Albstadt wird Modellgemeinde für den Biotopverbund. Foto: Scheck

Stadt wird Modellgemeinde für den Biotopverbund. Axel Mayer weiß auch warum.

Albstadt - Axel Mayer hat zwei Hüte auf: Als Grün- und Umweltplaner der Stadt weiß er, warum Albstadt jetzt Modellgemeinde ist im landesweiten Modellprojekt für den Biotopverbund – als Alb-Guide weiß er, welche Projekte vordringlich wären.

"Ein gut geplantes Netz von vielen kleinen Maßnahmen über Gemeindegrenzen hinweg trägt zum Erhalt der biologischen Vielfalt bei. Davon profitieren Natur und Menschen im Land gleichermaßen" – so erklärt Umwelt- und Naturschutzminister Franz Untersteller das landesweite Modellprojekt für einen Biotopverbund, dem auch die Stadt Albstadt angehört.

Damit ist sie – zusammen mit Backnang, Bischweiher-Kuppenheim und Singen – eine von vier Kommunen in Baden-Württemberg, die Erfahrungen mit konkreten Einzelmaßnahmen für einen lokalen Verbund von Biotopen sammelt und damit zum Beispiel für andere Städte und Gemeinden werden sollen, wie es in einer Pressemitteilung des Umweltministeriums heißt. Konzipiert und betreut wird das Modellprojekt von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW). Axel Mayer kann all das genauer erklären, ist er doch einerseits Grün- und Umweltplaner im Stadtplanungsamt Albstadt und andererseits Alb-Guide beim Naturschutzbund, also Praktiker in Sachen Umweltschutz. "Albstadt hat sich als eine von 30 Gemeinden beworben, Modellgemeinde zu werden, und für jeden Regierungsbezirk wurde eine ausgewählt", so Mayer. Derzeit sei das Umweltplanungsbüro Dr. Grossmann in Balingen damit beschäftigt, Kernflächen auszusuchen, um daraus konkrete Maßnahmen zu entwickeln – als Beispiel für eine solche nennt Mayer das Pflanzen von Streuobstwiesen. Während das LUBW die Untersuchungen bezahle, dürften die Maßnahmen später nicht bezuschusst werden, so Mayer. Allerdings: "Sie können wir später ins Ökokonto der Stadt einstellen."

Im Klartext: Baut die Stadt zum Beispiel eine Straße, muss sie anderswo den Eingriff in die Natur ausgleichen – beides wird auf der Soll- respektive Haben-Seite des Ökokontos vermerkt.

Schon in Kürze sollen die ersten Maßnahmen, die Grossmann plant, vorgestellt werden – im nächsten Frühjahr dann auch den Vereinen, die dabei mithelfen können, sie umzusetzen. Als Beispiele dafür nennt Axel Mayer die Obst- und Gartenbauvereine und natürlich den NABU, für den er selbst als Alb-Guide tätig ist.

Welches Projekt möchte Mayer – in dieser Funktion – gerne umgesetzt wissen? "Die für Albstadt typischen Wacholderheiden erhalten und ausweiten – das wäre eine vordringliche Sache", meint er, "denn diese Landschaft ist sehr reizvoll, sehr artenreich, blüht im Frühjahr herrlich und ist zudem ein Anreiz für Touristen."

Dass Axel Mayer ein echter Fachmann in Sachen Biotopverbund ist, zeigt die Tatsache, dass er darüber schon weit jenseits von Albstadt referiert hat, etwa im Landratsamt Böblingen und in der Akademie für Natur- und Umweltschutz in Stuttgart.

Weitere Informationen: www4.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/216969/

Info: Biotopverbund

Was ein Biotopverbund ist, hat Umweltminister Franz Untersteller bei der Auftaktveranstaltung zum Modellprojekt in Backnang erklärt: "Unsere Kulturlandschaft wird intensiv genutzt, Straßen und Siedlungsflächen zerschneiden natürliche Lebensräume von Tier- und Pflanzenarten", erklärte Untersteller. Dies erschwere oder unterbinde den genetischen Austausch und führe zu einer genetischen Verarmung, die das dauerhafte Überleben der Arten gefährde und zu einem Verlust an biologischer Vielfalt führe. "Mit dem landesweiten Biotopverbund wollen wir eine grüne Infrastruktur schaffen, die verbleibende Freiräume schützt und die Lebensräume der Tiere und Pflanzen wieder miteinander verbindet."