In einer Online-Zeremonie wurde der Deutsche Nachhaltigkeitspreis vergeben. Foto: Koester

Partner und Partner Architekten ausgezeichnet. Hochhausbau quasi ohne Abfall.

Das Gebäudeprinzip Woodscraper des Architekturbüros Partner und Partner Architekten (Berlin/Baiersbronn) wurde mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis Design geehrt. Während einer Online-Zeremonie erhielt das Gebäudeprinzip die Auszeichnung in der Kategorie "Zukunftsvisionen".

Baiersbronn/Düsseldorf/Berlin - Der neue Preis orientiert sich an den Zielen der von der UN ausgerufenen Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und soll Orientierung geben in einer Zeit, in der nachhaltiges Design gefragter ist denn je, heißt es in einer Pressemitteilung des Architekturbüros.

Die Jury begründet ihre Wahl damit, dass die Architekten Klaus Günter und Jörg Finkbeiner mit dem Woodscraper in vorbildlicher Weise beweisen, dass der Bau von Hochhäusern mit bis zu 20 Geschossen mit nur wenig CO2-intensivem Beton und auch schadstofffrei und praktisch ohne Abfall funktionieren kann.

"Ihr Woodscraper ist das erste modular umnutzbare, zirkuläre, klima- und ressourcenpositive Gebäudeprinzip für einfaches, schadstofffreies Bauen aus nachwachsenden und gut verfügbaren Rohstoffen wie Nadelholz und Stroh. Durch das Schließen von Stoffkreisläufen verhindert dieses Gebäudeprinzip Müll fast gänzlich und lässt zugleich das Volumen CO2-speichernder Ressourcen anwachsen. Bemerkenswert ist, dass der Bau so intelligent geplant wurde, dass im Prinzip sogar auf einen Kran verzichtet werden kann. Ein beeindruckendes, ganzheitliches Konzept, das nicht zuletzt auch durch den Verzicht auf Beton eine drastische Reduktion von Abfällen und CO2 bewirkt und ein positives Signal in die Baubranche sendet", heißt es weiter in der Begründung.

Entwickelt wurde das Gebäudeprinzip Woodscraper durch ein interdisziplinäres Forschungsteam und mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).

Frei von Schadstoffen und Wohngiften

Die Hochhäuser, die primär aus Holz und Stroh bestehen, verhalten sich ressourcenpositiv; das bedeutet, dass sie mehr CO2 einspeichern, als für ihre Errichtung ausgestoßen wird, heißt es weiter in der Pressemitteilung. Frei von Schadstoffen und Wohngiften sorgten die atmungsaktiven Materialien außerdem für ein gesundes Raumklima. Bei Nutzungsänderungen ließen sich die Grundrisse der Woodscraper flexibel verändern.

Die Art und Weise, wie die Woodscraper konstruiert und gebaut werden, sendet aus Sicht von Jörg Finkbeiner, geschäftsführender Gesellschafter von Partner und Partner, ein wichtiges Signal für den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Beim Neustart nach der Pandemie, die derzeit alles überlagert, werde nachhaltiges Design besonders gefragt sein. Die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis betont das auch in ihrer Begründung, in diesem Jahr erstmals gestalterische Lösungen auszuzeichnen.

Derzeit laufen die Gespräche für eine Umsetzung zwei solcher Wohn-Holzhochhäuser für das Wolfsburger Hellwinkel-Terrassen-Quartier im kommenden Jahr. Zusätzliches Ziel ist, dort die Bauten mit Energie aus regenerativen Quellen zu versorgen.  Gegründet von den beiden Geschäftsführern Klaus Günter und Jörg Finkbeiner spezialisiert sich das Büro Partner und Partner seit knapp 15 Jahren auf nachhaltiges Bauen aus Holz sowie zirkuläres Bauen.

Ihre Arbeit wurde bereits mit vielen Preisen ausgezeichnet, darunter der Bundespreis Ecodesign und der Holzbaupreis Baden-Württemberg.

Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis ist die nationale Auszeichnung für Spitzenleistungen im Bereich Nachhaltigkeit. Mit nunmehr neun Wettbewerben – darunter Preise für Unternehmen, Städte und Kommunen, Forschung, Start-ups und in diesem Jahr ganz neu für Design – ist der Preis der größte seiner Art in Europa. Die Auszeichnung wird vergeben von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, kommunalen Spitzenverbänden, Wirtschaftsvereinigungen, zivilgesell-schaftlichen Organisationen und Forschungseinrichtungen.