Ohne weinendes Auge geht Bernhard Tomczyk nach 41 Jahren als Lehrer und 13 Jahren als Schulleiter in den Ruhestand – schließlich hat er als solcher eine hervorragende Bilanz vorzuweisen. Foto: Kistner Foto: Schwarzwälder-Bote

Schillerschulrektor Bernhard Tomczyk geht nach 41 Jahren Lehrtätigkeit in den Ruhestand

Von Martin Kistner

Albstadt-Onstmettingen. Keiner kennt die Schillerschule so wie er – 41 Jahre lang war Bernhard Tomczyk Lehrer in Onstmettingen, 13 Jahre lang Rektor. Bis jetzt: Vorgestern war der letzte Schultag, gestern sein letzter Arbeitstag.

Bernhard Tomczyk war 27, als er 1976 frisch von der Freiburger Pädagogischen Hochschule nach Onstmettingen kam – und fest entschlossen, nach dem Referendariat alsbald in seine sonnige Heimat am Tuniberg zurückzukehren. Aber so ist es mit den guten Vorsätzen: Tomczyk fand Gefallen an dem kleinen Ort auf der Alb, den er, als er den Marschbefehl erhielt, im Atlas hatte suchen müssen; er stellte fest, dass er mit seiner Passion fürs Radfahren und fürs Joggen bestens in Onstmettingen aufgehoben war, und er lernte eine junge Kollegin mit Namen Margret kennen, die ihm am Ende wichtiger war als der Tuniberg. Er blieb. Und machte seinen Weg.

Von Anfang an war er Klassenlehrer, und zwar nicht bei den Grundschülern, sondern bei den Großen, die als eigene Persönlichkeit anerkannt werden wollen, obwohl sie noch keine sind, und bei denen es Fingerspitzengefühl braucht. Wann lässt man sie machen, wann greift man helfend ein und wann zeigt man ihnen, dass es Grenzen gibt und wer der Boss ist? Bernhard Tomczyk hat sich immer auf die richtige Dosierung verstanden, und das kam bei den Schülern an – nicht von ungefähr wählten sie ihn schon bald zum Verbindungslehrer.

Ein Pionier der Neuen Medien

Anfang der 1990er Jahre tauchten PC und Neue Medien auf der Bildfläche auf – Tomczyk wurde ihr Pionier an der Schillerschule. 1994 kam die Werkrealschule – Tomczyk erinnert sich belustigt an die Zettelwirtschaft, zu welcher der Mangel an Schulbüchern ihn und seine Kollegen in den Anfangszeiten nötigte.

2001 wechselte Schulleiter Günther Fechner nach Meßstetten; ehe er ging, wandte er seine ganze Überzeugungskraft auf, um dem Kollegen Tomczyk die Nachfolge schmackhaft zu machen. Der bewarb sich und bekam den Posten. 13 Jahre lang stand er auf der Brücke; zu den Errungenschaften der Ära Tomczyk zählen die Einführung des "individuellen kooperativen Lernens" in Zweier- und Vierer-Gruppen, die Einrichtung des "Auszeit"-Raums, in dem notorische Störenfriede einmal in sich gehen können, und die Schaffung einer Lernwerkstatt mit Medien, Materialien, Lernmitteln und Flüstergebot. Tomczyk war immer aufgeschlossen für Neuerungen; er hätte sich auch eine Gemeinschaftsschule in Onstmettingen vorstellen können – es sollte halt nicht sein.

Die letzten Tage seiner 41 Berufsjahre hat Bernhard Tomczyk nicht mit Schere und Maßband heruntergezählt, aber er geht, wie er bei seiner Verabschiedung freimütig bekannte, "ohne weinendes Auge". Im Ruhestand will er Mountainbike fahren, joggen, sich um die beiden Enkel kümmern, dem Sohn bei der Haussanierung helfen und mit seiner Frau reisen – "Mittsommernächte in Skandinavien kenne ich noch nicht; die fallen nicht in die baden-württembergischen Schulferien".

Was bleibt ihm von vier Jahrzehnten im Lehrerberuf? Als Antwort erzählt Tomczyk von der Erstklässlerin, die ihm stolz berichtete, zur Fasnet werde sie sich als Bernhard Tomczyk verkleiden – mit Brille und geschminktem Bart. Oder an einen einstigen Problemschüler, der Jahre später in der Schule erschien und sich als der angeforderte Handwerker vorstellte. Ob ihm Schüler zur Hand gehen sollten, wollte der Rektor wissen. "Klar, schickt mir die schwierigsten – ich weiß, wie sie ticken." Bernhard Tomczyk hat in 41 Jahren offenbar einiges richtig gemacht.