Ortsvorsteherin Juliane Gärtner begrüßt Annette Widmann-Mauz und Thomas Bareiß (von links). Foto: Retter Foto: Schwarzwälder-Bote

Wahlkampf: Widmann-Mauz will bessere Rahmenbedingungen für Ärzte auf dem Land

Die Parlamentarische Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz gilt als eine der wichtigsten Gesundheitsexpertinnen der CDU. In der Schloss-Scheuer in Lautlingen hat sie auf Einladung des Bundestagsabgeordneten Thomas Bareiß über Gesundheitsfragen gesprochen.

Albstadt-Lautlingen. Hinsichtlich der Gesundheitsversorgung gebe es in der Region einige Herausforderungen, sagte Bareiß. Sein Ziel: Auch die Dörfer sollten eine gute medizinische Versorgung haben. Die Tätigkeit als Landarzt müsse attraktiver werden.

Widmann-Mauz verwies auf die positive Entwicklung bei den Krankenkassen und mahnte zu Vorsicht bei der Zukunftsplanung. Es müsse gelingen, Medizin und Pflege zu attraktiveren Tätigkeitsfeldern zu machen, "sonst bekommt das Gesundheitssystem insgesamt ein Problem". In den vergangenen Jahren habe sich die Situation verschlechtert, was insbesondere auf dem Land spürbar sei. Der Hausarzt müsse schnell erreichbar sein. Dass der Medizinernachwuchs sich nicht mehr auf dem Land niederlassen möchte, sei Fakt. Das liege vor allem daran, dass es schwieriger als in der Stadt sei, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen und nicht dauernd verfügbar sein zu müssen. Die Schaffung von zentralen Notfallsprechstunden an den Portalpraxen der Kliniken sei der Versuch, die Landärzte bei den Wochenenddiensten zu entlasten. Geschultes Praxispersonal könne künftig Hausbesuche übernehmen, die Telemedizin müsse deshalb vorangetrieben werden.

Ansetzen sollte man auch beim Medizinstudium: "Es muss rechtssichere Zulassungskriterien abseits des Numerus Clausus geben", betonte Widmann-Mauz. Die Länder könnten nun entscheiden, zehn Prozent der Studienplätze an Bewerber zu vergeben, die sich verpflichten, nach ihrem Abschluss zehn Jahre auf dem Land zu arbeiten.

Die Aufgabe der Politik sei es, gute Rahmenbedingungen zu schaffen. Deshalb fordere die CDU ein Versandhandelsverbot für verschreibungspflichtige Medikamente: "Inhabergeführte Apotheken sollen weiterhin wirtschaftlich bleiben." Ausländische Billiganbieter seien nicht an deutsche Gesetze gebunden, die vorsehen, dass ein Medikament immer gleich viel kosten muss, "egal ob in Stuttgart oder Onstmettingen".

"Alles, was medizinisch möglich ist, muss weitergegeben werden"

Krankenhäuser müssten gut erreichbar sein. Und: "Was medizinisch möglich ist, muss in hoher Qualität an Patienten weitergegeben werden können." Die Regierung habe deshalb die Kurzzeitpflege bis zu vier Wochen als ergänzendes Angebot eingeführt und Sicherstellungszuschläge für Krankenhäuser beschlossen: "Wenn kein anderes geeignetes Krankenhaus in der Nähe ist, kann eine Klinik mit diesen Zuschüssen erhalten werden." Auf die Situation im Zollernalbkreis treffe dieses Kriterium aber nicht zu, erklärte Widmann-Mauz am Rande.

Die Diskussion kreiste um Pflegepersonal, Bürgerversicherung und teure Behandlungen. Viele Fragen kamen von den Zuhörern. "Mehr Pflegekräfte bekommen wir dadurch, dass die Menschen, die diesen Beruf ausüben, gute Bedingungen vorfinden", sagte Widmann-Mauz. Dass manche Rezepte nicht mehr durch Hausärzte ausgestellt werden können, sondern vom Facharzt bezogen werden müssen, rechtfertigte die Gesundheitsexpertin mit dem Solidaritätsprinzip: "Bei Behandlungen, die monatlich mehrere tausend Euro kosten, sollten wir sehr genau hinschauen, was sinnvoll ist", sagte sie. Langfristige Dauerbehandlungen könnten zukünftig aber wieder an Hausärzte übergeben werden.

Die Bürgerversicherung, die andere Parteien auf der politischen Agenda haben? "Die Idee ist nicht neu", sagte Widmann-Mauz, "und sie löst auch keines der bestehenden Probleme." Es seien nicht nur junge, gesunde Menschen privat versichert. Da kämen auch schwer belastete Polizisten und Beamte des mittleren Diensts dazu: "Wir würden mit einer Bürgerversicherung nur Arbeitsplätze verlieren, weil die privaten Krankenversicherer ihre Mitarbeiter nicht mehr bräuchten."