Anna Ohnweiler (Mitte) nimmt stellvertretend für ihre 2008 gegründete Gruppe "Omas gegen Rechts" beim offiziellen Festakt in Berlin den Paul-Spiegel-Preis entgegen. Foto: Luckert

Die "Omas gegen Rechts" um die Nagolderin Anna Ohnweiler sind mit dem Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage ausgezeichnet worden.

Nagold/Berlin - Es war ein großer Tag für die Anna Ohnweiler, Gründerin der Bewegung "Omas gegen Rechts", und für ihre Mitstreiterinnen aus verschiedenen Regionalgruppen in ganz Deutschland. Ihr wurde vom Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, der Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage verliehen. Dazu hatte der Zentralrat zu einem Festakt ins renommierte Berliner Hotel Stadtbad Oderberger eingeladen. Der mit 5000 Euro dotierte Preis für Zivilcourage wird seit 2009 in Erinnerung an den früheren Zentralratspräsidenten Paul Spiegel (1937 bis 2006) verliehen.

Preisträger bereits im Jahr 2020

Preisträger waren die "Omas gegen Rechts" bereits 2020. Die Verleihung musste aber wegen der Pandemie verschoben werden. So kam es zu einem gemeinsamen Termin mit dem Preisträger 2022, dem traditionsreichen Berliner Sportclub Tennis Borussia, der sich ebenfalls für Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus einsetzt.

Unter den etwa 100 geladenen Gästen befand sich außer Omas aus ganz Deutschland auch etliche Prominenz aus Politik und Gesellschaft. So gab es anerkennende Grußworte der Bundesfamilienministerin Lisa Paus sowie der Bevollmächtigten des Landes Berlin beim Bund, Ana-Maria Trasnea.

„Sie sind wahre Vorbilder“

Josef Schuster dankte den Omas gegen Rechts für ihr vorbildliches Engagement für Toleranz und gegen Rassismus und Antisemitismus. "Sie tragen Ihren Mut und Ihre Leidenschaft für Vielfalt und Demokratie in die ganze Breite unsrer Gesellschaft. Sie sind wahre Vorbilder."

Die Laudatio hielt die Autorin und Publizistin Carolin Emcke, unter anderem Trägerin des "Friedenspreises des Deutschen Buchhandels". Sie bekannte zu Beginn ihrer Rede, dass sie "nicht allein aus Freude, sondern zugleich mit Unbehagen und mit zornigem Schmerz" spreche. Denn diesen Preis für Zivilcourage zu verleihen, bedeute, dass es "tiefsitzenden, machtvollen Antisemitismus" gebe, und es bürgerlichen Mut brauche, nicht wegzuschauen sondern dagegen einzuschreiten.

Die Omas gegen Rechts hätten sich gegen das Zuschauen entschieden, sie wollten "verhindern, dass geschieht, was geschieht". Dass dieser Einspruch von Großmüttern komme, spiele eine große Rolle und habe eine "ungeheure politische Wucht".

Emcke lobte nicht nur den Mut der Omas, sondern auch den "wirklich gehörigen Spaß, den es ihnen macht, dem rassistischen, homo- oder frauenfeindlichen Gegenüber ihre humanistische Lebensfreude, ihren Witz, ihre Lust auf eine andere Gesellschaft entgegenzuhalten."

Sichtlich bewegte Anna Ohnweiler

Nach der Verleihung des Preises durch Josef Schuster trat Anna Ohnweiler sichtlich bewegt ans Rednerpult. Mit "Dankbarkeit und Ehrfurcht" stehe sie hier. Der Preis sei "für uns alle wertvoll, weil er uns zeigt, dass wir wahrgenommen werden. Vor allem, dass es uns auch noch in unserem Alter noch gelingt, Zeichen zu setzen, auch wenn es nicht allen gefällt".

Zusammenfassend stellte Anna Ohnweiler fest: "Wir, die Omas gegen Rechts, treten überall dort auf, wo mit Hass, Hetze und Gewalt die Würde des Menschen mit Füßen getreten wird." Und auf die aktuelle Situation bezogen: "Es ist noch nichts gut. Gut ist es für mich erst dann, wenn es in diesem Land überflüssig ist, Einrichtungen anderer Religionen, hier Synagogen, mit Polizeischutz zu sichern".

Gründung 2018

Die Bewegung der Omas nahm ihren Anfang in Wien und wurde 2018 mit Hilfe einer Facebook-Gruppe als Verein "Omas gegen Rechts in Deutschland" mit Sitz in Nagold gegründet. Vorsitzende ist Anna Ohnweiler. Inzwischen gibt es regionale Gruppen in etwa 100 Städten in ganz Deutschland.