Blick ins Mercedes-Werk nach dem Vorfall – die Stadt steht unter Schock. Foto: dpa/Julian Rettig

Schüsse, zwei Tote, eine Festnahme – und viele offene Fragen. Wir haben zusammengetragen, was wir zu dem Vorfall im Mercedes-Werk in Sindelfingen wissen und was nicht.

Wie leider so oft bei schrecklichen Ereignissen, wurden auch nach dem Tötungsdelikt in Sindelfingen am Donnerstagmorgen, als zwei Menschen auf dem Gelände des Mercedes-Werks erschossen worden waren, soziale Netzwerke mit Gerüchten geflutet, noch bevor die Polizei auch nur erste amtliche Infos preisgegeben hatte. Wir tragen hier (Stand 16.30 Uhr) zusammen, was wir zu dem Vorfall wissen und was nicht – die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wann ereignete sich die Tat und wo?

Nach Angaben der Polizei hat sich die Tat am Donnerstagmorgen gegen 7.45 Uhr ereignet. Demnach betrat der Tatverdächtige eine Produktionshalle des Mercedes-Werks in Sindelfingen und schoss auf zwei Menschen. Bei der Produktionshalle handelt es sich um die Factory 56. Hier werden Luxusmodelle wie S-Klasse, Maybach oder EQS zusammengebaut.

Wie verlief die Festnahme?

Kurz nach den tödlichen Schüssen gelang es laut Polizei dem Werksschutz, den Schützen zu überwältigen. Dieser habe keinen Widerstand geleistet. Er wurde der Polizei übergeben, die auch die mutmaßliche Tatwaffe sicherstellen konnte.

Wie viele Schüsse wurden abgegeben?

Auch wenn im Internet verschiedene Angaben kursieren, die möglicherweise auf Beobachtungen anderer anwesender Mitarbeiter beruhen, gibt es keine amtlich gesicherte Zahl und die Polizei hält sich bislang mit Aussagen hierzu zurück.

Was ist über die Beteiligten bekannt?

Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich laut Polizei um einen 53 Jahre alten Mann mit türkischer Staatsbürgerschaft. Die Opfer sind ebenfalls Männer, beide 44 Jahre alt. Einer starb nach den Schüssen vor Ort, der andere etwas später im Krankenhaus. Bei dem Tatverdächtigen und dem Toten handelt es sich nicht um direkte Mercedes-Benz-Mitarbeiter sondern um Mitarbeiter der Fremdfirma Rhenus, einem Logistikdienstleister. Diese Informationen wurden am Nachmittag von dem Unternehmen bestätigt, das den Opfern, ihren Angehörigen und allen Zeugen des Vorfalls ihr tiefstes Mitgefühl aussprach.

Was trieb den mutmaßlichen Täter an?

Auch hierzu liegen noch keine gesicherten Erkenntnisse vor. Es gibt Gerüchte, dass es für den Tathintergrund Streitigkeiten um die Türkei-Wahl eine Rolle gespielt haben. Die Ermittler haben diese Gerüchte bislang nicht kommentiert.

Welche Gerüchte haben sich als falsch oder unwahrscheinlich erwiesen?

Am Donnerstagmorgen war in sozialen Netzwerken von einem möglichen Amoklauf die Rede. Das ist nach Einschätzung der Polizei definitiv nicht der Fall gewesen.

Wie reagiert Mercedes auf den Vorfall?

Mercedes-Benz ist „zutiefst bestürzt und geschockt“, wie das Unternehmen bereits am Mittag mitteilte. Das Sicherheitskonzept werde kontinuierlich geprüft und weiterentwickelt. Darüber hinaus wolle sich der Autobauer an Spekulationen nicht beteiligen. Die Produktion in der betroffenen Halle ist bis zum Ende der Woche gestoppt, abseits davon läuft sie weiter. Auch die katholische Seelsorge war nach dem Vorfall im Einsatz, um Zeugen der Bluttat psychologisch zu betreuen.

Wie geht es jetzt weiter?

Der Tatverdächtige wurde am Nachmittag dem Haftrichter vorgeführt. Üblicherweise werden im Anschluss weitere Informationen, wie etwa die Nationalität des mutmaßlichen Täters, veröffentlicht. Informationen zu einer denkbaren Pressekonferenz der Polizei, die weiter Licht ins Dunkel bringen könnte, lagen am Donnerstagnachmittag noch nicht vor.