Im Bildungszentrum Sulzberg soll es auch künftig drei Schularten geben. Ob nicht nur unter einem Dach, sondern auch unter einer Leitung, ist noch offen. Foto: Dyba Foto: Schwarzwälder-Bote

Wie eigenständig sollen die Alpirsbacher Schulen bleiben? / Gemeinderat will am Dienstag Grundsatzfrage klären

Von Claus Wiegert

Alpirsbach. Über das Ziel, trotz rückläufiger Schülerzahlen auch künftig im oberen Kinzigtal ein breit gefächertes schulisches Bildungsangebot vorzuhalten, sind sich alle einig. An der Frage, wie dies konkret geschehen soll, scheiden sich im Alpirsbacher Gemeinderat jedoch die Geister.

Und dies, obwohl das Gremium in seiner jüngsten Sitzung bereits einen Grundsatzbeschluss über die Schulentwicklung gefasst hat. Unklar ist allerdings, was denn genau beschlossen wurde. Deshalb kommt das Thema bei der Sitzung am Dienstag erneut auf die Tagesordnung.

Während Bürgermeister Reiner Ullrich am liebsten eine Gemeinschaftsschule gehabt hätte und nun einen engen Schulverbund von Werkrealschule, Realschule und Progymnasium unter einer Leitung favorisiert, will der Gemeinderat mehrheitlich offenbar eher einen Schulverband. In diesem würden die Schulen eigenständig bleiben, allerdings würden die beteiligten Gemeinden – Alpirsbach, Schiltach und Schenkenzell – die Trägerschaft gemeinsam übernehmen.

Schulverbund oder Schulverband? Die Verwirrung um diese Frage soll nun bei der nächsten Gemeinderatssitzung aufgelöst werden.

Unklar sei, schreibt die Verwaltung in der Vorlage für den Tagesordnungspunkt, was die FWV/CDU-Fraktion mit ihrem eigenen Beschlussvorschlag zur Schulentwicklung eigentlich will. Nach Aussage von Stadtrat Reinhold Bronner gegenüber dem Leiter der Werkrealschule und Realschule Oberes Kinzigtal, Joachim Hack, solle der bestehende Schulverbund nicht um das Progymnasium erweitert werden, da damit eine einheitliche Schulleitung verbunden ist. Aus Sicht der Verwaltung war die Erweiterung jedoch immer Gegenstand der Diskussion.

Laut Hack werde mit dem bereits gefassten Beschluss des Gemeinderats lediglich ein Schulverband mit interkommunaler Trägerschaft angestrebt. Offen sei nach Ansicht Hacks auch, ob es sich bei der angeführten Orientierungsstufe für die Klasse 5 und 6 um eine schulartübergreifende Orientierungsstufe oder um eine solche je Schulart handeln solle.

Einen konkreten Beschlussvorschlag der Verwaltung zur Schulentwicklung gibt es für die Gemeinderatssitzung am Dienstag nicht. Denn im Rathaus herrscht eine gewisse Ratlosigkeit: "Aufgrund verschiedener Aussagen von Stadträten gegenüber den Schulleitern ist für die Verwaltung nicht mehr nachvollziehbar, was der Gemeinderat eigentlich will", heißt es in der Vorlage.

Das gilt auch für die betroffenen Schulleiter. So hofft Joachim Hack, Rektor der Werkrealschule und Realschule Oberes Kinzigtal, dass der Gemeinderat nun zum Ausdruck bringt, was genau er möchte. Dann werde rechtlich geprüft, ob dies möglich ist, "und dann gehen wir an die Arbeit". Eine Gemeinschaftsschule ist für Hack in Alpirsbach "außen vor".

Ein Schulverbund zwischen Werkrealschule und Realschule bestehe bereits, und mit dem Progymnasium sei eine Kooperationsvereinbarung getroffen worden, sagt Konrektor Thomas Heilmann. Eine Möglichkeit für die Zukunft wäre laut Heilmann auch, dass es einen geschäftsführenden Schulleiter gibt, der den bestehenden Schulverbund und das Progymnasium nach außen vertritt und alle zwei Jahre wechselt.

Schenkenzell und Schiltach hätten, wie Hack im Gespräch mit unserer Zeitung sagt, natürlich ein Interesse daran, dass auch Schüler in Schiltach unterrichtet werden. Eine Außenstelle in Schiltach hat das Kultusministerium bisher jedoch nur für die Werkrealschule genehmigt, nicht aber für die Realschule und das Progymnasium.

Nun soll der Gemeinderat darüber entscheiden, ob er einen Antrag auf einen Schulverbund mit einheitlicher Schulleitung stellen will. Dies würde praktisch eine Erweiterung des bestehenden Schulverbunds von Werkrealschule und Realschule um das Progymnasium darstellen. Oder es wird ein Schulverband angestrebt, der lediglich die Trägerschaft zwischen den drei Gemeinden regelt.

Für Herbert Ade, Leiter des Progymnasiums, stellt sich der Gegensatz nicht in dieser Schärfe dar, wie er auf Anfrage unserer Zeitung sagt. Er favorisiert einen Schulverband, in dem dann auch eine pädagogische Zusammenarbeit der selbstständigen Schulen angestrebt werden solle. Das Ganze nach Ades Motto: "So viel Differenzierung in den einzelnen Schularten wie nötig, so viel Zusammenarbeit wie möglich." Derzeit bestehe in Alpirsbach ein Schulverband mit geringem Kooperationsgrad. Über Inhalt und Ausmaß der Zusammenarbeit müsse in dem künftigen Schulverband verhandelt werden, "das pädagogische System muss dazukommen". Dabei sollten die einzelnen Schularten nach Ansicht Ades jedoch erkennbar bleiben.

Ausgangspunkt bei der Formulierung des Antrags für die Schulentwicklung ist für Ade nicht, was genehmigungsfähig ist und von der Politik gewünscht wird, sondern die Frage: "Was ist für die Kinder gut?" Eine Gemeinschaftsschule hält der Schulleiter in Alpirsbach nicht für sinnvoll und durchsetzbar: "Der Begriff ist verbrannt."

Ade könnte Ende dieses Schuljahrs in den Ruhestand gehen, aber er hängt das Schuljahr 2015/16 noch dran. Nicht weil er das Progymnasium Alpirsbach in seinem Bestand gefährdet sieht, sagt er, sondern da er noch weiter für den Erhalt des gesamten schulischen Angebots im oberen Kinzigtal kämpfen will.