Auf dem Hof von Tom und Barbara Konzelmann informieren sich die Imker des Bezirksvereins und lernen zum Beispiel, wie ein Begattungskästchen funktioniert. Foto: Fischer/Pleul Foto: Schwarzwälder-Bote

Bezirksimkerverein auf dem Bio-Bauernhof / Schlechte Zeiten für Waldhonig

Von Judith Fischer

Albstadt-Truchtelfingen. Ein Besuch im Reich der Bienen: Die Mitglieder des Bezirksimkervereins Albstadt sind zu Gast bei Bienenfreundin und Landwirtin Barbara Konzelmann.

Über unseren Köpfen befindet sich ein Parallel-Universum: die Welt der Bienen. Luft, Wiesen und sogar Baumwipfel sind erfüllt von ihnen. Ein einziges, aufgeregtes Gestöber kleiner Flügelschläge um uns herum. Meistens gehen wir achtlos daran vorbei, ohne es wahrzunehmen, wir ahnen nichts von dem geheimnisvollen Leben dieser Insekten und haben keine Vorstellung davon, wie kompliziert das Leben in einem Bienenstock ist.

Doch es gibt auch Menschen, die es sich zum Hobby gemacht haben, diese kleinen Lebewesen zu züchten und zu pflegen. Eine davon ist Barbara Konzelmann, Landwirtin und leidenschaftliche Imkerin aus Truchtelfingen. In vier großen Bienenkästen beherbergt sie acht Bienenvölker und produziert Honig.

Seit fünf Jahren gehört sie zu den 100 Mitgliedern des Bezirksimkervereins Albstadt. Passend zu dessen Hauptthema 2014 – "Landwirtschaft und Zusammenhänge in der imkerlichen Praxis" – war der Verein auf dem Hof der Familie Konzelmann im Rossental zu Besuch.

"Bienen und Landwirtschaft haben viele Gemeinsamkeiten" meinte Vorsitzender Albert Gerstenecker. Landwirte liebten Bienen, weil sie alle Pflanzen befruchteten, aber die Schädlingsbekämpfung mit Pestiziden töte die Tiere, weshalb Landwirte in Imkerkreisen wenig beliebt seien. "Wir haben Euch eingeladen, damit Ihr ein Verständnis für die landwirtschaftliche Seite entwickelt", sagte Tom Konzelmann.

Die Familie Konzelmann betreibt einen spezialisierten Milchviehbetrieb auf Biolandbasis. Schädlingsbekämpfung gibt es bei ihnen nicht, stattdessen bauen sie Pflanzen, wie Dinkel Emmer und Kleegras an. "Wir müssen die Schädlinge mit dieser Fruchtfolge in den Griff bekommen", erklärt Tom Konzelmann. Bei einer Führung zeigte er den Hof und informiert die Gäste über die Viehhaltung. Eberhard Bitzer, stellvertretender Vorsitzender und Zuchtwart des Vereins, nutzt die Gelegenheit um den Versammelten zu zeigen, wie man ein Begattungskästchen füllt. In einem kleinen Käfig, der aussieht wie ein Lockenwickler, schwirrt eine Biene aufgeregt umher. Die grüne Markierung weist darauf hin, dass es sich um eine Bienenkönigin handelt. Behutsam setzt er das Tier in den mehrkammrigen Begattungskasten. Nun öffnet er einen Eimer, in dem sich etliche weitere Bienen befinden. Er sprüht die Tierchen mit Wasser ein, damit sie nicht wegfliegen, füllt sie ebenfalls in das Kästchen und dreht es schnell um. "Der Begattungskasten muss jetzt 36 Stunden im Keller stehen, damit die Bienen vergessen, wo ihr ehemaliger Stock ist", erklärte Bitzer.

Die Herstellung des Waldhonigs klingt nicht so appetitlich wie das Endergebnis

Anschließend begeben sich die Vereinsmitglieder auf einen kleinen Waldspaziergang durchs Rossental, aber nicht nur der schönen Landschaft wegen, wie Albert Gerstenecker erklärt. Die Wiesen seien mittlerweile verblüht und damit die Zeit des Blütenhonigs vorbei. Nun hoffen die Bienenfreunde auf den würzigen, dunklen Waldhonig. Die Herstellung dieses Honigs klingt nicht so appetitlich, wie das Endergebnis: Rindenläuse siedeln sich an den jungen Trieben von Fichten an und bohren in das Holz, um ihm seine Nährstoffe zu entziehen. Dabei scheiden sie kleine Zuckertröpfchen aus, die auch Honigtau genannt werden. Die Bienen sammeln diesen Honigtau und verarbeiten ihn zu Waldhonig.

Die Hobbyimker laufen am Waldrand entlang und suchen die Fichtentriebe nach den nützlichen Läusen ab, allerdings ohne großen Erfolg: "Es ist gar nichts zu sehen", bemerkt Albert Gerstenecker enttäuscht. Vielleicht haben die Imker nächstes Jahr mehr Glück, dann startet auch ein neuer Anfängerkurs des Imkervereins.