Im Werkunterricht des SSBZ an der Reuchlin-Schule Bad Liebenzell entstehen "Kommunikationsbänke". Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Handwerksprojekt: Jugendliche der Reuchlin-Schule bauen Möbel / Selbständiges Arbeiten gefordert

"Viele Kinder und Jugendliche an unserer Schule haben von Haus aus nur wenig Möglichkeit, handwerkliche Tätigkeiten zu erlernen oder auszuführen", weiß Erich Grießhaber. Er ist Sonderpädagoge an den Reuchlin-Schulen Bad Liebenzell.

Bad Liebenzell. Im Rahmen des Werkunterrichts am dortigen Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit dem Förderschwerpunkt Lernen (bisherige Förderschule) sollte ein über mehrere Schulstunden andauerndes Projekt dazu beitragen, die praktischen Fähigkeiten der Jugendlichen zu fördern, der gar erst zu entdecken.

Die Bandbreite der Erfahrungen in handwerklichem Arbeiten sei riesig, versicherte Grießhaber. Er gehe gelegentlich mit seinen Schülern in den Wald, wo mit einfachen Säge- und Bohrübungen "gewerkelt" werde. "Manche wissen noch nicht einmal, wie man die Werkzeuge in die Hand nimmt, andere können bereits super damit umgehen", hatte er hierbei festgestellt.

Außer Zweifel steht für den versierten Pädagogen, dass die Arbeiten im Werkunterricht nicht nur lehrreich, sondern ebenso zweckmäßig und produktiv sein müssen.

Gut durchdachte Planung kann "halbe Miete" sein

Die Mädchen und Jungen sollten sich mit ihrem Produkt identifizieren, etwas Nützliches darin sehen und zufrieden damit sein. "Oder auch nicht", räumte Grießhaber lachend ein. Denn die Schüler sollen unweigerlich auch die Erfahrung machen, dass unsauberes Arbeiten entweder Reparieren oder gar Wegwerfen zur Folge hat.

Auch dass eine gut durchdachte Planung bereits die "halbe Miete" ist, lehrte die Erfahrung. Und dass notwendige Schutzmaßnahmen wie Haare zusammenbinden oder das Tragen einer Schutzbrille für die Bedienung von Geräten und Maschinen unabdingbar sind, stand ebenfalls auf dem Lehrplan.

Der Gedanke, Gebrauchsmöbel für die eigene Schule herzustellen, kam Grießhaber im Zusammenhang mit der sozialen Gruppenarbeit am SBBZ. Schlichte, stabile Sitzbänke sollten als "Kommunikationsbänke" förderliche Zwiegespräche ermöglichen. "Wenn man sich auf dem gleichen Möbel gegenübersitzt, sorgt das für mehr Nähe und eine engere Gesprächsführung", meinte der Ideengeber.

Für die Bänke wurde nach Stuhl-Rückenlehnen gesucht. Von der Erlacher Höhe in Freudenstadt kam dann eine Lieferung. "Wir benötigen immer noch solche Rückenlehnen", ergänzte Grießhaber.

In Gruppen aufgeteilt wurde im Werkunterricht gesägt und geschliffen, gehämmert und genagelt. Breite Bretter fügten sich an schmale Latten, Metallwinkel an Holzrahmen. Unsaubere Kanten wurden begradigt, instabile Verleimungen zusätzlich verschraubt. Und schön sollte das Möbelstück letztendlich auch noch aussehen. Also nochmals hier ein Schliff und dort eine Korrektur.

Am Ende durften die jungen Handwerker zu Recht stolz auf ihre Sitzbank sein. Auch der Lehrmeister zeigte sich zufrieden über seine Schüler: "Das Leuchten in den Augen der Kinder ist der Lohn des Pädagogen!"