Eine Menge Papierkram bringt der Schriftverkehr mit Ämtern und Rechtsanwalt für Jürgen Renz mit sich. Foto: Müller

Selbsthilfegruppe: Jürgen Renz will anderen Betroffenen helfen und den Erfahrungsaustausch ermöglichen.

Albstadt-Onstmettingen - Bereits seit 2013 besteht die Selbsthilfegruppe "Jung & Parkinson" (JuP). Unter Mithilfe des Vorstandes hat Jürgen Renz aus Onstmettingen als selbst Betroffener die Untergruppe JuP-Albstadt gegründet.

Jürgen Renz hat eine Odyssee hinter sich: Durch seine Parkinson-Erkrankung kann er seinen bisherigen Beruf nicht mehr ausüben. Nach längerer Arbeitsunfähigkeit hat sich jedoch ein neuer Berufsweg bei seinem bisherigen Arbeitgeber, der Stadt Albstadt, für ihn eröffnet. Nichtsdestotrotz möchte er seine Erfahrungen an Erkrankte und deren Angehörige weitergeben und mittels der JuP-Albstadt Selbsthilfegruppe den Erfahrungsaustausch ermöglichen.

Jürgen Renz ist 47 Jahre alt und hat die Diagnose Parkinson, Stufe zwei, im Januar 2015 erhalten. Eine Diagnose, die ihm den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Was war passiert? Nach mehreren Operationen am Ellbogen – aufgrund eingeklemmter Nerven – fingen plötzlich seine Hände auf dem Zahnarztstuhl zu zittern an. Wie sich später herausstellte, war es das erste Anzeichen von Parkinson.

Die Behandlung zeigte keine Wirkung

Zuerst gingen die Ärzte von einem essenziellen Tremor aus. Die medikamentöse Tremorbehandlung zeigte jedoch keinerlei Wirkung. Nach zahlreichen Untersuchungen in der ambulanten Parkinsonabteilung in Tübingen und einem Dat-Scan in Sigmaringen stand die Diagnose fest.

Zu schaffen machen Renz neben den körperlichen Beeinträchtigungen wie nachlassende Motorik, Versteifung des Körpers, Gleichgewicht- und Wortfindungsstörungen, auch die seelische Belastung sowie Schlafstörungen. Ängste kommen hinzu, vor allem um die finanzielle Absicherung seiner Familie. Einziges Trostpflaster: Unter der Mithilfe der Anwaltskanzlei Thiele/Müller/Feuring aus Albstadt hat er nach längerem Kampf einen Schwerbehindertengrad von 50 GdB erreicht.

Seit 31 Jahren arbeitete Jürgen Renz als staatlich anerkannter Straßenwart beim Betriebsamt Albstadt. Die Diagnose brachte zahlreiche Einschränkungen mit sich, wodurch er seine bisherigen Arbeitsaufgaben nicht mehr erledigen konnte. Nach der Untersuchung in der ZAR-Rehaklinik in Tübingen und der sechswöchigen Reha stand fest, dass er seiner bisherigen Tätigkeit nur noch unter drei Stunden täglich nachgehen kann. Trotz der Einschränkungen hat ihm die Stadt Albstadt in der Zwischenzeit einen neuen Arbeitsplatz zugewiesen: Demnächst beginnt seine Widereingliederung ins Berufsleben, unterstützt durch die Rentenkasse, die Stadt Albstadt und eine Mitarbeiterin des Kompetenzzentrums Beruf und Gesundheit, die ihn in den ersten Wochen am Arbeitsplatz begleitet und bewertet.

Während der intensiven Beschäftigung mit seiner Krankheit stieß Renz im Internet auf den Verein "Jung & Parkinson Selbsthilfe" (JuP), der sowohl ein Forum anbietet, das viele wichtige und nützliche Informationen rund um Parkinson bietet, als auch einen Chat, in dem sich die Betroffenen und ihre Angehörigen gegenseitig austauschen und unterstützen können.

Die bittere Erkenntnis: Parkinson ist keinesfalls eine Alterskrankheit – schon Kinder erkranken daran. Der jüngste, ihm bekannte Parkinson-Erkrankte war neun Jahre alt.

Weil es in Albstadt bisher keine Selbsthilfegruppe für Parkinsonerkrankte gibt, hat Renz sich entschieden, eine Untergruppe von JuP zu eröffnen.

Das erste Treffen ist am 9. April

Unterstützt wird er dabei von Physiotherapeut Volker Nufer, dem Therapeutischen Zentrum Zollernalb, Anbieter von Ergo- und Logotherapie, und dem Neurologen Holger Reimann.

 Das erste Treffen findet am Samstag, 9. April, ab 18 Uhr im Ochsenhaus statt. Anmeldungen zur Platzreservierung unter Telefon 07432/ 23602 oder E-Mail albstadt @jungundparkinson.de Unter Jup-Albstadt ist die Gruppe auch in Facebook zu finden.