Meister der spitzen Zunge und der Wortakrobatik: Christoph Sonntag. Foto: Holbein Foto: Schwarzwälder-Bote

Comedy: Christoph Sonntag enttäuscht im Tailfinger Thalia-Theater seine Fans nicht / Witzig und sarkastisch

Die Fans von Christoph Sonntag werden an diesem Abend nicht enttäuscht: Politisch, schwäbisch und urkomisch mischt der Kabarettist ein bisschen Kabarett, ein bisschen Klamauk, ein bisschen Comedy zu einem witzig-frechen Mix.

Albstadt-Tailfingen. Eines ist am Ende gewiss im Tailfinger Thalia-Theater: Angestaubt ist sie nicht daher gekommen, die Jubeltour, und das trotz "100 Jahre Christoph Sonntag". Der schwäbische Kabarettist versteht die Mischung, spielt auf lokale Themen an – Stichwort: Krankenhaus – und hat gleich das Publikum auf seiner Seite. Da ist es aktuell politisch, wenn es um den Brexit, um Grün-Schwarz und Guido Wolf geht und um die Auswahlmöglichkeiten: "Entweder bist Du in der CDU oder Du lebst christliche Werte." Denn Sonntag prognostiziert mit spitzer Zunge: "Die SPD hat bald weniger Prozent als ein Glas Trollinger."

Nichts spart der Kabarettist dabei aus: die Flüchtlingsfrage ebenso wenig wie die Waffenverkäufe "in sichere Länder, also in Länder, die sicher Geld haben", um dann auf dem schmalen Grat vom Sarkasmus in die leichte Unterhaltung zu wechseln, wenn er zur "weltweit einzigen Meistergeige aus dem 17. Jahrhundert mit Leuchtband" greift und über die sparenden Schwaben sinniert.

Sonntag ist ein Meister der Sprachakrobatik und Wortjonglage, auch wenn ihn manchmal seine "Schwertgosch" überholt, was ein bisschen die artikulationsmäßige Verständlichkeit stört. Doch er bleibt beim zungenbrecherischen Wörter-Tanz oben auf dem Seil. In "100 Jahren Christoph Sonntag" ist dann auch erlaubt, zwischen tagesaktuelle Nummern und neuen Gags ein paar bewährte und beliebte Szenen aus den vergangenen fünf Programmen einzustreuen, die altbekannte Rote Wurst nebst gelbe Rübe live zu braten und an Achim und seinen französischen Sitznachbar Sixte im Publikum zu verteilen. Dieses Kokettieren mit den Zuschauern liebt der Kabarettist, wie auch die Parodie auf Günther Oettinger und Winfried Kretschmann. Das Publikum jedenfalls ist dabei.

Dabei ist Sonntags Programm durchaus intellektuell erkenntnisreich, wenn der Zuschauer erfährt, dass der Stuttgarter umgerechnet 73 Kehrwochen im Stau steht und dass es bei manchen Beziehungen zu Smog-Problemen im Schlafzimmer kommt: "dicke Luft und kein Verkehr". Sonntag scheut keinen derb-witzigen Klamauk und spielt mit den Klischees, ist mal bissig, mal einfach nur gagig: "Wie nennt man einen Vegetarier, der dick geworden ist? Biotonne." Zwischen Klimakatastrophe, wahlmüder Jugend, Lotto, Erben und Rente hüpft Sonntag durch sein Programm, mischt immer wieder eine alte Nummer darunter und entlässt mit seiner "Nationalhymne der Schwaben" als fetzige Zugabe auf Geige und mit flottem Gesang die Zuschauer in ihre Sauerkraut- und Spätzle-Welt.

Und für das Publikum gibt es als Mitbringsel einen flotten Spruch Marke Christoph Sonntag für den heimischen Hausgebrauch in jeder weinseeligen Runde: "Des Tröpfle schmeckt, wie wenn dir a Engele uff d’Zong bronzt."