Weit mehr Bürger als nach Ebingen sind zur Bürgerwerkstatt nach Tailfingen, der fünften und letzten ihrer Art im Rahmen des Stadtentwicklungskonzepts Albstadt 2030, gekommen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgerwerkstatt: Tailfinger und Truchtelfinger beteiligen sich zahlreich an der Abschlussveranstaltung

Weit besser frequentiert als die erste in Ebingen war die letzte von fünf Bürgerwerkstätten zum Stadtentwicklungskonzept, die in Tailfingen stattfand. Sie endete mit einer echten Überraschung.

Albstadt-Tailfingen. Mit dieser Aussage in der Zusammenfassung der Diskussion nach der fünften Bürgerwerkstatt zum Stadtentwicklungskonzept – diesmal in der Zollernalbhalle – hatten wohl die wenigsten gerechnet: Auch die Tailfinger erkennen Ebingen als Zentrum der Stadt Albstadt an, betonen aber, dass auch Tailfingen ein zentraler Stadtteil sei, wie Michael Weber vom Institut für Stadt- und Regionalentwicklung an der Hochschule Nürtingen-Geislingen (IfSR) die Ergebnisse an Tisch zwei zusammenfasste. Dort ging es um lebendige Zentren, das Einkaufen und die Entwicklung der Innenstädte.

Wie sich die Tailfinger Innenstadt derzeit entwickelt, gefällt laut Weber: Die "Neue Mitte", wenngleich noch im Werden, sei gelungen, das Eiscafé am neuen Standort ein Magnet und die inhabergeführten Fachgeschäfte schon immer ein Pluspunkt. Allerdings sollten nach Ansicht der Bürger weitere zentrale Bereiche aufgewertet werden – und ein zentraler Lebensmittelladen, ein Magnet, fehle immer noch. Zwar soll Edeka kommen, doch bisher steuern viele noch die Bisinger Filiale an.

Da es nicht wenige "verwahrloste" Gebäude und Vorgärten" im Talgang gebe, hoffen die Anwohner, dass die Stadt mehr Druck auf die Eigentümer ausüben wird, und auch für die Brachen – oder Neubauten an ihrer Stelle – wünschen sie sich neues Leben, etwa Seniorenwohnungen oder Mehrgenerationen-Häuser, zum Beispiel um einen Hof herum gebaut.

"Wenn die Fahrzeuge wenigstens Tempo 50 einhalten würden..."

Apropos Senioren: Das hohe Tempo, das manche Fahrer rund um das Seniorenzentrum an den Tag legen, müsse gedrosselt werden, meinen nicht nur Ältere: "Es wäre ja schon schön, wenn dort Tempo 50 eingehalten würde". Reduzieren solle man auch die Zahl der Spielhallen, erweitern hingegen – das Projekt ist schon geplant – die Technologiewerkstatt respektive -fabrik. Und ihr etwas mehr Grün vor den Eingang pflanzen.

Die private Begrünungsinitiative in der Hechinger Straße hingegen begrüßen die Tailfinger und meinen, aus den mit Sonnenblumen bepflanzten Beeten könne sogar eine Art Markenzeichen werden. Wie die Straße überhaupt aufgewertet werden müsse. Konkret liegt vielen das Gebäude im Magen, das an das unterhalb liegende Maschenmuseum angeschlossen ist. Das Thalia-Theater sollte erhalten und – ebenso wie der Platz davor – mehr bespielt werden. Mal wieder ein Open-Air-Festival wäre nach dem Geschmack der Bürger.

Soziales, Bildung, Sport, Gesundheit, Kultur, Nahversorgung, Freizeit, Mobilität und Arbeit – viele Themen standen an Tisch eins auf der Agenda, und die Förderung von Car-Sharing und E-Mobiliät durch die Stadt, etwa durch das Aufstellen öffentlicher Lade-Säulen, landete ganz oben auf dem Wunschzettel der Tailfinger. Zumal den Talgang-Bewohnern der viele Verkehr ebenso buchstäblich stinkt wie den restlichen Albstädtern. Sehen sie die Talgang-Bahn-Reaktivierung als Lösung? Manche ja, wohingegen andere sich auf der Trasse einen Fuß- und Radweg vorstellen können und auf einen attraktiver ausgebauten ÖPNV, mit besseren Verbindungen auch zu anderen Städten, hoffen.

Die Sporthallen könnten besser sein, sollten in jedem Fall kontinuierlicher instand gehalten und den Vereinen öfter als einmal jährlich kostenlos zur Verfügung gestellt werden: Damit wachse das kulturelle Angebot.

Weil es an attraktivem Wohnraum, Thema an Tisch drei, fehle – Firmen etwa suchten oft vergeblich für neue Mitarbeiter –, rufen die Tailfinger nach mehr Innenentwicklung und verschiedenen Wohn-Qualitäten, um eine soziale Durchmischung zu erzielen. Sie hoffen auf den Schneeballeffekt, wenn erst einer mit der Sanierung von Brachen beginne, auf mehr Spielplätze, den Erhalt der Schulen und bessere, vielleicht zentralere und sichere Fußwege dorthin.

Grün fehlt den Tailfingern ebenso wie den Ebingern: Ein kleiner Park, meinen sie, wäre toll.

Wo Tailfingen seine Rolle innerhalb der Stadt Albstadt sieht

Wo sieht der Stadtteil seine Rolle in Albstadt? Das Potenzial zum Aufbau neuer Arbeitsformen – die Technologiewerkstatt vor Augen – sehen viele in Tailfingen. Ein ausgewiesener Kulturstadtteil soll der zweitgrößte freilich nicht sein – weil Albstadt nicht nur Sport-, sondern auch Museums- und Kulturstadt sei, dürfe Letztere nicht konzentriert werden.

Dem Team des IfSR – Alfred Ruther-Mehlis, Heidrun Fischer, Katharina Nickel und Michael Weber – sowie dem der Stadt – Udo Hollauer, Gerhard Penck, Markus Koch, Sylvia Flad, Silvia Kleinlein, Luci Marschler und Erwin Straubinger dankten die so zahlreich erschienenen Tailfinger, Truchtelfinger – und weiteren Albstädter – mit Sonderapplaus für ihren Einsatz bei den Bürgerwerkstätten.