m Sommer trainieren Johanna (links) und Franziska Schallon auch mal draußen. Foto: Schwanowski

Franziska Schallon vom internationalen Bund bietet im Calwer Jugendhaus ein kostenloses Kickbox-Training an. Selbst begeistert von dem Sport, möchte sie vor allem Mädchen und junge Frauen bei der Selbstentwicklung unterstützen. Das kommt an.

Mal aus sich raus kommen? Einfach nur auspowern? Und dadurch auch noch sicherer fühlen? Seit Anfang des Jahres ist das im Calwer Jugendhaus möglich. Denn Franziska Schallon bietet dort ein Kickbox-Training an. Das richtet sich vornehmlich an junge Frauen im Alter zwischen zwölf und 21 Jahren, erklärt Schallon. Für die Altersgruppen gibt es separate Trainingszeiten (siehe Infobox).

Die 36 Jahre alte Schallon kommt aus Rutesheim und arbeitet als Projektleiterin beim internationalen Bund (iB). Dort sei ihr auch die Idee zum Kickboxangebot gekommen, erzählt sie. „Persönlichkeitsentwicklung kann durch Sport entstehen“, meint Schallon. Beim Kickboxen gehe es nicht darum, sich mit anderen zu messen, sondern sich auf sich selbst zu konzentrieren. Man lerne seine eigenen Grenzen kennen und respektieren, aber auch seinen inneren Schweinehund zu überwinden. „Zeitgleich ist Kickboxen auch Koordination, Gleichgewichtstraining und vor allem auspowern“, beschreibt sie den Sport.

Schallon hat selbst Kickboxerfahrung. Sie sei schon immer kampfsportbegeistert gewesen und habe den Sport zwei Jahre intensiv ausgeübt. „Ich würde sagen: Ich bin absolut kein Profi, aber die Kombination als Coach und Therapeutin befähigt mich, Kickboxen auf eine neue Weise zu lehren“, so Schallon.

Seit mehr als fünf Monaten dabei

Es gehe bei ihrem Angebot auch nicht darum, den Sport auf „High-End-Niveau“ zu betreiben. Dafür gebe es Vereine. Für sie sei die Gruppe und das gegenseitige Helfen wichtig. „Mir geht es um die Kombination aus Elementen des Kickboxens, dem Hintergrund der Selbstentwicklung und vor allem gibt es die Chance, jeden dort abzuholen, wo er oder sie gerade steht“, erklärt Schallon.

Das bestätigt auch die 18-jährige Johanna. Sie absolviert momentan ihren Bundesfreiwilligendienst in Bad Liebenzell und wollte schon immer einmal Kickboxen ausprobieren. Ohne Vorerfahrung habe sie sich aber bisher nicht in ein Training getraut. „Da sind überall ja immer welche, die es schon besser können“, meint sie. Dann habe sie den Zettel von Franziska gesehen – und kommt nun seit mehr als fünf Monaten zu ihr ins Calwer Jugendhaus.

Das Hobby hilft, sich sicherer zu fühlen

„Es macht sehr viel Spaß“, erzählt Johanna. „Es ist ein guter Weg, um sich auszupowern und nach der Arbeit Stress abzubauen“, fügt sie hinzu. Außerdem gebe einem Kickboxen ein „Stärkegefühl“ und mehr „Selbstbewusstsein“. Es sei immer gut einen „Selbstverteidigungssport“ zu können und die Fähigkeiten im Hinterkopf zu haben, meint Johanna. Gerade als Frau fühle man sich abends und bei Dunkelheit oft bedroht. „Jede Frau kennt das Gefühl“, beschreibt sie es. Das Kickboxen helfe ihr, sich sicherer zu fühlen. Zum Glück sei sie bisher aber in keine schlimme Situation gekommen.

Bisher ausschließlich positive Rückmeldungen

Auch, dass Trainerin Franziska eine Frau sei, bewertet Johanna positiv. „Ich fühle mich besser gesehen“, meint Johanna. Bei einem männlichen Trainer wäre sie wahrscheinlich gehemmter. Die momentan gemischte Trainingsgruppe störe sie aber nicht. Und Franziska mache ein gutes Training. Erst stehe Aufwärmen auf dem Programm. Dann gehe es an den Boxsack.

Dass man sich selbst sicherer fühle, sei nur ein Nebeneffekt, so Schallon. „Das kommt ganz automatisch, weil die Mädels sehen, was sie eigentlich können“, erklärt sie. Sie zeige aber keine expliziten Selbstverteidigungstechniken. Jedoch sei auch klar, dass man beim Kickboxen dafür etwas mitnehme. Und wenn es nur mehr Selbstvertrauen ist.

Schallon will eigentlich ein Angebot nur für Mädchen machen. Die seien aber schwer zu aktivieren. „Mädchen scheinen hier eine Hemmschwelle zu haben“, erzählt sie. Das Feedback sei bisher positiv. Das Jugendhaus reiche als Trainingsraum, allerdings nur für kleine Gruppen. Und im Sommer trainiert sie mit den Jugendlichen gern im Freien.