Im selbst genähten Kostüm: Christine Mayer engagiert sich bei den "Schdoale Gratzer" in Burgfelden und legt da auch schon mal kräftig Hand an. Foto: Mayer Foto: Schwarzwälder-Bote

Jung & Alt: Die 30-jährige Christine Mayer engagiert sich bei den "Schdoale Gratzer" in Burgfelden

Der "größte, jüngste und aktivste" Verein in Burgfelden hat sie "gereizt": Die 30-jährige Christine Mayer ist seit 2012 aktiv bei den "Schdoale Gratzer", die sich um Heimat, Kultur und Brauchtum kümmern. Seit Januar vergangenen Jahres ist sie Kassiererin.

Albstadt-Burgfelden. Bei den "Schdoale Gratzer" sind fast alle Mitglieder sehr jung. Die meisten sind um die 30 Jahre alt oder jünger. Es ist diese Gemeinschaft, zusammen etwas auf die Beine zu stellen und eine schöne Zeit miteinander zu verbringen, welche die 30-jährige Christine Mayer dazu bewogen hat, sich im Verein zu engagieren: "Das überwiegt den Ärger und den Stress, den es mitunter auch gibt." Etwa zusammen das Traktortreffen im August zu organisieren, zu erleben, wie alle mitziehen, und sich "riesig" zu freuen, wenn es funktioniert hat. Christine Mayer will deshalb den "Schdoale Gratzer" treu bleiben und weiter mitarbeiten.

"Mir ist anerzogen, zu helfen, wo ich nur kann, wo es Sinn macht, und sich einzubringen, wo es möglich ist", sagt die 30-Jährige. Allerdings befürchtet sie, dass das ehrenamtliche Engagement immer mehr verloren geht, in den Städten noch mehr als auf dem Land. Ein Rezept, was sich dagegen tun lässt, hat sie nicht: "Das wird der Wandel der Zeit sein. Es gibt Menschen, welche die Gemeinschaft suchen, aber auch solche, die für sich selbst kämpfen und lieber mit dem Bildschirm kommunizieren." Entscheidend sei, was die Eltern vorlebten. Es komme auf das Vorbild in der Kindheit an, ob man sich engagiere.

Die studierte Maschinenbauerin wünscht sich deshalb, dass der Verein weiterhin so aktiv zusammenhält und weiter macht, trotz aller Steine, die ihm mitunter in den Weg gelegt werden, zum Beispiel wenn es jedes Jahr beim Traktortreffen "Theater" wegen des Hammellaufs gibt, weil das Veterinäramt moniert, dass lebende Tiere nicht verlost werden dürfen, dass sie nicht artgerecht untergebracht seien oder dass die Lämmer zu jung seien: "Da stoßen wir an Grenzen." Die "Schdoale Gratzer" werden dennoch ihren Hammellauf wieder veranstalten.

Christine Mayer lässt sich ihre Einstellung nicht nehmen, zu tun, was man kann und was Spaß macht: "Alleine daheim zu sitzen, das ist keine Option." So hat sie sich als Beisitzerin engagiert. Und vor ein paar Jahren hat sie zum Fasnetsmotto "Schdoale Stones", weil es keine Kostüme zu kaufen gab, 25 bis 30 Gewänder mit eigener Hand an der Nähmaschine genäht. Eine Cousine half mit. Ein Wochenende und ein paar Tage investierten die beiden: "Ich wollte mich für die Aktion einsetzen, sonst wäre das Motto gestorben, und handwerkliche Dinge liegen mir."

Ein Augenmerk liegt auf den jungen Mitgliedern

Ein Augenmerk haben die "Schodale Gratzer" darauf, dass die Jugend mitzieht: "Wir haben Mitglieder im Alter von 16 bis 18 Jahren", sagt Christine Mayer, die bei Groz-Beckert in der Qualitätssicherung arbeitet. Für die Jugendlichen gilt es, Aktivitäten anzubieten, etwa das Aufstellen des Maibaums. Daneben sind Busausflüge für ältere Menschen im Angebot.

"Ich nehme etwas mit, wenn ich anderen helfe und in der Gruppe mitwirke. Für meine Persönlichkeit und für mein Leben ändert sich da etwas. Es ist schön, etwas mitzugestalten, aber ohne Arbeit geht es nicht, das muss einem klar sein; ehrenamtlicher Einsatz ist ziemlich aufwendig."

Und so bringt sie wöchentlich Freizeit ein in die Kassengeschäfte, opfert im Sommer eine Urlaubswoche für das Traktortreffen und ist unterm Jahr im Durchschnitt drei bis vier Stunden pro Woche für die "Schdoale Gratzer" im Einsatz. Manchmal geht das an die Substanz, "aber wenn Du den Erfolg siehst, die vielen Menschen beim Traktortreffen, dann bereue ich mein Engagement nicht mehr. Das belohnt einen für die Mühen".

  Unter dem Titel "Jung & Alt" berichten wir über das ehrenamtliche Engagement junger und älterer Menschen. Die Artikel beleuchten zum einen den ehrenamtlichen Einsatz von jungen Leuten. Zum anderen berichtet die Serie über ältere Menschen, die im Ruhestand sind und ihre freie Zeit nutzen, um mitzuhelfen und mitzuwirken bei Projekten, in Vereinen, bei sozialen Organisationen – vor allem im Bereich der Jugendarbeit. Hinweise auf solche Menschen nimmt die Redaktion entgegen. Wer solche Engagierten kennt, meldet sich unter redaktionebingen@schwarzwaelder-bote.de.