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Ausgedünnt werden Direktflüge nach Malaga sowie nach Barcelona - St. Petersburg gestrichen.

Berlin - Die Sanierung der finanziell angeschlagenen Fluglinie geht auf Kosten der Regionalflughäfen: Allein auf Stuttgart-Berlin-Flügen werden bis Ende des Jahres 15.000 Sitzplätze gestrichen.

Die Schieflage von Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft Air Berlin macht kräftige Einsparungen nötig: Die Flotte soll bis Ende des Jahres um acht Maschinen auf dann 163 reduziert werden. Bislang hatte es immer geheißen, dass für 2012 eine Aufstockung auf 177 Maschinen vorgesehen sei. Air Berlin hat seit 2008 rote Zahlen geschrieben.

Air Berlin streicht zudem zahlreiche Flugverbindungen und dünnt den Takt aus: Bis Ende des Jahres sollen 7500 Flüge gestrichen werden, 1,1 Millionen Plätze fallen weg. Besonders betroffen sind Regionalflughäfen: So streicht Air Berlin komplett die Verbindung vom Stuttgarter Flughafen zum russischen Sankt Petersburg. Allein durch diese Maßnahme fallen dieses Jahr 14.000 Plätze weg.

Auch die Flüge von und nach Berlin sind betroffen: Die Taktzahl wird eingeschränkt, dieses Jahr fallen dadurch 15.000 Plätze weg. Ausgedünnt werden zudem die Direktflüge von Stuttgart ins südspanische Malaga sowie nach Barcelona. Nächstes Jahr sollen weitere 2,2 Millionen Plätze oder 16000 Flüge gestrichen werden. Die Drehkreuze in Berlin, Düsseldorf und Wien werden aber ausgebaut.

Firmengründer Joachim Hunold (61) hatte gestern auch für das zweite Quartal rote Zahlen vorgelegt und seinen Rücktritt für Anfang September angekündigt. Ein Branchenkenner sagte unserer Zeitung: "Hunold ist nicht freiwillig gegangen." Hunold machte vor allem die Luftverkehrsabgabe sowie die gestiegenen Kerosinpreise sowie die politische Krise in Urlaubsregionen in Nordafrika für den Rückschlag verantwortlich. Air Berlin legte Zahlen vor, wonach die Fluglinie wesentlich härter durch die Luftverkehrsabgabe getroffen werde als der größte Mitbewerber Lufthansa. 1992 hatte Hunold den Air-Berlin-Flugbetrieb mit zwei Boeing-Maschinen gestartet und dann das Unternehmen innerhalb von 19 Jahren über zahlreiche Zukäufe und starkes Wachstum zur zweitgrößten Fluglinie Deutschlands gemacht.

Die Nachfolge tritt Ex-Bahnchef Hartmut Mehdorn an. Der 69-Jährige, der dem Aufsichtsrat von Air Berlin seit seinem Ausscheiden bei der Bahn im Jahr 2009 angehört, soll den Sanierungskurs fortsetzen.