Brasszinierend: das Bläserensemble des Posaunenchors Ulm mit Kantor Steffen Mark Schwarz (hinten rechts) Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Ebinger Marktmusik: Ulmer Bläser bringen "Brasszination" in einen grauen Mai-Tag

Das Bläserensemble des Posaunenchors Ulm ist schon ein besonderes. Davon konnten sich die Besucher der jüngsten Ebinger Marktmusik überzeugen – und machten reichlich Gebrauch von dieser Chance.

Albstadt-Ebingen. Die "Morgenstimmung" von Edvard Grieg kommt ganz anders daher, wenn Blechbläser sie spielen. Doch die sieben Musiker – und zwei Musikerinnen – beginnen ganz sacht: Den Wänden und Dachbögen in der großen Martinskirche bloß nicht zu viel geben, was sie zurückwerfen können. Sehr sanft servieren sie auch Felix Mendelssohn-Bartholdys "Wachet auf, ruft uns die Stimme" – langsamer als beim üblichen Kirchenlied-Gesang.

Die Orgel jedoch, die traut sich. Die darf das. Die ist hier zu Hause. An der Rensch-Orgel, der Königin der Martinskirche, greift deren Kantor Steffen Mark Schwarz in die Vollen – das zieht die Bläser in puncto Lautstärke mit hoch.

Noch aus seiner Zeit als Ulmer Münster-Organist kennt Schwarz das Ensemble, und die Musiker Florian Pregizer, Florian Vieweg, Sina Pfister, Philipp Krauter, Philipp Pfister, Claudia Schmalberger-Colditz, Jochen Wieland, Achim Popp und Christoph Flick laden ihre Trompeten, Flügelhörner, Hörner, Pausaunen und die Tuba gerne ins Auto, wenn’s Richtung Ebingen geht. Zumal sie dort in den Genuss der Improvisationskunst des Organisten kommen, wenn der beim "Finale" mehrere Lagen an Melodienläufen übereinander legt. Schwarz nutzt alle Talente, die sein herrliches Instrument hat, und schlägt damit die Brücke zum nächsten Stück der brasszinierenden Bläser, das nicht nur mehr Volumen verträgt, sondern regelrecht braucht.: die "Capriol Suite" von Peter Warlock ist ein fröhliches Stück, das die Töne vor Lebensfreude tanzen macht.

So wirkt der einzige Bach dieser "Brasszination" – Titel des kurzen Konzerts – nicht ganz so düster im Anschluss: "Liebster Jesu, wir sind hier" in Moll: Das gibt der Tuba Gelegenheit, zu glänzen.

"Tu mir auf die schöne Pforte", eine Komposition von Christian Spenger, Jahrgang 1976, verlangt feinste Akzentuierung von den Bläsern – mit seinen kurzen, pointierten Tönen, welche die Musiker sauber, ja geradezu in Vollendung servieren – und dem pfiffigen Orgel-Intermezzo.

Vor dem Sonntag der Kirchenmusik muss das mal drin sein

Das letzte Werk – vor dem Sonntag der Kirchenmusik muss das mal drin sein – ist alles andere als eben solche: "Everybody needs somebody" aus dem Blues-Brothers-Film bringt Leichtigkeit in den untypisch grauen Mai-Vormittag. Was die Bläser daraus machen, ist schlicht ein Hochgenuss. Ebenso wie die mehr als flotte Zugabe. Deren Titel, "Funky Town" – zu deutsch: die leicht verrückte Stadt – auf den Programmzettel zu schreiben: Das hat der Kantor sich dann doch nicht getraut vor dem Sonntag "Cantate".