Hier soll das Neubaugebiet "Mittelfeld III" entstehen. Dafür werden mehrere Ausgleichsmaßnahmen fällig, zum Beispiel ein Waldrefugium beim Simmozheimer Schützenhaus. Foto: Biermayer

Weil das Neubaugebiet "Mittelfeld III" ein Stück Natur kostet, müssen dafür Ausgleichsmaßnahmen geschaffen werden. Eine davon, die Verbindung der Lauchquelle mit dem Eulert- und Talackerbach, stieß bei manchen Simmozheimern auf wenig Gegenliebe. Stattdessen entschied sich der Gemeinderat jetzt für Maßnahmen im kommunalen Wald. Und die Streuobstwiesen bekommen ein neues Zuhause.

Simmozheim - Im Dezember machte der Simmozheimer Helmut Schneider seine Beschwerden zur Ausgleichsmaßnahme bezüglich der Lauchquelle öffentlich. Diese sei zu teuer und nicht sinnvoll, so seine Meinung. Außerdem betreffe die Maßnahme ein Grundstück, das seiner Mutter gehört. Weder sie noch ein andere Eigentümer seien über das Vorhaben in Kenntnis gesetzt worden.

Nun beschäftigte sich der Gemeinderat mit möglichen Alternativen. "Aus unserer Sicht wäre die Maßnahme sehr sinnvoll gewesen", erklärte Bürgermeister Stefan Feigl mit Bezug auf die Lauchquelle. Allerdings habe man aufgrund der Eingabe durch Träger öffentlicher Belange, darunter Bürger, Behörden und Naturschutzverbände, andere Ideen erarbeitet.

Neuer Lebensraum für Tiere und Pflanzen

Eine davon betrifft den Wald um Simmozheim. Hier soll der Forst an drei Orten stillgelegt, das heißt aus der Bewirtschaftung genommen werden. Durch ein solches Alt- und Totholzkonzept können Lebensräume für Tiere und Pflanzen geschaffen werden. Die vorgesehenen Flächen dafür befinden sich bei Büchelbronn am Ochsenweg, am Steinhörnle und bei der Hirsauer Straße in der Nähe des Schützenhauses. Letzteres Gebiet sei durch seine Nähe zum Mittelfeld III eine gute Anlaufstelle für die dort lebenden Tiere, so Feigl. Diese sollen aber auch durch Nistkästen im neuen Wohngebiet eine mögliche Heimat haben.

Insgesamt beträfe die Stilllegung eine Fläche von 9,5 Hektar, erklärte Feigl weiter. Bei einer Forstgesamtfläche von etwa 250 Hektar käme man so auf einen Anteil von etwa vier Prozent. Dies entspreche auch dem von der Landesregierung angestrebten Anteil solcher Waldrefugien.

Dazu kommen Maßnahmen betreffend der Streuobstwiesen, die im zukünftigen Baugebiet liegen. Denn eigentlich dürfen solche Flächen über 1500 Quadratmeter nicht mehr umgewandelt werden. Und genauso groß ist die betreffende Fläche eben. Gut 100 Bäume stehen dort aktuell. Die Gemeinde verpflichtet sich nun, die gleiche Anzahl von Bäumen auf eigenen Flächen zu pflanzen und zu pflegen. Da diese Bäume aber nicht gleich ein adäquater Ersatz seien, behelfe man sich eben mit den Nistkästen, sagt der Bürgermeister.

Höchste Streuobstbaumdichte im Kreis

Zusätzlich sei noch eine Obstbaum-Pflanzaktion mit dem örtlichen Obst- und Gartenbauverein geplant, erklärte er weiter. Außerdem habe Simmozheim im Kreis Calw ohnehin die höchste Streuobstbaumdichte. Dies habe das Landratsamt ermittelt. Mehr als fünfmal so viele Obstbäume wie Kommunen im Schnitt im Landkreis hätten, gebe es in der Gemeinde.

Antrag zum Thema Befangenheit abgelehnt

Bevor im Gemeinderat über die Ausgleichsmaßnahmen diskutiert werden konnte, musste man sich erst einmal drauf einigen, wer denn mitdiskutieren darf. Denn Ernst Repphun (aktiv für Simmozheim) und Lorenz Auwärter (afS) sind wegen Befangenheit eigentlich von der Diskussion ausgeschlossen – sehr zum Unmut von Rainer Bauser (afS). Denn die Maßnahmen im Wald beträfen ja die gesamte Gemeinde und nicht nur die Anrainer des Wohngebietes. Deshalb sollten sowohl Repphun als auch Auwärter mit abstimmen dürfen. Friedbert Baral (afS) sah dies ähnlich und formulierte einen entsprechenden Antrag. Dieser wurde jedoch vom Gremium mehrheitlich abgelehnt.

Anschließend erkundigte sich Sabine Fels (Unabhängige Wählerschaft), ob die Nistkästen denn verpflichtend seien. Dies bejahte der anwesende Landschaftsarchitekt Wolfgang Blank. Außerdem erkundigte sie sich nach den Gegenargumenten zu einer Waldstilllegung. Blank setzte zu einem langen Vortag an. An dessen Ende hatte er aber eigentlich kein einziges Gegenargument genannt.

Baral fielen hingegen gleich welche ein. Es gebe dann weniger Brennholz. Und Holz sei ja wohl der nachhaltigste Brennstoff. Außerdem brächten diese Waldrefugien keinen Vorteil. Dies bestätigten sogar Experten. Welche Fachleute genau, ließ er an dieser Stelle offen. "Die paar Prozent tun uns nicht weh", entgegnete Eugen Häberle (Unabhängige Wählerschaft). Wirtschaftlich wertvolle Flächen würden zudem nie als Waldrefugium ausgewiesen, meinte Blank dazu.

Dreimonatige Verzögerung

Bauser wollte abschließend wissen, um wie viel sich das Vorhaben Mittelfeld III durch die Umgestaltung der Ausgleichsmaßnahmen nun verzögere. Durch die abermalige notwendige Auslage des Bebauungsplanes verliere man vermutlich um die drei Monate, erklärte Bürgermeister Feigl. Abschließend billigte der Gemeinderat die geändert Planung, inklusive der neuen Ausgleichsmaßnahmen. Rainer Bauser, Etienne Jourdan und Friedbert Baral (alle afS) stimmten dagegen. Lorenz Auwärter und Ernst Repphun ) waren wegen Befangenheit nicht an der Abstimmung beteiligt.