Tom Lehel und sein Mobbing-Monster Mo – im Käfig, wo es hingehört. Denn es ist ganz schön doof. Foto: Schölzel

Dass Mobbing falsch ist und was dazu gehört sich gegenseitig Respekt zu zollen, das haben die Kinder der Friedensschule in einem zweitägigen Kurs gelernt. Ihr Lehrer bei der Sache: Niemand geringeres als ein Fernseh-Moderator des Kindersenders KiKa und ZDF.

Tom Lehels siebenjähriges Ich wurde gemobbt, acht Jahre lang. Er war ein bisschen dicklicher, hatte sehr viele Haare und einen schiefen Schneidezahn und sah in etwa aus wie die fiktive Figur Chewbacca aus der „Star Wars“-Reihe, erklärt er den Kindern auf der Bühne.

Das Resultat seiner Geschichte: Drei Bücher, eine eigene Stiftung und ein eigens entwickeltes Programm, mit dem er durch Deutschlands Schulen tourt und Kinder sowie deren Eltern gegen Mobbing und für einen respektvollen Umgang sensibilisieren will.

Das Programm sei dabei gefördert von den Betriebskrankenkassen im Rahmen der Gesundheitsprävention, wie Friedensschullehrer Martin Glahn erklärt und richte sich dabei an die Schüler der dritten und vierten Klassen, da diese „entwicklungstechnisch so weit fortgeschritten sind, um Gruppendynamiken zu verstehen und zu hinterfragen.“

Kinder brüllen begeistert

Tom Lehel, der für den Kinderkanal Kika und dem ZDF unter anderem für die Sendung Tabaluga tivi seit 25 Jahren vor der Kamera und seit 30 Jahren hinter dem Mikrofon als Rapper und Sänger steht, ist mit seiner Stiftung „Mobbing stoppen, Kinder stärken“ prädestiniert für das Programm, was er – begleitet von begeistertem Kinder-Gebrüll – auf der Bühne in der Aula der Friedensschule unter Beweis stellt.

Was Mobbing sei, will er von den Kindern wissen. Mutige Viertklässler melden sich zu Wort: „Wenn man beleidigt, wenn man sagt ’du siehst aus wie ein Stock’, nur weil jemand ein bisschen dünn ist“, lautet die Antwort eines Jungen. Wie man sich verhält, wenn man auf dem Schulhof bedroht und geärgert werde, das nächste Gedankenspiel. Einen Lehrer holen, überlegen die Kinder – nur wie?

Tom Lehel erklärt den richtigen Umgang im Internet

Dann kommt das Monster Mo auf die Bühne, das Mobbingmonster. „Du bist doof“, singen die Kinder ihm zu, untermalt von Lehels Rap-Einlage. Als es um die Frage geht, wer denn alles Zugriff auf Handy, Tablet-PC und Soziale Netzwerke hat, schnellen alle Finger nach oben. „Wenig im Netz preis geben ist die Devise“, klärt der Kika-Moderator die Kinder über die richtigen Verhaltensregeln im Internet auf. Je weniger man von sich hochlade, desto weniger Probleme könne man später bekommen.

125 Kinder der jeweils dritten und vierten Klassen lauschen Tom Lehels Show-Einlagen. Foto: Schölzel

Ihm selber habe damals das Netz seiner Familie geholfen, das Tom Lehel jetzt für seine drei Kinder bildet. „Eltern müssen ihre Kinder stärken und stets ein offenes Ohr haben“, so Lehel. „Bei meinen Auftritten merke ich immer, im Publikum sitzen Täter. Und das macht mich traurig, denn es muss nicht so sein“, drückt es Lehel aus. Nach seinen Erfahrungen werden Kinder oft zu Täter, weil die Eltern-Kind-Beziehung zu wünschen lasse, erklärt er. „Alle Probleme haben ihren Ursprung zu Hause“, bringt es der Experte auf den Punkt.

Veränderte Familienstrukturen

„Die Familienstrukturen verändern sich, plötzlich sind beide Eltern berufstätig und das Kind stürzt sich in sein Smartphone und erzieht sich mit ungeeigneten Inhalten selbst“, überlegt Lehel.

Social Media allein trage dabei keine Schuld, Eltern müssten lernen damit umzugehen und sich aktiv damit beschäftigen“, bekräftigt Lehel. Und wenn man merke, dass sich sein Kind verändere – sein eigenes Kind sollte man ja schließlich kennen, so der Moderator – heiße es zuhören, egal wie lange es dauert. „Man muss seinem Kind Vertrauen und Stabilität schenken“, so Lehel.

Bei Mobbing unter Kindern und Jugendlich gehe es auch nicht ausschließlich um eine Täter-Opfer-Beziehung, denn Mobbing sei ein Gruppenphänomen. Deshalb sei es auch wichtig, die gesamte Elternschaft miteinzubeziehen, wenn es in der Klasse einen Mobbing-Fall gibt.

Die Kinder haben etwas gelernt

Am Ende der Veranstaltung sollen die Kinder Karten ausfüllen, was sie während des Programms gelernt haben. „Wir haben gelernt mehr Respekt voreinander zu haben“, schreibt ein Kind auf die Karte. Zumindest für diesen Moment scheint das Mobbing-Monster Mo besiegt zu sein.

Über das Programm

Gefördert von:
Die Betriebskrankenkassen BKK Akzo Nobel, BKK Gildemeister Seidensticker, BKK Pfalz, BKK Technoform, BKK VBU, BKK VDN, BKK WIRTSCHAFT und FINANZEN, BKK ZF und Partner, BMW BKK, Debeka BKK, Mercedes-Benz BKK, Pronova BKK, R+V BKK, SBK, VIACTIV und vivida bkk veranstalten die bundesweite Event- und Fortbildungsreihe seit 2021 im Rahmen der Gesundheitsförderung. Das Programm wird von der Arbeitsgruppe von Mechthild Schäfer, Ludwig-Maximilians-Universität München, wissenschaftlich begleitet und evaluiert.

Die Teilnahme:
Für Schulen ist das Programm kostenlos. Diese können sich jetzt bis 30. September auf www.wirwollenmobbingfrei.de bewerben. Das Programm ist geeignet für Kinder der dritten und vierten Klasse.