Foto: Eyrich/Kistner

Ganz Albstadt ist am Schmotziger Doschdig närrisch. Bürgermeister und Ortsvorsteher sind Macht los.

Albstadt - Einig in Ebingen, temperamentvoll in Tailfingen, laut in Lautlingen und melancholisch in Margrethausen: So war der Schmotzige Doschdig in Albstadt. Und leider auch: o’gsond in Onstmettingen.

Da wollten die Linkenbolder Höhlengoischter von der 2016 gegründeten Onstmettinger Narrenzunft in ihren ersten Schmotzigen Doschdig starten – und dann das: Die Grippe hatte so viele von ihnen erwischt, dass das Spektakel ausfallen musste. Den Runkelriabaweible in Margrethausen wäre eine Absage nicht im Traum eingefallen. Schließlich war es das letzte Mal, dass Peter Katona als Ortsvorsteher den Schlüssel für das Ortsamt abgeben sollte. Den närrischen Margrethausenern um Zunftmeisterin Jessica Herfort scheint das überhaupt nicht in den Kram zu passen, banden sie den Schultes doch einfach am Narrenbaum fest. Dageblieben!

Katona freute es – da gibt er dann auch gerne seine Krawatte her. Verewigt sind die guten Stücke an der Wand des Narrenstübles – manche mehr, manche weniger chic. Diesmal freilich war’s ein besonders schönes "In memoriam Manfred Krug"-Stück.

Ein Dreifach-Hoch auf Wolfgang Leibold schallte in Lautlingen aus den Kehlen der "Kübele-Hannes": Mit schwerem Gerät half Leibold der Narrenzunft, den Narrenbaum auf dem Schloss-Parkplatz aufzubauen, wo eine bunte Schar befreiter Schüler den Ententanz tanzte und Zunftmeister Micha Fürst der "Ortsrumsteherin Juliane Gärtnerin" die Leviten las, ehe er sie entmachtete und den Schlüssel des Ortsamtes an sich riss. Die "Graba Glebbfer" um Thorsten Schlegel veranstalteten musikalisch-mächtiges Getöse dazu und setzten mit ihrem Gefährt – angezogen von einem nähmaschinenartig ratternden Traktor – noch einen drauf.

Zu Fuß kamen die Schmiechataler zum Tailfinger Rathaus. Fußgängerzone – das gilt auch für Narren! Sie und ihr Prinzenpaar Claudia II. und Markus I. brachten Bürgermeister Udo Hollauer gar mächtig ins Schwitzen. Nicht nur, dass sie ihm im Kampf den Rathausschlüssel entrissen – auch das Häs der Stettener Bockzunft, der Hollauer und seine Familie angehören, trug angesichts des herrlichen Wetters dazu bei.

Den Ebinger Narren war wie gewohnt die Aufgabe zugefallen, den Oberbürgermeister und seine Paladine zu entmachten – Klaus Konzelmann empfing sie vor dem Rathaus in roter Fantasieuniform und mit etlichen Narrenorden auf der breiten Brust. Die Behauptung von Dirk Weber, dem Vorsitzenden der Zunft Schlossbergturm, dass das Rathaus nicht fünf, sondern 365 Tage im Jahr fest in "Jeckenhand" sei, quittierte er schweigend, desgleichen die Empfehlung, das Problem mit der Lautlinger Ortsumgehung einfach durch den strategisch geschickten Bau eines Baumarkts zu lösen – die Toom-Eröffnung habe gezeigt, dass der Verkehr die Probleme quasi in Eigenregie löse.

Die Schalksburghexen werden künftig von einer Frau regiert

Während Dirk Weber sprach, schlug sein Amtsvorgänger Günter Mogdans in den Reihen der Hannäbler-Guggen ordentlich die Pauke. Für den langjährigen Taktgeber der Ebinger Fasnet war es eine Premiere, und ganz, bekannte er, habe er diesen Takt noch nicht raus. Aber das wird gewiss noch werden – wie schnell man in Sachen Rhythmus richtig sattelfest wird, demonstrierten die Grundschüler vom Malesfelsen mit einer temperamentvollen Tanzdarbietung.

Außer der Zunft Schlossbergturm nahmen auch die die Schalksburghexen und die Zunft Alt-Ebinga am Rathaussturm teil – letztere unter neuer Führung, denn Matthias Schwarz hat die Würde des Zunftfürsten nach neun Amtsjahren an Patricia Retter abgegeben, der wiederum Felicitas Fortini als Stellvertreterin den Rücken stärkt.