So soll der Neubau in der Gartenstraße, östlich des Amtsgerichts, aussehen. Foto: Entwurf: Stadt Albstadt

Gemeinderat beschließt Bau von Ausweichdomizil in der Gartenstraße. Von einigen Räten gibt es Kritik.

Albstadt-Ebingen - Albstadts Gemeinderat hat am Donnerstag dem Bau eines Büro- und Seminargebäudes in der Gartenstraße 7 zugestimmt. Das Haus soll in den kommenden Jahren den Fachbereich Informatik der Hochschule beherbergen und wird die Stadt an die vier Millionen Euro kosten.

Die vier Millionen Euro, welche die Stadt Albstadt für den Neubau des Übergangsdomizils der Informatiker an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen aufbringen muss, sind zwar um einiges weniger, als das, was noch vor einem Vierteljahr unterm Strich der Kostenvoranschläge gestanden war, aber wesentlich mehr als die Albstädter ursprünglich ausgeben wollten. Von Baukosten in einer Größenordnung von etwa drei Millionen Euro waren sie zunächst ausgegangen, und diesen Betrag hätten sie sich eigentlich gerne mit dem Land geteilt, das von Rechts wegen fürs Hochschulwesen zuständig ist.

Aber bei den Verhandlungen mit dem Tübinger Amt für Vermögen und Bau hatten sie offenbar auf Granit gebissen. Am Ende einigte man sich darauf, dass die Stadt den Bau bezahlen und dafür Miete kassieren würde – vorerst allerdings nur bis 2022, denn so lange soll die Sanierung des einstigen Fabrikgebäudes Haux, neben dem Hauptgebäude der Hochschule deren wichtigstes Domizil in Albstadt, dauern.

Im Rathaus Albstadt spekuliert man zwar darauf, dass die Hochschule das Haus, wenn es erst einmal bezogen ist, auch über diesen Stichtag hinaus nutzen wird, aber eine Garantie dafür gibt es nicht.

Die Stadt erlebte eine böse Überraschung

Damit nicht genug: Als das Stuttgarter Büro Drees & Sommer im Januar das Ergebnis des Planungswettbewerbs mit vier teilnehmenden Büros bekannt gab, erlebte die Stadt eine böse Überraschung: Aus den drei Millionen für das neue Hochschulgebäudes in der Gartenstraße – es soll auf der Wiese und dem Parkplatz zwischen Amtsgericht und Talgangbahnüberführung entstehen – waren 5,4 Millionen geworden, für die preisgünstigste Variante wohlgemerkt, die teuerste hätte 7,9 Millionen gekostet. Der Technische und Umweltausschuss sagte dazu – einmütig – Nein.

Darauf forderte die Stadt die Bieter auf, ihre jeweiligen Planungen in puncto Ausstattung und vor allem Raumangebot – 500 Quadratmeter Nutzfläche – abzuspecken, und zwar rasch. Drei lieferten; unter dem Strich – das günstigste Angebot der Firma Weizenegger Objektbau aus Bad Wurzach erhält den Zuschlag – standen jetzt noch 3,9 Millionen Euro. Hinzu kommen Ausgaben für den erforderlichen Nahwärmeanschluss und das Honorar für Drees & Sommer. Macht zusammen 4,3 Millionen Euro.

Das tut weh. Indes sind sich die Gemeinderäte der Bedeutung der Hochschule für Albstadt bewusst und stimmten zähneknirschend zu – die Stadt kann es sich schlicht nicht leisten, dass die Hochschule wegen logistischer Probleme Attraktivität und Studenten verliert. "Stimmen Sie zu! Das ist gut investiertes Geld", appellierte Oberbürgermeister Klaus Konzelmann an die Gemeinderäte.

"Hochschule ist Magnet und Aushängeschild"

Manuela Heider von den Freien Wählern verwies auf die Rolle der Hochschule als "Magnet und Aushängeschild", CDU-Fraktionschef Roland Tralmer auf ihre Bedeutung als Nachwuchsreservoir für die heimische Industrie. FDP-Sprecher Philipp Kalenbach hatte im Vorfeld angeregt, eben diese Industrie um ihren finanziellen Beitrag zu ersuchen – leider habe der Stadt dafür die Zeit gefehlt.

Es gab aber auch Stadträte, die ihre Zustimmung verweigerten: Elmar Maute von der SPD betonte, dass er nicht gegen das Projekt sei, wohl aber dagegen, dass die Stadt es bezahlen solle: "Bildung ist Ländersache" – das grün geführte Stuttgarter Wissenschaftsministerium habe "kein faires Spiel" gespielt.

Laufens Ortsvorsteher Peter Landenberger monierte, dass die Stadt ihre originären Aufgaben – "es gibt genug Hallen, die es nötig haben" – vernachlässige, um für das Land in die Bresche zu springen.

Wie die Mehrausgaben finanziert werden, ist vorerst offen; die CDU hatte bereits am Vortag kundgetan, wo sie Abstriche zu machen gedenkt: Sie will die geplante Tailfinger Technologiefabrik fürs Erste zurückstellen. Der Auftrag für Planung und schlüsselfertigen Bau des neuen Hochschulgebäudes soll noch in diesem Monat erteilt werden, die Baugenehmigung so schnell wie möglich folgen und der Rohbau im Lauf dieses Sommers entstehen. Wenn das gelingt, könnte die Hochschule das neue Haus vor Beginn des Sommersemesters 2018 beziehen.