Iris Schlegel hinterlässt der Eyachquell-Grundschule weit mehr als das von ihr gemalte Logo an einer Wand. Foto: Eyich Foto: Schwarzwälder-Bote

Ihre elf Jahre an der Pfeffinger Schule waren für Iris Schlegel selbst eine wichtige Lehrzeit / Werte sind ihr wichtig

Von Karina Eyrich

Albstadt-Pfeffingen. Iris Schlegel will’s noch einmal wissen: Der Abschied fällt ihr nicht leicht, und dennoch hat die Leiterin der Eyachquell-Grundschule Pfeffingen gestern ihre Koffer gepackt, um ganz nach Haigerloch an die Witthausschule zu gehen.

Gar nicht fröhlich – anders als sonst – war gestern die Stimmung an der Eyachquell-Grundschule, denn mit Iris Schlegel hat dort eine Schulleiterin den Hut genommen, die ihre Schule zum Markenzeichen des Stadtteils gemacht hat, zu einem Ort, an dem alle gerne lernen und arbeiten. Dabei war ihre Ausgangsposition nicht die beste, die Stimmung nach Schließung der Hauptschule 2007 gedrückt. "Wenn man für etwas Gutes gegen Windmühlen kämpft und verliert – das ist, als ob einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird", beschreibt die damalige stellvertretende Schulleiterin die Stimmung nach dem Beschluss, den der Gemeinderat aus politischen und finanziellen Gründen gefasst hatte – trotz der guten Arbeit, die dort geleistet wurde und die "eigentlich das Wesentliche ist, worum es in der Schule geht", sagt Iris Schlegel.

Seit 2004 war die Laufenerin, die nach der Grundschule Laufen und dem Abitur am Gymnasium Ebingen an der Pädagogischen Hochschule Reutlingen studiert hatte, in Pfeffingen tätig und davon ein Jahr an die Lichtensteinschule Bitz abgeordnet.

Als Schulleiterin und damit Nachfolgerin von Wolfgang Fiderer war sie froh, auch Hauptschulklassen unterrichtet zu haben: "Sonst ist man eben die Grundschultante", sagt Iris Schlegel und schmunzelt. Eine Grundschultante – das war die engagierte und kreative Rektorin freilich nie. Das beweist allein die Tatsache, dass ihr Kollegium unter ihrer Führung das Leitbild mit allen "Grundsteinen" konsequent und vollumfänglich umgesetzt hat, in dem ein Wort ganz oben steht: "Wir". Dazu gehören für Iris Schlegel nicht nur die Lehrer und besonders die Kinder, sondern alle, die in der Schule mitarbeiten – vom beliebten Hausmeister Hannes Steppacher über das Reinigungsteam bis hin zu den Eltern, die ehrenamtlich mithelfen.

Das Zusatzangebot gehört zu den breitesten in der Region

"Werte vermitteln", ein weiterer Baustein, ist für Iris Schlegel keine hohle Phrase: Sie legt Wert auf Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt, gute Manieren – auch beim Essen, zu dem täglich 15 bis 20 Kinder in der Schule bleiben – und gemeinsame Rituale. Das Zusatzangebot an der Eyachquell-Grundschule gehört zu den breitesten der Region und reicht vom "Bildungshaus 3 bis 10" mit den Kitas Pfeffingen und Burgfelden über Gesundheitsprojekte wie "Klasse 2000" und die Zusammenarbeit mit dem Naturwissenschaftlich-Technischen Stützpunkt in Margrethausen bis zur den "MuKiS", einem Angebot der Musik- und Kunstschule Albstadt.

Außerdem hat Iris Schlegel großen Wert darauf gelegt, die Schule als wichtigen Teil des Dorfes zu etablieren, wo immer möglich mit Vereinen zu kooperieren, mit den Schülern Veranstaltungen zu besuschen und den guten Draht zu Ortsvorsteher Roland Merz zu pflegen, etwa wenn es um Bauliches ging. Die "Wassergeister" an der Eyachquelle, der Beitrag der Kinder zum Leader-Projekt, gehören zu den schönsten Beispielen dafür, dass diese Zusammenarbeit funktioniert hat.

Selbst kreativ – etwa als Wandmalerin in der Schule – und musikalisch – kein Fest ohne Iris Schlegel und ihre Gitarre –, hat die Schulleiterin derlei Fähigkeiten und Neigungen bei den Schülern nach Kräften geweckt und gefördert. Die Beiträge beim Schulfest, bei dem sie verabschiedet wurde, haben bewiesen, wie hoch das kreative Niveau an der Pfeffinger Schule ist.

Obwohl ihr der Abschied nach elf Jahren sichtlich schwer fällt, fühlt sich die 51-Jährige in einem Alter, da sie noch einmal eine neue Herausforderung an einer größeren Schule suchen will, zumal ihr Ziel, die Eyachquell-Grundschule zur Ganztagsschule auszubauen, wegen der nicht konstanten Schülerzahlen nicht umsetzbar ist.

Das Rüstzeug, das sie aus Pfeffingen an die Witthausschule Haigerloch mitbringt, ist gut: Vor allem die schwereren der elf Jahre haben sie gelehrt, "eine Schule zu gestalten – gemeinsam mit allen Menschen, die dazu gehören. Und: Dass es möglich ist, sie zu gestalten – trotz Niederlagen und Rückschlägen".

Und wann immer die Laufenerin in Pfeffingen ist, kann sie dort ihr Bäumchen, das Abschiedsgeschenk ihrer Kollegen, besuchen – auf der Wiese gleich neben dem "Denk-Mal für die Hauptschule".