Oft mit hohem Tempo sind Mountainbikefahrer unterwegs, wie hier Wolfram Kurschat bei einem Rennen in Albstadt. Ein über den Weg gespannter Draht kann daher lebensgefährlich sein. Foto: Seeger

"Der hätte tot sein können". RSG-Chef Rainer Schairer sorgt sich nach dem jüngsten Anschlag um Albstadts Bike-Sport.

Albstadt-Tailfingen - Zum zweiten Mal innerhalb von Monaten ist in Albstadt der Versuch unternommen worden, Mountainbiker mit gespannten Schnüren oder Drähten zu Fall zu bringen. Keine Bagatelle und kein Dumme-Jungen-Streich, findet Rainer Schairer, Vorsitzender der RSG Zollernalb.

Der erste Vorfall hatte sich im Dezember 2012, am ersten Adventssonntag, auf dem Premiumwanderweg "Hossinger Leiter", ereignete: Ein 26-jähriger Mountainbiker war in eine zwischen zwei Bäumen gespannte Schnur gefahren.

Die riss zwar, allerdings bemerkte der Biker im Weiterfahren zwei weitere, in Kopfhöhe gespannte Schnüre, versuchte, ihnen auszuweichen, kam dabei zu Fall und verletzte sich leicht. Rainer Schairer räumt ein, dass Mountainbiker zumindest auf den schmalen Abschnitten des Traufgangs "Hossinger Leiter" nichts verloren haben, es sei denn, sie schieben – die Passage, auf der das "Attentat" begangen wurde, rechnet er zu den breiteren. Aber falls hier tatsächlich ein Fall von Selbstjustiz vorliegen sollte, dann, so Schairer, sei die "Sanktion" absolut unverhältnismäßig. Das unbefugte Befahren eines Wanderwegs mit einem Mountainbike sei eine Ordnungswidrigkeit; wer aber einen anderen zu Fall bringe und dabei Verletzungen oder Schlimmeres in Kauf nehme, der mache sich strafbar.

Den zweiten Anschlag auf Mountainbiker, der am Freitag begangenen wurde, stuft Schairer noch einmal anders ein. Eine Bikergruppe, die aus Mitgliedern des Nachwuchs-Landeskaders bestand, hatte auf der Mountainbikestrecke im Bullentäle – die nicht nur als solche ausgewiesen ist, sondern eigens für den diesjährigen Weltcup neu angelegt worden war – trainieren wollen.

Zuerst war geplant, den ortskundigen Lokalmatadoren Gabriel Sindlinger vorausfahren zu lassen, doch dann entschloss man sich, mit Rücksicht auf die Auswärtigen im Kader erst noch eine Streckenbegehung zu unternehmen. Im Bereich der "Steinfelder" stießen die jungen Sportler auf einen Draht, der in etwa 1,50 Meter Höhe über die Strecke gespannt war. Wäre Sindlinger mit Tempo in die Falle hineingefahren, dann wäre er wohl am Hals getroffen worden. Was das bedeutet, so Schairer, habe ein Polizist vor Ort mit wünschenswerter Deutlichkeit formuliert: "Der hätte tot sein können."

Sindlinger hat noch einmal Glück gehabt. Aber der nächste, fürchtet Schairer, wird vielleicht nicht soviel Glück haben. "Im Bullentäle trainieren vorwiegend Kinder und Jugendliche – ein Anschlag auf sie gehört zum Verwerflichsten, was es gibt, und ist durch nichts zu rechtfertigen. Egal, was der Täter für Motive haben mag." Spekulationen über diese hält Schairer nicht für besonders zielführend; einen Pauschalverdacht gegen Wanderer verbietet er sich. "Es kann auch irgend ein dummer Junge gewesen sein, der die möglichen Folgen nicht ermisst."

Wer auch immer es war, er wird nun von der Polizei gesucht – und Schairer wäre es sehr wichtig, dass er gefunden wird. Allerdings hält der RSG-Vorsitzende die Chancen für gering. Auf einem Draht hinterlassen Finger kaum verwertbare Abdrücke; es bleibt die Möglichkeit, dass der Täter von einem Spaziergänger oder Hundehalter gesehen wurde – der in Frage kommende Tatzeitraum erstreckt sich von der letzten Streckenprüfung am Donnerstag um 18 Uhr bis Freitag, 14 Uhr.

Wird er nicht ausfindig gemacht, dann sieht Schairer Anlass, sich um den Mountainbikesport in Albstadt Sorgen zu machen. "Wir haben die Verkehrssicherungspflicht auf der Strecke, aber der können wir nicht gerecht werden, wenn Kriminelle am Werk sind. Die Verantwortung dürfen wir nicht übernehmen."