Grund- und Hauptschule soll doch zur Werkrealschule werden / Regierungswechsel macht Änderung möglich

Von Lothar Herzog Aichhalden. Die Gemeinde Aichhalden wird an das Kultusministerium einen Antrag stellen, die Grund- und Hauptschule ab dem Schuljahr 2012/2013 zu einer Werkrealschule weiterzuentwickeln. Gleichzeitig wird die Einrichtung eines zehnten Schuljahres beim staatlichen Schulamt Donaueschingen beantragt. Dies befürwortete der Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag einstimmig.

Manchmal braucht es eben auch ein bisschen Glück. Als das Ratsgremium im Jahr 2009 den für sie damals gewiss nicht einfachen Beschluss fasste, die Hauptschule in ihrer bisherigen Form zu belassen und nicht mit einer Nachbarschule zu einer Werkrealschule zu kooperieren, fühlte man sich zunächst wie das sprichwörtliche gallische Dorf inmitten einer sich rasant verändernden Schullandschaft in Baden-Württemberg.

Jetzt hat sich herausgestellt, dass es die richtige Entscheidung war. Allerdings kam der Kommune der Regierungswechsel im Land vor einem Jahr zugute. Wie Rektor Josef Rack bei der Vorstellung des neuen Schulkonzepts in der Sitzung des Gemeinderats erklärte, hätte man bei der vorherigen Landesregierung eine solche Genehmigung sicherlich nicht bekommen.

Bisher hätten im Schnitt zehn bis 25 Prozent der Abgangsschüler die zehnte Klasse der Werkrealschule Sulgen besucht, 50 bis 70 Prozent eine zweijährige Berufsfachschule und 20 bis 30 Prozent eine Ausbildung begonnen. Eine Befragung der Entlassschüler der vergangenen zehn Jahre habe ergeben, dass bis zu 70 Prozent spätestens nach drei Jahren einen mittleren Bildungsabschluss erlangt hatten, erläuterte der Schulleiter weiter. Als wichtigste Änderungen der neuen Schulform nannte Rack den Wegfall der verpflichtenden Grundschulempfehlung und der Notenbeschränkung beim Übergang in die Klasse zehn. Neu hinzu komme, den Hauptschulabschluss auch erst nach der Klasse zehn erwerben zu können. Als neue Fächer würden berufsorientierende Bildung und Kompetenztraining hinzu kommen. Damit soll eine realistische und passgenaue Berufswahl erreicht werden.

Voraussetzung für die Genehmigung einer zehnten Schulklasse seien 16 Schüler. Dies sei in den nächsten drei Jahren kein Problem. Die Zusammenarbeit mit der Partnerschafts-Hauptschule Fluorn-Winzeln sei aber unbedingt erforderlich, so Rack und hob hervor: "Für die Einrichtung einer zehnten Klasse bekommen wir zwei zusätzliche Lehrkräfte für den Praxiszug und den Bildungszug. Da kann individuell gearbeitet und stark auf die Schüler eingegangen werden, das ist fantastisch", so der Schulleiter und zählte zahlreiche Argumente auf, weshalb die Schule in Aichhalden unbedingt erhalten bleiben sollte.

Bürgermeister Ekhard Seckinger zeigte sich, wie auch das gesamte Ratsgremium, vom Konzept angetan und räumte ein, nicht daran geglaubt zu haben, dass so eine Chance komme, bei der man gar nichts falsch machen könne. Die Sulgener Schule sehe er weiterhin als Partner und keinesfalls als Konkurrent, unterstrich der Bürgermeister.

Gemeinderat und Lehrer Stefan Wiedmann fügte hinzu, es sei politisch gewollt, dass die Hauptschule in alter Form nach und nach verschwinde. Von einst über 200 im Land gebe es derzeit noch 84. Eine Werkrealschule mit zehnter Klasse in Aichhalden sei nicht nur eine Chance für die Kinder in Aichhalden und Fluorn-Winzeln, sondern auch für einheimische Firmen und den Ort selbst, der dadurch gestärkt werde, bekräftigte Wiedmann.