Höhe von 2,20 Metern, Behindertenparkplätze, Ladestation sowie Treppenhaus mit Aufzug.

Fortentwicklung im Blick

Unter den Ratsmitgliedern stand schnell fest, dass nur eine drei- oder viergeschossige Bauweise infrage komme. Parkplätze seien zweifelsohne ein Gewinn für Bad Liebenzell und zwar in vielerlei Hinsicht, sei es in Bezug auf den Tourismus, den Einzelhandel oder die Bewohner; auch sei die Stadt zusammen mit dem Gemeinderat verpflicht, solche Angebote zu schaffen oder für eine sichere Verkehrsführung zu sorgen. "Wir müssen trotz Haushaltskonsolidierung an die Fortentwicklung unserer Stadt denken", so Kämmerer Lucas Hansen.

Einig waren sich alle Beteiligten jedoch genauso schnell, dieses Projekt nur in Verbindung mit einer Parkplatzbewirtschaftung anzugehen; mit der Vermietung von Parkplätzen könnten einerseits Kosten gesenkt, andererseits Verkehrsprobleme in der Oberstadt gemindert werden. Da zahlreiche Ratsmitglieder Bedenken bezüglich der Finanzierung äußerten, sollte im Vorfeld weitererführender Planungen eine Erhebung über das Verhältnis von Stellplätzen und Wohneinheiten gemacht werden.

Darüber hinaus wurde die Verwaltung mit der Erstellung eines Finanzierungsmodells einschließlich möglicher Zuschüsse beauftragt, bevor konkrete Entscheidungen getroffen werden könnten.