Sieben Kilometer unter den Wäldern im Killertal lag das Epizentrum des Erdbebens am Mittwoch. Foto: Landesamt für Geologie Freiburg

Leichtes Beben der Stärke 2,9 hat Epizentrum im Killertal. Region betroffen wie kaum eine andere in Deutschland.

Albstadt/Hechingen - In aller Munde war am Donnerstag das Erdbeben am Mittwochabend. Im Umkreis von 15 Kilometern rund um das Killertal waren wenige Sekunden lang Erschütterungen zu spüren – mit glimpflichem Ausgang: Schäden sind nicht bekannt.

Dort, wo die Gemarkungen von Hechingen, Jungingen und Albstadt aufeinandertreffen, also zwei Kilometer südwestlich von Jungingen, lag am Mittwoch um 20.42 Uhr das Epizentrum des Erdbebens der Stärke von 2,9 auf der Richterskala. Das ist der höchste Wert in der Region seit März 2010, als eine Magnitude von 3,2 gemessen wurde. Verwerfungen in sieben Kilometern Tiefe sorgten laut dem Landesamt für Geologie in Freiburg für Erschütterungen, die zwischen Geislingen und Trochtelfingen sowie von Dußlingen bis Meßstetten zu spüren waren. Nachbeben sind möglich.

Auf der Facebook-Seite des Schwarzwälder Boten Balingen bezeugen unter anderem Angelo Sollazzo aus Gammertingen und Roselinde Hutt aus Geislingen, wackelnden Boden unter den Füßen gehabt zu haben. In der Wohnung der Balinger Daniel und Christine Karbacher hätten die Jalousien gewackelt, ihre Katze sei "voll abgedreht" gewesen. Anonyme Bürger berichten, in Onstmettingen sei es "kurz, aber sehr laut und deutlich spürbar" gewesen. In Tailfingen habe es sich angehört, "als sei eine Dachlawine abgegangen", in Lautlingen war ein "tiefes Grollen" zu vernehmen. Besorgte Meßstettener stellten einen Zusammenhang mit Übungen auf dem dortigen Sprengplatz her. Dies schließt Wolfgang Brüstle vom Landeserdbebendienst aus. Schäden sind laut dem Balinger Polizeisprecher Peter Mehler keine bekannt.

Neben dem Rheingraben gilt der Zollernalbkreis als Erdbebenschwerpunkt in Deutschland. Grund ist laut Brüstle die sogenannte Verwerfung "Albstadt-Scherzone", an der sich tektonische Spannungen entladen. Die Erschütterungen stehen nicht, wie häufig angenommen, in Verbindung mit dem Hohenzollerngraben.

Allein in den vergangenen zehn Jahren gab es hier fünf Beben mit Stärken von 2,4 bis 4,4. Diese zeigen: Die Epizentren wandern über die Jahre nach Norden. Lag der Bebenherd im März 2003 (Stärke 4,4) und im August 2007 (3,3) südlich beziehungsweise auf Höhe von Ebingen, befand sich das Zentrum im März 2010 (3,2) auf Höhe von Onstmettingen.

Epizentren immer weiter nördlich

Nun also zwei Kilometer nordwärts im Killertal. Hält diese Entwicklung an, wäre demnächst mit einer Erschütterung zwischen Jungingen und Mössingen zu rechnen.

Sorge bereitet, dass die größeren Beben der Jahre 1911 (6,1), 1943 (5,6) und 1978 (5,7) nahe Albstadt in einem Abstand von 32 bis 35 Jahren aufgetreten sind. Seit dem letzten heftigen Beben, bei dem 25 Personen verletzt wurden, sind nun 35 Jahre vergangen. "Eine Vorhersage von Zeitpunkt, Ort und Stärke zukünftiger Erdbeben ist derzeit aber noch nicht möglich", sagt Brüstle. Schlimme Folgen sind erfahrungsgemäß ab einer Stärke von 5,0 zu erwarten.