Im großen Kreisverkehr wissen Autofahrer oft nicht, welche Spur sie nehmen sollen – und wie andere sich verhalten. Foto: Archiv: Eyrich

Verkehrsexperte stellt zweispurigem Ebinger Kreisverkehr schlechtes Zeugnis aus. Test mit einer Spur geplant.

Albstadt-Ebingen - Die Stadt Albstadt beabsichtigt, die Innenspur des großen Kreisverkehrs am Südportal des Ebinger Tunnels probeweise für einige Zeit zu schließen, um zu sehen, welchen Effekt das auf Verkehrsfluss und -sicherheit hat.

Die zweite Spur des Kreisverkehrs ist Stein des Anstoßes, seit es ihn gibt. Die Polizei etwa rechnet den Kreisel zu den wichtigsten Unfallschwerpunkten Albstadts – im Schnitt kracht es dort zehn Mal pro Jahr –, bezeichnet ihn als unterdimensioniert und bezweifelt, dass die innere Spur im mindesten dazu beitrage, den Kreuzungsbereich von Schiller-, Stelle- und Poststraße verkehrsgängiger zu machen. 

Sie verlangt deshalb seit Jahr und Tag ihre Schließung.Die Untersuchungsergebnisse, die Malte Novak vom Stuttgarter Büro Brenner Plan gestern dem Gemeinderat vorstellte, sind geeignet, diese Position zu stützen. Brenner Plan hat den Kreisel am 25. September 2014 – einem Donnerstag – rund um die Uhr mit der Videokamera gefilmt. Bei der Auswertung konzentrierte man sich  besonders auf die Stoßzeiten – 7 bis 9, 12 bis 14, 16 bis 18 Uhr – in denen bis zu 2400 Fahrzeuge pro Stunde gezählt wurden und der Verkehr sich mehrere 100 Meter weit staute.

Der Rekord waren 58 Fahrzeuglängen am Spätnachmittag; der Feierabendverkehr aus dem Gewerbegebiet staute sich vom Kreisverkehr bis zum Friedhof. Novaks Fazit: Heikle Situationen seien immer dann entstanden, wenn Autofahrer auf der Fahrt von der Post- zur Schillerstraße – oder umgekehrt – die »Direttissima« über die Innenspur wählten und dadurch die Fahrer von aus dem Tunnel oder von der Brücke kommenden Wagen verunsichert hätten.

Umgekehrt hätten weniger forsche Fahrer aus übergroßem Respekt vor der Zweispurigkeit auch dann noch am Vorfahrtsschild gewartet, wenn sie hätten fahren können. Was bedeute, dass die Innenspur die Unfallgefahr erhöhe, ohne dass dieser Effekt durch einen besseren Verkehrsfluss kompensiert werde. Also weg mit der Innenspur? So weit wollte  Novak nicht gehen, aber er empfiehlt, doch einmal die Gegenprobe zu machen und die Innenspur zu schließen.

Dann werde man ja sehen, ob die Warteschlangen zur Stoßzeit länger als bisher oder dank mehr Übersichtlichkeit vielleicht doch kürzer würden. Erfahrungsgemäß, so Novak, könne ein einspuriger Kreisverkehr bis zu 25.000 Fahrzeuge pro Tage verkraften – der Ebinger Doppelkreisel bringe es derzeit auf 24 000, sei also noch nicht am Limit. Parallel zu diesem Testlauf könne man ja Alternativen prüfen: etwa den zweiten "Bypass" an der Karlsbrücke oder eine Änderung der "Knotengeometrie", die  aufgrund der unregelmäßigen Abstände zwischen den vier Ausfahrten zusätzliche Probleme bereite.

Geteilte Spuren – geteilte Ansichten

Die Gemeinderäte waren geteilter Ansicht: Zehn Unfälle pro Jahr sei bei 24.000 Fahrzeugen pro Tag eher wenig, fand SPD-Fraktionschef Elmar Maute,  seinem Namensvetter Lambert Maute von der CDU  sind sie zehn zuviel. Am Ende erreichte man dennoch so etwas wie einen Grundkonsens: Ein Versuch mit einer Spur sei in Ordnung, solange er ein Versuch bleibe und nicht unter der Hand vollendete Tatsachen schaffe. Die eine Spur soll freilich im Interesse der Passierbarkeit für Schwertransporte breiter als die derzeitigen werden – und Baumaßnahmen sind unerwünscht. Wann es so weit sein soll? Je schneller, desto besser, findet Baubürgermeister Udo Hollauer: "Sobald das Wetter es erlaubt."