Das Konzept des Althengstetter Waldkindergartens überzeugt immer mehr Eltern, was zu einer langen Warteliste führt. Foto: © Cagkan - stock.adobe.com

Der Verein "Waldkindergarten Althengstett" hat Planungssicherheit: Der Gemeinderat stimmte der Gründung einer zweiten Gruppe zu und sagte die finanzielle Unterstützung der Kommune beim Kauf eines Bauwagens zu. In der Sitzung kam zudem die Frage auf, ob der jetzige Standort noch der richtige ist.

Althengstett - "Waldkindergärten wurden anfangs belächelt. Inzwischen sind sie in vielen Kommunen Standard", sagte die Vorsitzende des Trägervereins, Julia Robaczewski, am Mittwochabend im Gemeinderat. Die Einrichtung in Althengstett ist inzwischen nicht mehr wegzudenken. Sie ist so beliebt, dass die Warteliste für Betreuungsplätze immer länger wird. Mit der Einrichtung einer zweiten Gruppe bekomme die familienfreundliche Gemeinde Althengstett "ein weiteres Aushängeschild", warb die Vereinsvorsitzende um die Unterstützung der Gemeinde. Die Kommune trägt derzeit 80 Prozent der Betriebsausgaben (Personal-, Sach- und Verwaltungskosten). Der monatliche Zuschuss liegt bei 8500 Euro.

Platz für vorerst weitere zehn Kinder

"Wir sind immer voll belegt", sagte die Vorsitzende mit Blick auf den Belegungsplan für 2017 – dem Jahr der Übernahme der Einrichtung durch den Verein – bis 2025. Im kommenden September könne man nach langer Zeit wieder vier Kinder in den Waldkindergarten aufnehmen. Weitere Neuaufnahmen seien dann erst wieder ab September 2024 möglich. Die neue zweite Gruppe solle nach Möglichkeit im Frühjahr 2023 eröffnet werden.

Man wolle eine zweite Waldgruppe gründen mit Platz für weitere zehn Kinder, so Robaczewski. Die Betriebserlaubnis für die zweite Gruppe solle aber auf 20 Kinder ausgelegt sein, um sich die Option einer weiteren Vergrößerung offen zu halten – auch mit Blick auf das neue Baugebiet Brunnenstraße in Neuhengstett, in dem künftig viele junge Familien leben sollen. Für die zweite Gruppe möchte der Verein einen Bauwagen anschaffen, der gegenüber der jetzigen Waldhütte aufgestellt werden soll. Das wird aber nur zu stemmen sein, wenn sich die Gemeinde am Kauf beteiligt. Der ins Auge gefasste Bauwagen kostet samt Innenausstattung, Komposttoilette und Terrassenüberdachung 120 000 Euro.

Mindestens 10 000 Euro aus Sponsoring

Der Verein möchte sich bei handwerklichen Arbeiten, etwa im Spielbereich, selbst einbringen. Laut Robaczewski sei das Sponsoring ein wichtiges Thema für den Verein. Man wolle auf diesem Weg mindestens 10 000 Euro generieren. Bürgermeister Clemens Götz appellierte an den Verein, in puncto Sponsoreneinnahmen optimistischer und ehrgeiziger zu sein. Es sei sicherlich möglich, mehr als 10 000 Euro zusammen zu bekommen. Das Gremium sollte sich schließlich entscheiden, ob – abhängig vom Erfolg des Sponsorings – 105 000 oder 110 000 Euro bereitgestellt werden sollen.

Von einer "wahnsinnigen Bereicherung durch den Waldkindergarten" sprach Thomas Schmidt (Freie Wähler). Solch eine Einrichtung fördere man gerne; Ratskollege Philipp Jourdan (Grüne) von einer "tollen Ergänzung im Kita-Angebot". Wenn man bedenke, dass in der vorangegangenen Sitzung Gewerke für eine Gesamtsumme von 625 000 Euro für Garten- und Landschaftsarbeiten an der neuen Kita in der Poststraße vergeben worden seien, dürfe man jetzt "nicht an 5000 Euro rum machen" und müsse einem Zuschuss von 110 000 Euro zusagen.

Rüdiger Klahm (CDU) erkundigte sich bei der Vereinsvorsitzenden danach, wie die Warteliste geführt wird beziehungsweise wie das Auswahlverfahren aussieht. Er wolle keinen Verdrängungswettbewerb mit anderen Kommunen. In Calw seien die Kindergartengebühren wesentlich höher und Eltern würden deshalb möglicherweise verstärkt nach Althengstett ausweichen wollen. Althengstetter Familien stehen laut Robaczewski an erster Stelle.

Gelände Am Schlaichdorn als Alternative

Martin Jourdan (Unabhängige Wähler) brachte einen ganz anderen Aspekt ins Spiel. Er bezeichnete den jetzigen Standort des Waldkindergartens als "total ungeeignet". Auf der K  4309, wo es an der Einmündung zum Althengstetter Waldkindergarten sowohl für Fußgänger als auch für Autofahrer immer wieder zu brenzligen Situationen kommt, gilt zwar inzwischen zwischen 7 und 17 Uhr Tempo 80 anstatt 100. Doch auch bei dieser Geschwindigkeit steigt der Puls von Erzieherinnen und Eltern täglich, wenn die Kinder gebracht oder geholt werden oder die ganze Gruppe gemeinsam unterwegs ist. Als Alternative brachte Jourdan den Bereich Am Schlaichdorn in Neuhengstett und den beim Sportplatz ins Gespräch. "Das ist jetzt die Chance auf einen zentraleren, sichereren Standort", äußerte sich Lothar Kante zur bevorstehenden Erweiterung der Einrichtung. Auch Michael Läpple (Unabhängige Wähler) sprach sich klar für eine Verlegung aus.

In der Sitzung gab es außerdem den Denkanstoß, statt des Bauwagenkaufs den Bau einer zweiten Hütte in Erwägung zu ziehen. Angelika Holzäpfel brachte den Einsatz eines Containers ins Spiel. Das seien heutzutage nicht mehr nur hässliche Blechbüchsen, sondern es gebe sehr ansehnliche Modelle, die viel hermachen.

Der Gedanke, den Waldkindergarten zu verlegen, sei im Verein noch nicht aufgekommen, äußerte sich die Vereinsvorsitzende zu dem Vorstoß. Sie zeigte sich der Idee gegenüber aufgeschlossen und will diese nun innerhalb des Vereins diskutieren. Das könnte die Eröffnung der zweiten Waldkindergartengruppe erst einmal in weite Ferne rücken lassen, der Verein sehe sich aber nicht unter Zeitdruck, so Robaczewski.

Das Ratsgremium stimmte der Gründung einer zweiten Gruppe und bei einer Enthaltung dafür, einen 90-prozentigen Maximalzuschuss für den Bauwagenkauf zu gewähren, was 110 000 Euro entspricht. Außerdem regte das Gremium an, einen neuen Standort für den Waldkindergarten zu prüfen.