Exakt 1000 Fans – das Open-Air-Konzert war ausverkauft – feierten am Samstag mit "Südlich von Stuttgart". Foto: Eyrich

Rund 1000 Zuhörer tanken musikalisch Sonne und feiern zur Musik von Südlich von Stuttgart. Trio  Mikros ergänzt sich perfekt.

Albstadt-Ebingen - Endlich Sommer – "Südlich von Stuttgart" hat’s möglich gemacht: Beim Open Air im Hof haben 1000 Zuhörer noch mal ordentlich musikalische Sonne getankt und sind für das Mistwetter im August mit bester Stimmung über vier Stunden entschädigt worden.

"Walking On Sunshine": Was Annette Kienzle und Eva Leticia Padilla schon im ersten Set des Open-Air-Konzerts im Ebinger Hof ins Mikrofon schmettern, sollte – so stellt es sich nach vier Stunden heraus – Programm sein für einen Abend, an dem es einfach nicht das Geringste auszusetzen gibt. Gut, am Bierstand hätten ein paar Hände-Paare mehr noch gut getan, meint einer der exakt 1000 Zuhörer. Doch ansonsten ist alles perfekt: Die Regenwolken vom Nachmittag haben sich verzogen, im Ebinger Wohnzimmer sind nur gut gelaunte Leute anzutreffen, und die Musik könnte nicht besser sein: bekannte Welthits zum Mitsingen, Klassiker des Pop, Soul und Rock, ein paar aktuelle Hits, starke Stimmen und echte Profis an den Instrumenten, von denen jeder mal hier, mal da in einem Solo seine Klasse zeigen darf – Herz, was willst Du mehr?

Bestbesetzung von vorne bis hinten

"Südlich von Stuttgart" ist in Bestbesetzung angetreten, nimmt die Bühne räumlich ein und die Zuhörer im Sturm. Was nur auf den ersten Blick an den drei Frontleuten liegt, die sich ideal ergänzen und offenkundig bestens verstehen. Annette Kienzle bezaubert mit ihrem Sex-Appeal, ihrem Lachen, ihrer starken und doch weichen Stimme. "Get This Party Started" – schmeißt diese Party an – singt sie zu einem Zeitpunkt, als das längst nicht mehr nötig ist, weil einige vorne an der Bühne schon die ersten Schuhe durchgetanzt haben. Sie teilt das Publikum in Chöre ein, dirigiert, motiviert, flirtet mit ihren Fans, die – wohl ausnahmslos – hingerissen sind.

Ein buchstäblich schöner Gegenpart – besser: eine ideale Ergänzung – ist Eva Leticia Padilla, die Amerikanerin mit mittelamerikanischen Wurzeln, in der sichtbar das Feuer brennt, das alle in diesem so genannten Sommer auf der Oberfläche der Sonne vermisst haben. Ob sie die "Moves Like Jagger" macht, eine Latino-Version von "I Will Survive" röhrt oder mit Gitarrist Ralf Gugel im Akustik-Duett singt – die Frau reißt mit.

Bei so viel geballter Frauen-Power noch einen draufsetzen? Karl Frierson gelingt das mühelos. Und zwar mit einer guten Portion Charme und Selbstironie: "Ich bin kein Rassist", sagt der schwarze Sänger von "DePhazz", und singt für alle "black people" und jene, die sich wenigstens innen drin schwarz fühlen, "Papa Was A Rolling Stone", "Easy Lover" und "Living In America" so gut, dass man das Original nicht vermisst. Wer immer von den Dreien gerade sein Solo zum Besten gibt, genießt starke Unterstützung der beiden anderen als Background-Chor – und wird zudem getragen von einer musikalischen Spitzen-Formation.

Christian Baumgärtner am Schlagzeug und Ralf Gugel an der Gitarre sind die Gesichter von "Südlich", Werner Acker macht seinem Namen keine Ehre und spielt die zweite Gitarre des Abends mit leichter Hand. Rolf Kersting am Bass liefert die tieferen Töne dazu und Wolfgang Fischer manch starkes Piano-Solo, das direkt ins Ohr geht. Eine echte Verstärkung sind außerdem Herbert Wachter an den Percussions und die Bläser-Fraktion mit Thomas Nell an der Trompete, Arno Haas am Saxophon und Ingo Mertens an der Posaune, die vor allem im souligen zweiten und im funkigen dritten Set dem Sound mehr als ein Sahnehäubchen aufsetzen.

Von der Bühne herab blicken sie nur in lachende Gesichter. Pärchen flirten und tanzen, als wollten sie den ganzen Sommer nachholen, die Fans schwenken Leuchtstäbe und singen lautstark mit, wo immer es sich anbietet. Kein Problem, denn trockene Kehlen gibt es nicht: Die Teams von "Carlos" und "Valentino" arbeiten an den Ständen gut zusammen.

Dass die Veranstalter Martin Braun von "Be save" und Matthias Raible von "Slam" mehr als glücklich sind über den gelungenen Abend – kein Wunder. "Passt alles", kommentiert Braun knapp und lachend: "Wetter perfekt, Stimmung perfekt, Musik perfekt." Außerdem halten sie mit Hilfe der Band und der Fans ihr Versprechen ein: Punkt 22 Uhr erklingt das letzte Lied. Genauer gesagt: das vorletzte. Denn eine Zugabe muss einfach sein, und die singt Karl Frierson einzig und allein für die Nachbarn, "weil sie das Konzert erlaubt und ausgehalten haben": Kool and the Gang’s "September" – auf das der Rest des Monats so schön wird wie der Samstagabend.